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Humanitäre Hilfe

880 Tonnen Hilfsgüter: Karlsruher Ukrainer helfen in der Heimat

Seit rund 20 Jahren halten die Ukrainerinnen und Ukrainer in Karlsruhe Kontakt zueinander. Die Vorsitzenden erklären, warum ein Generator für eine Bibliothek in Kriegszeiten wichtig ist.

Ehrenamtliche sortieren und verpacken Sachspenden in den Lagerräumen in der Fiduciastraße.
Rund 30 Ehrenamtliche sortieren und verpacken Sachspenden in den Lagerräumen in der Fiduciastraße. Mit dabei: die Vorsitzenden des deutsch-ukrainischen Vereins, Maryna Pedechenko (rechts) und Viktor Serdyuk (Zweiter von rechts). Foto: Foto: Jörg Donecker

Schon vor rund 20 Jahren haben sich die Ukrainerinnen und Ukrainer in Karlsruhe regelmäßig getroffen, um beispielsweise gemeinsam Gottesdienste zu feiern. Mit dem 24. Februar 2022, dem Tag des Überfalls Russlands auf die Ukraine, hat sich auch das Leben der Ukrainer in Karlsruhe verändert.

„Gleich am ersten Tag haben wir eine Demonstration auf dem Marktplatz organisiert“, erzählt Viktor Serdyuk. Der Vorsitzende des deutsch-ukrainischen Vereins „Ukrainer in Karlsruhe“ erzählt: „Schon nach der Demo haben wir den ersten Bus mit Hilfsgütern beladen und in die Ukraine geschickt.“

Inzwischen verfügt der Verein über ein Lagerhaus in der Durlacher Fiduciastraße. Dort werden regelmäßig Sachspenden gesammelt, sortiert, verpackt und auf Lastwagen verladen, die sich dann auf den Weg in die Westukraine, genauer nach Lwiw, machen. Von dort aus werden die Spenden im ganzen Land verteilt.

Karlsruher Verein brachte 880 Tonen an Hilfsgütern in die Ukraine

„Anfangs kamen so viele Spenden, dass wir wöchentlich Lastwagen losschickten, inzwischen alle 14 Tage“, erklärt Maryna Pedchenko, die stellvertretende Vorsitzende des Vereins. Bisher brachte der Karlsruher Verein rund 880 Tonnen an Hilfsgütern in die Ukraine.

Die große Lagerhalle, in der etwa 30 Ehrenamtliche arbeiten, ist in verschiedene Bereiche aufgeteilt: Kleidung, haltbare Lebensmittel, Hygieneartikel und Medikamente, aber auch Kinderwagen, Rollstühle und Betten werden für den Versand vorbereitet. In einer Ecke stehen rund 20 Computer, die mit der nächsten Lieferung in die Ukraine gehen.

„Viele Schulen wurden zerstört. Um die Arbeit wieder aufnehmen zu können, brauchen sie diese technische Ausstattung“, meint Pechenko und fügt hinzu, dass der Verein gute Kontakte in die Ukraine unterhalte. „Man meldet uns, was fehlt – wir besorgen es.“ So habe der Verein beispielsweise Reha-Geräte zur Behandlung von Verwundeten gekauft und sie an ukrainische Krankenhäuser verteilt.

EnBW spendete 30.000 Euro für Heizöfen und Generatoren

Serdyuk erzählt von einem Freund aus Frankfurt, der dort drei Krankenwagen besorgt habe, die der Verein dann ebenfalls an ukrainische Krankenhäuser übergeben habe. Es wurden aber auch bereits Heizöfen und 33 Generatoren gekauft und in das Kriegsgebiet geschickt. Finanziert wurden die Generatoren unter anderem durch eine 30.000-Euro-Spende von EnBW.

Die Unterstützung sei nötig, weil in vielen ukrainischen Städten die Infrastruktur komplett zerstört wurde. Einer der Generatoren ging an die Nationalbibliothek in Kiew. „Ohne diese Hilfe hätte die Bibliothek schließen müssen, da es kalt und dunkel war“, meint Pedchenko und fügt hinzu, dass die Bibliothek auch ein Hoffnungszeichen sei: „Die Besuche bringen für die Menschen ein Stück ihres Alltags zurück.“

Das Projekt wird mit Geld- und Sachspenden von Privatleuten, Vereinen und Firmen unterstützt. „Wir haben zum Beispiel von einem Mann 20 Euro bekommen, der für dieses Geld sein Blut gespendet hatte“, sagt Pedchenko. Eine Frau überweist monatlich 1.000 Euro für die Ukrainehilfe und eine andere Frau bringt regelmäßig ein Päckchen mit Lebensmitteln und Hygieneartikeln. „Sie klebt ein Bild von sich auf das Paket und schreibt dazu, dass es für eine Frau jenseits der 60 gedacht sei“, erklärt Pedchenko.

Sie und Serdyuk weisen darauf hin, dass die Spendenaktionen nur ein Teil des Engagements des Vereins seien: „Eine große Hilfe für die geflüchteten Ukrainer ist unser neues Kulturzentrum in der Gellertstraße“, meint Pedchenko. Es wurde im Herbst vergangenen Jahres eröffnet. „Das Zentrum ist für sie eine Anlaufstelle und ein Stück Heimat“, fügt Serdyuk hinzu.

Spenden

Die Abgabestelle für Spenden in der Fiduciastraße 10c ist montags bis donnerstags jeweils von 14 bis 17 Uhr geöffnet, freitags und samstags von 11 bis 18 Uhr. Ein Spendenkonto wurde bei der Volksbank Karlsruhe eingerichtet: Ukrainer in Karlsruhe, DE63 6619 0000 0010 4844 80, Verwendungszweck: Hilfe im Krieg. Informationen über die Arbeit des Vereins gibt es unter www.ukrainer-in-karlsruhe.org

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