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An Advents-Sonntagen

Adventslinie in Karlsruhe: Alte Trams fahren auf dem Schienennetz

An den Adventssonntagen verkehren auf dem Karlsruher Schienennetz alte Trams. Nicht nur Bahn-Fans verfallen in Nostalgie.

Zwei Straßenbahnen nebeneinander an der Haltestelle
Holzklasse von 1978 (vorne) auf dem Weg vom Europaplatz zum Hauptbahnhof innerhalb der „Adventslinie“, daneben eine moderne Niederflurbahn. Foto: Volker Knopf

Die Begeisterung bei Sascha Lutowski und Robert Lulai ist förmlich mit Händen zu greifen. „Das ist einfach Nostalgie pur. Alte Technik und ein leicht ruckeliges Fahrgefühl. So muss das sein“, sagt Lutowski, nachdem er sich mit seinem Kumpel in der „Holzklasse“ von 1978 platziert hat. Das Duo ist aus dem Murgtal angereist, um mit der historischen Straßenbahn auf der „Adventslinie“ unterwegs zu sein.

„Ich bin seit jeher Eisen- und Straßenbahn-Fan“, erklärt der gelernte Papiermacher Lutowski. „Nachher geht es noch auf den Christkindlesmarkt“, fügt sein Kumpel hinzu.

Nach pandemiebedingter Pause fährt die „Adventslinie“ des Treffpunkt Schienennahverkehr Karlsruhe (TSNV) sonntags wieder. Neben der „Holzklasse“ aus den 1970er Jahren ist noch eine Bahn von 1983, die früher die Albtalroute bediente, auf der oberirdischen Citystrecke unterwegs.

Fahrbares Museum fährt nur mit der nötigsten Technik zum Europaplatz

Die Oldies verkehren auf der Route vom Tivoli über den Hauptbahnhof, durch die Karlstraße bis zum Europaplatz (mit Wendung am Kaiserplatz) und retour. „Immer hereinspaziert“, ruft Schaffner Christian Boden den Fahrgästen zu. Er informiert sie über das „Tram-Erlebnis“ in früheren Zeiten.

„In den 1960er Jahren sind die Leute noch hinten eingestiegen, am Schaffner vorbei. Dort konnten sie auch Fahrkarten kaufen. Vorne ging’s wieder raus. Schwarzfahren war gar nicht möglich“, berichtet Boden, der wie alle Aktiven auf der Strecke TSNV-Mitglied ist.

Natürlich ist er Bahn-Fan durch und durch. Am Wochenende reist er extra aus Essen an, um im Badischen seinen „Dienst“ zu tun. In früheren Zeiten hätten die Schaffner noch ziemlich militärisch ausgesehen, die Regeln seien streng gewesen, erzählt er.

„Wir möchten ein fahrbares Museum präsentieren und einen Hauch von Nostalgie vermitteln“, fügt Alexander Geistler hinzu. Der gebürtige Rheinländer steuert die Bahn. „Hier war noch nichts mit Computertechnologie. Technik nur, was nötig war. Die Stimme der Ansagerin kam von Kassette“, weiß der 47-Jährige, der wie alle Tram-Nerds ehrenamtlich im Verein aktiv ist.

Auch Jugendliche lassen sich von der Adventslinie begeistern

Draußen stehen „Trainspotter“ und nehmen die Bahn kameratechnisch ins Visier. Im Übrigen sind auch junge Leute vom Tram-Virus befallen. Gucul lauscht aufmerksam den Worten der Tram-Profis. Der Teenager ist gerade mal 15 Jahre alt. „Ich begeistere mich für die Technik“, sagt er und erklärt, auch einfach mal so Strecken abzufahren. Die KVV-Jahreskarte macht es möglich.

Adventslinie in Karlsruhe

Die Adventslinie verkehrt am 4., 11. und 18. Dezember von 13 bis 19 Uhr oberirdisch im 20-Minuten-Takt. Es gilt der reguläre KVV-Tarif.

Ganz hinten im Wagen ist mit Dennis Hatz auch ein echter Tram-Fan im Einsatz. Er verkauft Bücher über das viel gepriesene Karlsruher ÖPNV-Modell. Auch alte Ansichtskarten oder Kalender kann man erstehen – unter anderem mit einem alten Spiegelwagen von 1930 oder einer frühen Elektrischen von 1900 in Durlach. Der Badener Hatz ist seit Kindheit von Bahnen fasziniert.

Wie praktisch, dass er aus seinem Hobby ein Beruf gemacht hat. Er arbeitet in der Fahrzeuginstandhaltung der Verkehrsbetriebe Karlsruhe (VBK).

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