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Hinterm Hauptbahnhof geht’s weiter

1&1-Mitarbeiter beziehen in Karlsruhe ihr neues Glashaus-Domizil

Ewig war nichts passiert. Jetzt aber geht es Schlag auf Schlag hinter dem Karlsruher Hauptbahnhof weiter. Der Umzug von 1&1 in die neue Karlsruher Bürowelt läuft. Doch auch dort wird an einem Karlsruher Tunnel gebaut. Die Kantine fehlt noch. Wann werden insgesamt 2.500 Büroangestellte im alten Kesselhaus zu Mittag essen?

Weiter Baubetrieb: Während hinter dem Hochhausportal am Platz hinter dem Hauptbahnhof die Leute von 1&1  ihre Arbeitsplätze eingenommen haben, wird draußen am zweiten Teil des Verbindungstunnels zwischen den Bürotürmen gebaggert.
Weiter Baubetrieb: Während hinter dem Hochhausportal am Platz hinter dem Hauptbahnhof die Leute von 1&1 ihre Arbeitsplätze eingenommen haben, wird draußen am zweiten Teil des Verbindungstunnels zwischen den Bürotürmen gebaggert. Foto: Peter Sandbiller

Es dröhnt. Eine Ramme treibt Spundwände in den Boden zwischen den Hochhäusern. Doch die Bauarbeiter müssen die Herrschaft bei Karlsruhes derzeit größtem Hausbauprojekt teilen. Um die Zäune laufen jetzt viele Menschen in Bürozivil, ohne Jacke und mit Snack in der Hand.

Sie arbeiten auch dort und machen Pause. Wie es Ihnen gefällt? Man bekommt nur eine Antwort an diesem Mittag: „Gut!”, höchstens in den Varianten „Super” oder „Toll”. Die Leute, die ihre Brötchen in der digitalen Welt verdienen, scheinen mit der Wirklichkeit am Südrand des urbanen Kerns von Karlsruhe nicht zu fremdeln.

Neue Zeit nach ewigem Stillstand

Hinter dem Hauptbahnhof hat die neue Zeit begonnen: Erst passiert ein Vierteljahrhundert auf der Brache hinter den Gleisen gar nichts. Dann beißt der ewig von der Stadt gesuchte Großinvestor an.

Alles läuft exakt nach dem Plan der Inbetriebnahme, mit allen Sicherheitsvorkehrungen wegen Corona.
Lisa Pleiß, 1&1-Unternehmenssprecherin

Nach nur einem Jahr des allernötigsten Vorgeplänkels bis zur vielleicht schnellsten Baugenehmigung der Karlsruher Verwaltungsgeschichte lässt der Milliardär Ralph Dommermuth im Frühjahr 2018 die Baumaschinen rollen. Der Chef von United Internet – und damit auch von 1&1 – will den 1&1-Standort Karlsruhe stärken und die Arbeitskräfte in einem Komplex zusammenfassen.

Sein Bruder Rainer Dommermuth, Chef des Immobilienzweigs im Konzern, treibt das Großprojekt mit der Mannheimer Baufirma Diringer&Scheidel in Rekordtempo voran. In nicht mal zweieinhalb Jahren entstehen die symmetrischen Riegel mit 48 Meter hohen Portalhäusern am hinteren Bahnhofplätzchen.

1.800 Angestellte von 1&1 ziehen um

Und schon folgt in der zweiten Hälfte des Sommers 2020 der Einzug der Angestellten von 1&1 in ihr neues Glashaus-Domizil beim Hauptbahnhof. „Alles läuft exakt nach dem Plan der Inbetriebnahme, mit allen Sicherheitsvorkehrungen wegen Corona”, betont 1&1-Unternehmenssprecherin Lisa Pleiß.

Es ist die vierte Woche des Umzugs. „Wir sind schon im Endspurt”, berichtet sie. Laut Pleiß zieht 1&1 mit 1.800 Leuten hinter den Hauptbahnhof. „1.200 sind schon umgezogen, die letzten 600 kommen bis Ende der Woche”, erklärt Lisa Pleiß.

2.500 Personen verschiedener Unternehmen sollen insgesamt bis Jahresende ihren PC-Tisch in den Dommermuth-Riegeln haben. Sie kommen nach Aussage aller Befragten in moderne Räume mit Top-Lage. Kein umgezogener 1&1-ler findet bei der nicht repräsentativen BNN-Umfrage unter den Mittagspäuslern ein Haar in der Suppe. Dabei sind sie vorerst auf eine Großbaustelle gezogen.

Direkt am Rückeingang zu den Bahnsteigen ist der halbe Platz aufgerissen. Dort wird jetzt die Grube für die Westhälfte der unterirdischen Verbindungsröhre zwischen den Riegelbauten hergestellt. Noch in diesem Jahr soll auch sie fertig sein.

Das hintere Bahnhofplätzchen wird Ende 2021 fertig

Dann kommt nächstes Jahr noch das städtische Tiefbauamt und gestaltet die Oberfläche. Nach Jahrzehnten mit Provisorien soll ein architektonisch ausgetüftelter Raum die Menschen großzügig an Karlsruhes Hintertür zum Hauptbahnhof empfangen. So ist es geplant.

Dagegen liegt die Verlagerung des Fernbusbahnhofs in eine Station großen Stils im Rathaus wieder auf Eis. Nach dem völligen Corona-Einbruch halten wieder mehr Busse vor den 1&1-Bürofenstern an der Straße „Hinter dem Hauptbahnhof”. Das Terminal soll eigentlich 500 Meter nach Osten verschoben werden.

Auch in den Bürotürmen haben die Handwerker noch nicht ganz das Heft aus der Hand gegeben. Während die Computer schon heißlaufen, komplettieren Elektriker und Maler, Stahlbauer und Stuckateure noch ihr Werk. Kies aus einer Grube bei Rastatt wird sackweise am langen Arm des verbliebenen Krans auf das Hochhausdach befördert.

Gleichzeitig wachsen Bäume in den Himmel hinter dem Hauptbahnhof. Neue Stämme stehen bereits in den Lichthöfen, die in den beiden Riegelkämmen eingeschlossen sind. Auch auf dem Nebenplätzchen zwischen dem Westriegel und dem außen bereits renovierten Kesselhaus, von dem einst der Hauptbahnhof mit Energie versorgt wurde, zeigen junge Stämmchen ihr noch spärliches Grün.

Im Kesselhaus ist weiter viel Arbeit nötig, bis dort angenehm gespeist werden kann. Noch sind Boden und Wände betonkahl, die Strippen noch nicht gezogen, und Kabel baumeln von der Decke. „Die Inbetriebnahme der Kantine ist jetzt für Januar 2021 geplant”, erklärt Lisa Pleiß.

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