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Coffee to go und Mundschutz

In der Bahn von Bretten nach Rastatt: Wie steht´s um die Maskenpflicht?

Seit etlichen Wochen ist das Tragen von Mundschutzmasken in Bussen und Bahnen Pflicht. Zudem müssen die Fahrgäste die Abstandsregel einhalten. Doch der Praxis-Test zeigt: Längst nicht immer halten sich alle Fahrgäste an die Regeln.

Vorbildlich: Die Gäste in Karlsruhe steigen alle mit Mund-Nasenschutz in die Bahn.
Vorbildlich: Die Gäste in Karlsruhe steigen alle mit Mund-Nasenschutz in die Bahn. Foto: Dederichs

Einige laufen schon am Bahnsteig mit Masken herum, andere wickeln sich erst im Zug ein Stück Tuch vors Gesicht. Menschen ganz ohne Mund-Nasen-Schutz bilden im öffentlichen Personennahverkehr aber die Ausnahme.

Etwa zehn Prozent der Fahrgäste müssen darauf hingewiesen werden.
Michael Krauth, Pressesprecher KVV und AVG

„90 bis 95 Prozent tragen freiwillig eine Maske. Etwa zehn Prozent der Fahrgäste müssen darauf hingewiesen werden“, gibt Michael Krauth bekannt. Krauth ist Pressesprecher des Karlsruher Verkehrsverbunds (KVV) sowie der Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG). Hannelore Schuster, Pressesprecherin der Abellio Baden-Württemberg, spricht von „vereinzelten Fällen, die erinnert werden mussten“.

Kaffeepause ohne Mundschutz

Bei Testfahrten der BNN von Bretten über Karlsruhe bis nach Rastatt bestätigen sich diese Angaben. Fast alle Gäste haben Mund und Nase ordnungsgemäß verhüllt. In Jöhlingen jedoch steigt ein Schüler ein, der in Ruhe seine Fahrkarte entwertet und Platz nimmt, bevor er seinen Mundschutz hervorkramt.

Ein älterer Herr trägt auf der Fahrt nach Rastatt seine Maske um den Hals statt vorm Gesicht. Zwei Frauen streifen ihren Mundschutz immer wieder herunter, um sich einen Kaffee zu gönnen. Und komplett auf eine Maske verzichten zwei weitere weibliche Fahrgäste auf der Fahrt von Bietigheim nach Rastatt.

Verstoß gegen die Maskenpflicht ist eine Ordnungswidrigkeit

Personen, die sich nicht an die gesetzliche Maskenpflicht halten, begehen eine Ordnungswidrigkeit. Für die Ahnung ist die Polizeibehörde zuständig. Die Bahngesellschaften selbst können keine Strafen verhängen, sie dürfen die Gäste lediglich von der Beförderung ausschließen.

KVV- und AVG-Mann Michael Krauth sagt, wie es in der Realität läuft: „Wir haben unsere Fahrscheinprüfer angewiesen, die Fahrgäste freundlich auf die Maskenpflicht hinzuweisen. Sollte sich jemand weigern, dürfen wir die Gäste der Bahn verweisen.“

Im „Einzelfall“ sei es auch schon dazu gekommen. Um sie wirklich aus dem Zug zu schicken, müssten die „Masken-Verweigerer“ jedoch zunächst erwischt werden. Oben genannte Personen jedenfalls fahren ungestraft bis zu ihrem Ziel – denn weder Ordnungshüter noch Kontrolleure sind in Sicht.

Wir versuchen, das Maximum an Fahrzeugen rauszuschicken.
Michael Krauth, Pressesprecher AVG und KVV

Ein weiteres Puzzle-Teil im Kampf gegen Coronaviren ist die Abstandsregel. Volle Züge will Abellio verhindern, indem sie nach eigener Aussage inzwischen wieder nach normalem Fahrplan fährt. Während des Lockdowns hatte die Gesellschaft ihr Angebot reduziert. Auch AVG und KVV fahren regulär, zudem überwiegend in sogenannter Doppeltraktion. „Wir versuchen, das Maximum an Fahrzeugen rauszuschicken“, sagt  Pressesprecher Michael Krauth.

Fahrgast-Zahlen sind weiter deutlich niedriger als vor Corona

Tatsächlich sind überall lange Bahnen im Einsatz. In allen Zügen ist reichlich Platz, zahlreiche Sitzreihen bleiben leer. Dies liegt auch daran, dass die Zahl der Fahrgäste trotz der Lockerungen noch immer deutlich unter denen in Vor-Coronazeiten liegt. Das berichten AVG- und KVV-Presesprecher Michael Krauth und Hanneore Schuster von Abellio. Fabio Beiler, regelmäßiger Bahn-Fahrer aus Jöhlingen, freut sich über die leeren Züge. „Ich fühle mich dadurch sicher, denn es ist ja nie richtig voll hier“, sagt er.

Ich würde schon sagen, dass jetzt viel mehr mit dem Fahrrad fahren
Celina Zipper, Schülerin aus Bretten

Eine Ursache für die leeren Abteile könnte auch der geringe Schülerverkehr sein. Seit Anfang der Woche haben zwar fast alle Schüler wieder Präsenzunterricht, allerdings eingeschränkt und zu ungewöhnlichen Zeiten. Für Celina Zipper aus Bretten Grund genug, sich aufs Fahrrad zu schwingen. „Ich bin mit dem Rad unterwegs, da ich mit dem Bus entweder fast eine Stunde zu früh oder 15 Minuten zu spät zum Unterricht da wäre“, sagt die 16-Jährige. Zahlreiche Schulkameraden handeln ähnlich. „Ich würde schon sagen, dass jetzt viel mehr mit dem Fahrrad fahren.“

Mit zusätzlichen Maßnahmen versuchen beide Eisenbahngesellschaften, die Übertragung von Viren zu verhindern. So berichten deren Presseprecher übereinstimmend, dass Druckknöpfe, Haltestangen und Toiletten regelmäßig gereinigt und desinfiziert würden. Zudem öffne Abellio, wo technisch möglich, die Fahrzeugtüren automatisch.

Wir lüften kräftig durch.
Michael Krauth, Pressesprecher AVG und KVV

AVG und KVV reißen nach Worten von Krauth an jeder Haltestelle – ebenfalls automatisch – alle Türen auf. „Dadurch müssen die Gäste die Knöpfe nicht berühren und wir lüften kräftig durch“, sagt Pressesprecher Michael Krauth. Im Praxis-Test erweist sich das jedoch eher als eine Art Blitz-Lüftung: Selbst bei längerem Halt, etwa am Bahnhof Bretten, schließen die Türen bereits nach wenigen Sekunden wieder.

Fahrradfahren als Alternative

Kein Problem für Celina Zipper: Die junge Dame hat den Spaß am Radfahren entdeckt. "Mir gefällt es gut. Es ist cool, dass meine Freunde mitfahren und ich mich mit ihnen unterhalten kann", sagt sie. "Außerdem ist man dann gleich richtig wach."

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