Sicherheit ist für Cornelius Berkmann beim Radfahren das oberste Gebot. Ohne einen schützenden Helm auf dem Haupt tritt der Tourenleiter des ADFC Karlsruhe nicht in die Pedale. Und bei den Feierabendausfahrten muss jeder Teilnehmer seine Daten zur möglichen Kontaktverfolgung mitteilen.
„Es sind besondere Zeiten. Aber Fahrradausflüge sind während der Corona-Pandemie recht sicher“, sagt Berkmann vor dem Startschuss zu einer zweistündigen Rheinrunde.
Positive Resonanz auf Gruppentouren des ADFC
Seit Anfang Juli bietet der ADFC Karlsruhe wieder regelmäßige Tagestouren für Mitglieder und Gäste an. „Die Resonanz ist durchaus zufriedenstellend“, sagt auch Tourenleiter Ulrich Eilmann.
Neue Gesichter seien bei den Ausfahrten ebenso dabei wie Stammgäste. Einen Corona-Boom kann Eilmann jedoch noch nicht ausmachen. „Fahrradfahren liegt sicherlich im Trend. Aber manche Leute fühlen sich wegen der Corona-Vorgaben noch etwas unsicher“, sagt Eilmann.
Über eine mangelnde Resonanz kann sich auch Karl-Heinz Schönwald nicht beklagen. Seit mehreren Jahren organisiert der Rentner Tagesausfahrten zu beliebten Reisezielen in Baden-Württemberg. Eine Tagesradtour auf dem Remstalradweg steht in den kommenden Wochen ebenso auf dem Programm wie Touren durchs Breisgau oder zum Rheinfall in Schaffhausen.
Professionelle Radreiseveranstalter wurden kalt erwischt
Für die kommerziellen Radreiseveranstalter war der Ausbruch der Corona-Pandemie allerdings ein Schlag ins Kontor. „Wir mussten alle geplanten Fahrten absagen. Und eine echte Entspannung ist noch immer nicht in Sicht“, sagt Andrew Grau.
Der Betreiber des Reiseanbieters Velotravel hat sich auf organisierte Rennradtouren über mythenumrankte Alpenpässe oder im Sog bekannter Radsportklassiker spezialisiert.
„Unsere Kunden suchen das Extrem und wollen gerne auf den Spuren der großen Radsportlegenden fahren“, nennt Grau die Präferenzen seiner Klientel. Besonders beliebt seien deshalb mehrtägige Touren auf den Strecken der bekanntesten Tour-de-France-Etappen.
Unterschiedliche Verordnungen bereiten Veranstaltern Probleme
Nach der viermonatigen Zwangspause will Grau im August wieder die ersten Ausfahrten organisieren. Ein Problem ist jedoch die Anfahrt zu den Etappenorten mit dem Reisebus.
„Die Verordnungen in den einzelnen Ländern sind sehr unterschiedlich und ändern sich ständig“, beschreibt Grau die größte Hürde auf dem Weg zurück in eine Pandemie-Normalität. Deshalb stelle bereits die Busreise von Karlsruhe durch die Schweiz nach Frankreich eine logistische Herausforderung dar.
Mehrtägige Radtouren von Karlsruhe aus durch den Schwarzwald oder die Vogesen hätten bei seinen Kunden nicht denselben Reiz. „Da machen Rennradfahrer eher eine Tagestour. Deshalb brauchen sie für den Col de la Schlucht keine Reiseveranstalter“, weiß Grau.
Für Radissimo blieb nur der Gang in die Insolvenz
Der Karlsruher Radreiseveranstalter Radissimo hat wegen der Corona-Krise sogar Insolvenz angemeldet. „Wir haben im vergangenen Jahr viel investiert und unsere Rücklagen aufgebraucht“, sagt Radissimo-Chefin Kristine Simonis. Als Mitte März sämtliche Buchungen storniert wurden, habe sie schnell Liquiditätsprobleme bekommen.
„Einen Kredit aufzunehmen und privat dafür zu haften, war mir zu riskant“, sagt Simonis. Sie wisse schließlich nicht, wie sich die Pandemie entwickle und ob Radreisen im kommenden Jahr wieder wie gewohnt möglich seien.
Komplett aufgeben kommt für die Reiseunternehmerin allerdings nicht in Frage. „Ich habe in den vergangenen 15 Jahren sehr viel Herzblut in das Projekt gesteckt“, sagt Simonis. „Das möchte man nicht von heute auf morgen wegwerfen.“
Neu auf den Markt drängt Michael Bartholomäus, der mit Genuss-Touren um Firmenkunden werben will. Mit der Bahn fahren die Teilnehmer ins Kraichgau, ins Elsass oder in den Schwarzwald. Dort werden mit Leih-Pedelecs Spezialitätenbetriebe angesteuert. Nach Weinproben und einem Essen geht es auf der Schiene zurück nach Hause.