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Kühle Monatsmitte

Juli 2020 war an Wetterstation Rheinstetten zu heiß und zu trocken

Trotz einer kleinen Kaltperiode in der Mitte des Monates war der Juli 2020 zu warm und zu trocken - zumindest an der Messstation Rheinstetten. Deren Meteorologe hat die Zahlen für uns ausgewertet.

Die Sonne strahlt durch Bäume in einem Waldstück.
Der Juli 2020 war an der Wetterstation Rheinstetten zu trocken - das bekommen auch die Bäume zu spüren. Foto: Christoph Schmidt picture alliance/dpa

Von Bernhard Mühr

Deutlich zu warm und viel zu trocken hat sich der Juli 2020 in Rheinstetten präsentiert. Meteorologe Bernhard Mühr hat die Daten der ansässigen Wetterstation ausgewertet.

Der Juli 2020 kann durchaus mit dem Prädikat sommerlich versehen werden. Das rechtfertigt zum einen die Abweichung der Monatsmitteltemperatur von 1,9 Grad gegenüber der Norm (von 1961 bis 1990). Und selbst bezogen auf die Referenzperiode (von 1981 bis 2010) lag die Mitteltemperatur des Julis mit 21 Grad noch 0,7 Grad über dem langjährigen Vergleichswert.

Ein Tag fast ohne Temperaturschwankungen

Zum anderen verliehen 26 Tage mit einer Höchsttemperatur von 25 Grad oder mehr dem Monat zumindest tagsüber ein sommerliches Gepräge. Von den 26 Sommertagen waren sechs gleichzeitig auch heiße Tage mit einem Höchstwert von mindestens 30 Grad. Große Hitze trat allerdings nur zum Monatsende auf, als das Thermometer 36,7 Grad zeigte.

An nur fünf Tagen blieb das Thermometer unter der 25-Grad-Marke und besonders kühl war es zur Monatsmitte, als die Temperatur nicht über 17 Grad hinauskam. Eine geschlossene Wolkendecke und zeitweiser Regen verhinderten einerseits eine stärkere tageszeitliche Erwärmung und hielten andererseits die Temperatur in der Nacht auf einem vergleichsweise hohen Niveau.

So wies der 16. Juli eine bemerkenswert geringe Temperaturschwankung auf. Der Unterschied zwischen Tiefst- und Höchsttemperatur lag gerade einmal bei 1,6 Grad.

Oft große Unterschiede zwischen Tag und Nacht

Meist machte sich aber recht trockene Luft, die vielfach aus Osten an den Oberrhein gelangte, in großen Temperaturunterschieden zwischen Tag und Nacht bemerkbar. Extreme Tagesgänge der Temperatur zeigten vor allem die letzten Tage des Monats: Nach einer Frühtemperatur von 9,4 Grad erreichte die Temperatur am 30. Juli nachmittags einen Wert von 31,9 Grad. Das ist eine Amplitude von 22,5 Grad. Mit einer noch größeren Tagesschwankung der Temperatur von 24 Grad konnte der 31. Juli aufwarten.

Die Nächten wiesen nur selten Tiefstwerte der Temperatur von mehr als 15 Grad auf, sie lagen vier Mal sogar im einstelligen Bereich. Frisch wurde es am 7. Juli mit einem Tiefstwert von 7,7 Grad. Einzig der 5. Juli brachte mit einem Tiefstwert von 21,2 Grad nur wenig Abkühlung.

Niederschlagsmenge deutlich zu gering

Niederschlag fiel an nur wenigen Tagen unregelmäßig über den Monat verteilt und angesichts hoher Verdunstungsraten in nur homöopathischen Dosen. Insgesamt summierte sich der Monatsniederschlags gerade einmal auf 17,4 Millimeter, das entspricht weniger als einem Viertel (23 Prozent) der sonst im Juli üblichen Regenmenge.

Eine Tagesregenmenge von mindestens einem Millimeter konnte an nur fünf Tagen verzeichnet werden und es genügten dem 15. Juli bereits 5,9 Millimeter, um zum nassesten Tag des gesamten Monats zu avancieren. An 23 Tagen blieb es vollständig trocken.

Viel Sonne, wenig Wind

Extrem trockene Sommermonate zeichnen sich in der Regel durch viel Sonnenschein aus. Der Juli 2020 macht da keine Ausnahme, die Sonne schien an insgesamt 313,1 Stunden und übertraf damit ihren langjährigen Vergleichswert von 237,5 Stunden um knapp 76 Stunden (132 Prozent der Norm).

Die Sonne geht über Windrädern auf.
Der Juli 2020 war ein überdurchschnittlich sonniger Monat. Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Die Sonne verrichtete damit an jedem Tag des Monats im Schnitt ihre Arbeit fast 2,5 Stunden länger als üblich. An 20 Tagen ließ sich die Sonne länger als zehn Stunden blicken, nur zwei Mal schien sie weniger als eine Stunde. Am 16. Juli, gleichzeitig der tagsüber kälteste Tag des Monats, kam sie überhaupt nicht richtig zum Vorschein.

Weder traten im Juli 2020 kräftige Gewitter mit entsprechenden Windböen im Raum Karlsruhe/Rheinstetten auf noch kam es zur Passage intensiver Tiefdruckgebiete und deren Ausläufer.

Daher verwundert es nicht, dass der Wind zwar durchaus häufig mäßig bis frisch daherkam, aber selbst in Böen keine außerordentlich großen Werte erreichte. Mehr als 52,9 Stundenkilometer am 10. Juli traten nicht auf.

Der Juli 2019 war weniger heiß...

Beide Vergleichsmonate zeichnen sich durch eine ganz ähnliche Monatsmitteltemperatur aus, dabei war der Juli 2019 mit 21,3 Grad sogar noch etwas wärmer. Bei der Anzahl der Sommertage hat der Juli 2020 mit 26 die Nase vorn (2019: 22).

Ein umgekehrtes Bild ergibt sich allerdings beim Blick auf die Anzahl der heißen Tage mit Höchsttemperaturen jenseits der 30-Grad-Marke: Der Juli 2019 brachte es hier auf neun solcher Tage, der Juli 2020 nur auf fünf.

Auch das Duell der Extremwerte der Temperatur fällt zugunsten des Juli 2019 aus, der mit 39,2 Grad sogar den Juli-Stationsrekord für Rheinstetten einstellte. Im Juli 2020 war bereits bei 36,7 Grad Schluss.

Am anderen Ende der Temperaturskala brachte es der Juli im Vorjahr auf einen nächtlichen Tiefstwert von 6,9 Grad, in der kältesten Nacht im Juli 2020 lag die Temperatur bei 7,7 Grad.

...dafür niederschlagsreicher

Der Juli 2019 konnte mit insgesamt 50,8 Millimetern zwar mit einer doppelt so großen Regenmenge wie der Juli 2020 mit nur 17,4 Millimetern aufwarten, dennoch verfehlte auch er die Norm von 77,3 Millimetern (66 Prozent) deutlich. In beiden Fällen regnete es nur selten, Tage mit mindestens einem Millimeter konnten im Juli 2019 sieben gezählt werden (2020: fünf). Die größte 24-Stunden-Regenmenge betrug im Juli 2019 13,3 Millimeter, im Juli 2020 waren das nur 5,9 Millimeter.

Kaum Unterschiede ergeben sich bei der Sonnenscheindauer, die in beiden Fällen mit mehr als 300 Stunden im Monat überdurchschnittlich ausfiel. Die Sonnenscheinausbeute lag im Juni 2019 bei 302 Stunden (127 Prozent der Norm), ein paar Stunden mehr waren im Juli 2020 mit 313 Stunden (132 Prozent der Norm).

Tage mit mehr als zehn Sonnenstunden gab es im Juli des Vorjahres 18, zwei Tage mehr waren es im Juli 2020. Es war jeweils ein Tag mit dabei, an dem die Sonne überhaupt nicht zum Vorschein kam.

Besonders windig ging es auch im Juli des Vorjahres nicht zu, die größte Böe wurde mit einer Geschwindigkeit von 72 Stundenkilometer gemessen, knapp 53 Stundenkilometer waren es im Juli 2020. Der Schwellenwert zu Sturm, der bei 75 Stundenkilometer beginnt, blieb jeweils unangetastet.

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