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Seit 30 Jahren dem KSC treu

„Kampftrinker Karlsruhe“: Der Fanclub als Ersatzfamilie

Seit 1989 – genau seit dreißig Jahren – gibt es den KSC-Fanclub „Kampftrinker Karlsruhe“. In den 80er Jahren und auch heute noch klingt der Name sehr provozierend. Doch die Bezeichnung sei dramatischer als das, was dahintersteckt, sagt Fanclubmitglied Michael Kunz (45). Er ist seit 1990 Teil der „Kampftrinker Karlsruhe“, wohnt und arbeitet als Glasermeister in Marxzell-Pfaffenrot. „Vielleicht schreckt der Name manchmal auch ab“, gibt der 45-Jährige zu.

Bei KSC- und Deutschland-Spielen ist die Fahne ein treuer Begleiter des KSC-Fanclubs „Kampftrinker Karlsruhe“.
Bei KSC- und Deutschland-Spielen ist die Fahne ein treuer Begleiter des KSC-Fanclubs „Kampftrinker Karlsruhe“. Foto: GES/Archiv

Seit 1989 – genau seit dreißig Jahren – gibt es den KSC-Fanclub „Kampftrinker Karlsruhe“. In den 80er Jahren und auch heute noch klingt der Name sehr provozierend. Doch die Bezeichnung sei dramatischer als das, was dahintersteckt, sagt Fanclubmitglied Michael Kunz (45). Er ist seit 1990 Teil der „Kampftrinker Karlsruhe“, wohnt und arbeitet als Glasermeister in Marxzell-Pfaffenrot. „Vielleicht schreckt der Name manchmal auch ab“, gibt der 45-Jährige zu.

Die Mitglieder des Fanclubs kommen aus Marxzell, Karlsruhe, Rastatt, Baden-Baden und Hamburg. Sie lernten sich bei Fußballspielen kennen, trafen sich regelmäßig und gründeten den Verein. Vom Controller bis zum Handwerker reicht die Bandbreite der Mitglieder. „Der Name entstand aus einer Bierlaune heraus“, erzählt Kunz. Natürlich gehöre das eine oder andere Bier schon dazu. Es sei jedoch nie ausgeartet.

Zusammenhalt und Freundschaft

Mit 13 Mitgliedern ist die Mitgliederanzahl bis heute konstant geblieben. Der Fanclub habe recht strenge Aufnahmebedingungen, da dieser für die Mitglieder eine Art Ersatzfamilie sei. „Derjenige muss menschlich zu uns passen. Wir verbringen viel Zeit und vor allem Freizeit miteinander“, so der KSC-Fan. Denn Zusammenhalt und Freundschaft sind das, was die „Kampftrinker“ nach eigenen Angaben auszeichnet.

Vor 30 Jahren war es laut Kunz eine ganz andere Zeit. Manches war früher schwieriger, wie etwa das Fahren zu Auswärtsspielen. Denn ICE-Strecken hat es zum Teil noch gar nicht gegeben. Deshalb hat der Fanclub früher eigene Busse zu KSC-Spielen organisiert. „Zum Teil war unser Bus der einzige Bus, der zum Fußballspiel gefahren ist“, blickt Kunz zurück, der heute auch KSC-Vereinsratsmitglied ist. Inzwischen fährt die Gruppe eher mit dem Zug oder mit dem Auto. Viele der Mitglieder zwischen 45 und 55 Jahren haben inzwischen ihre Kinder dabei und eine Auswärtsfahrt gleicht nun einem Familienausflug.

Fan-Freundschaft mit Halle

Auch in anderen Bereichen sind die „Kampftrinker Karlsruhe“ Vorreiter. Sie sind der erste KSC-Fanclub, der Behinderte aufgenommen hat. So ist Fanclubmitglied Hubert Geyer („Hubi“) vielen Stadionbesuchern ein Begriff, weil als er als Rollstuhlfahrer das Stadionmagazin vor dem Block A1 verkaufte als es noch Geld gekostet hat. „Wir sind auch einer der wenigen Fanclubs, der Frauen als Mitglieder aufnimmt“, sagt Kunz. Und einer der ersten Fanclubs, der Fußball-Fanturniere ausrichtete. „Zu den Turnieren sind damals Fanclubs aus ganz Deutschland zu uns nach Rastatt gekommen und wir haben sie in ihren Städten besucht.“ Vor allem mit Halle bestehe auch heute noch eine gute Fan-Freundschaft, so der KSC-Anhänger weiter.

Auszeichnung als fairer Fanclub

Außerdem habe der Fanclub eine Tombola organisiert mit der Frau von Winfried Schäfer als Schirmherrin. Der Erlös ging an sexuell missbrauchte Kinder. Vor Jahren habe der KSC – damals noch unter Präsident Roland Schmider – den Fanclub als einen der Fairsten überhaupt ausgezeichnet. Darüber hinaus habe der Fanclub vor allem auch die KSC-Amateure unterstützt.

Protest gegen Bau von Sitzplätzen

Während der vergangenen 30 Jahre erlebten die Fans vieles. Auch Dinge, die heute kaum noch denkbar sind. Früher konnten sich die Heim-Fans beispielsweise frei im Gästebereich bewegen. Heute ist dort alles abgesperrt. „Das funktionierte gut. Alles war friedlich. Es gab keine Rivalität mit anderen Fans“, so der Fußballfan. Noch gut könne er sich an die Zeit erinnern, als auf der Gegentribüne Sitzplätze eingebaut wurden. „Das gefiel uns gar nicht. Da protestierten wir“, erläutert der Pfaffenroter. Erst Jahre später erhielten die Fans den L-Block als Stehplatz-Block zurück.

Seit 1990 ist Michael Kunz Mitglied bei den „Kampftrinkern“.
Seit 1990 ist Michael Kunz Mitglied bei den „Kampftrinkern“. Foto: Fabry/Archiv

CD-Pilsstube als Stammkneipe

Innerhalb des Wildparkstadions zogen die Kampftrinker mehrfach um. Von den Kurvenstehplätzen über den Block D2 wanderten sie nun auf die Haupttribüne und in den neuen N-Block. Statt Fanclub-Kluft, Aufnähern und eigenen Schals tragen sie aufgrund ihres gesetzteren Alters mittlerweile etwas dezentere Fan-Outfits.

Heute treffen sich die „Kampftrinker“ meist im Clubhaus, früher viel in der CD-Pilsstube in der Bahnhofstraße. Dort schauten auch ehemalige KSC-Spieler wie Michael Wittwer, Dubravko Kolinger oder Claus Reitmaier vorbei. Am 23. Dezember gibt es jedes Jahr ein traditionelles Weihnachtstreffen – eine Kneipentour mit der Ersatzfamilie durch Karlsruhe.

Besuch von Länderspielen

Übrigens hängt die Fahne des Fanclubs nicht nur bei KSC-Spielen, sondern auch bei deutschen Länderspielen am Stadionzaun. Unvergessen für Kunz ist das Länderspiel Deutschland gegen Schottland in Glasgow. „Wir reisten zu neunt dort an und feierten die ganze Nacht mit den gastfreundlichen Schotten“, sagt er. Weitere Highlights für ihn und seine Kollegen sind bis heute die UEFA-Cup-Spiele und hier vor allem die Auswärtsspiele.

Klassenerhalt als Ziel

Nicht nur zurück, auch nach vorne schaut der Fan. „Wenn wir den Klassenerhalt diese Saison schaffen und uns dann orientieren, bin ich schon zufrieden“, sagt Kunz. Er weiß, dass viele in Karlsruhe bereits nach drei Spielen vom Aufstieg sprechen. Verliert die Mannschaft jedoch zwei Mal, jagen sie die Kicker schon zum Teufel. Das sind Dinge, die sich auch in dreißig Jahren nicht geändert haben.

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