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Hindernis am Rheinhafen

ADFC kritisiert touristische Radwege in Karlsruhe: Tut das Land zu wenig für die Radler?

Kritik am Zustand der touristischen Radwege in Karlsruhe übt der dortige Kreisverband der Radfahrer-Interessengemeinschaft ADFC. Nach Einschätzung des ADFC-Radtourenplaners Ulrich Eilmann wird in Baden-Württemberg zu wenig für die Ertüchtigung des Radnetzes getan.

Das Hafensperrtor in Karlsruhe ist für viele Radler eine hohe Hürde.
Das Hafensperrtor in Karlsruhe ist für viele Radler eine hohe Hürde. Foto: jodo

1.230 Kilometer lang führt der Rheinradweg Fahrradfahrer von der Quelle in den Schweizer Alpen über Frankreich und Deutschland bis zur Mündung in die Nordsee bei der niederländischen Hafenstadt Rotterdam. Anstiege gibt es entlang der zweitgrößten durch Deutschland verlaufenden Wasserstraße nur wenige.

Doch auf der rechtsrheinischen Seite erwartet Radtouristen ausgerechnet in der fahrradfreundlichsten Stadt Deutschlands ein schwer zu überwindendes Hindernis: Am Rheinhafen steht auf der offiziellen Route nämlich das Hafensperrtor auf dem Programm.

„In Rheinland-Pfalz sind Radwege besser gepflegt“

„Wer schon einmal mit gepacktem Fahrrad vor diesem Tor stand, weiß ganz genau, dass das eine echte Zumutung ist“, sagt Radtourenplaner Ulrich Eilmann vom ADFC Karlsruhe.

Ein Zweirad auf der schmalen Schiebemulde neben den steilen Metallstufen nach oben und über den zehn Meter hohen Metallsteig auf die andere Seite des Rheinhafenzuflusses zu bringen, stellt weniger trainierte oder ältere Radler vor große Herausforderungen.

Für Pedelecs ist diese Route sogar quasi ungeeignet. Ortskundige Radler nehmen deshalb einen Umweg in Kauf und umfahren die fünf Finger des Rheinhafens. Ausflügler und Radtouristen stehen dagegen oft ratlos vor dem Sperrtor.

„Wer Karlsruhe weiträumig umfahren will, wechselt am besten ohnehin schon frühzeitig auf die andere Rheinseite. In Rheinland-Pfalz sind die Radwege besser gepflegt als in Baden-Württemberg“, sagt Eilmann.

Viele Schlaglöcher zwischen Durlach und Bruchsal

Auch sonst ist es nach Einschätzung des Radfahrerverbands-Experten nicht um alle touristischen Radwege in Karlsruhe zum Besten bestellt. Wer von Durlach aus Richtung Bruchsal fährt, wird auf Höhe des Baggersees Grötzingen über einige unbefestigte Feldwege mit grobem Schotterbelag und zahlreichen Schlaglöchern geleitet. Auch auf diesem Streckenabschnitt kommen Radler und Fahrräder an ihre Belastungsgrenzen. Dass solche Problemstellen bekannt sind, aber nicht beseitigt werden, hat nach Eilmanns Einschätzung mehrere Gründe.

Zum einen hätten sich Landesregierung und Kommunen in den vergangenen Monaten zu sehr auf den Ausbau der Radschnellwege fokussiert und dabei die touristischen Routen aus den Augen verloren. Zum anderen sorgten unterschiedliche Zuständigkeiten für zusätzliche Hürden. Für Radwege auf Gemeindegemarkung sind die Kommunen zuständig, für die entlang von Landstraßen die Landesregierung.

„Es sind genügend Fördermittel vorhanden“

Als Ausrede möchten die Radverkehrsplaner aus der Landesregierung diesen Umstand nicht gelten lassen. „Es gibt genügend Fördermittel zum Ausbau und zur Instandsetzung von Radwegen. Aber diese müssen von den Kommunen auch beantragt und eingesetzt werden“, sagt Edgar Neumann, Pressesprecher des baden-württembergischen Verkehrsministeriums.

Beim Neubau einer Straße werden meistens auch neue Radwege angelegt. Für die Instandsetzung von maroden Bestandsabschnitten fehle aber offensichtlich mancherorts knapp bemessene Planungszeit.

Um den Standard der Radwegeverbindungen zu verbessern, hat die Landesregierung vor vier Jahren das Projekt „Radnetz Baden-Württemberg“ in die Wege geleitet. Das Ziel: Ein 7.000 Kilometer langes durchgängiges Radroutennetz im Ländle. „In manchen Städten hat sich seither schon richtig viel getan. Mannheim etwa hat sein Radwegenetz extrem gut weiterentwickelt“, sagt Neumann. „Aber an anderen Stellen liegt noch Vieles im Argen.”

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