Skip to main content

Im Würgegriff der Krise

„Alarmstufe Rot“: Karlsruher Klinikums-Chef warnt vor Insolvenzgefahren

Corona, Energiekosten und die Inflation setzen den Karlsruher Krankenhäusern zu. Das bekommen Ärzte und Pflegekräfte aber auch Patientinnen und Patienten zu spüren.

Schieflage: Die Krankenhäuser – im Bild eine Szene aus dem Städtischen Klinikum – ächzen unter Personalnot und deutlichen Preissteigerungen. Das bekommen auch die Patienten zu spüren.
Schieflage: Die Krankenhäuser – im Bild eine Szene aus dem Städtischen Klinikum – ächzen unter Personalnot und deutlichen Preissteigerungen. Das bekommen auch die Patienten zu spüren. Foto: Markus Kümmerle/Städtisches Klinikum Karlsruhe

Die Karlsruher Krankenhäuser sehen sich im Würgegriff der aktuellen Krisen. Ohne Sofortmaßnahmen des Staats seien die Kliniken in akuter Gefahr, warnen die Krankenhaus-Manager. Wenn sich nichts tue, drohe Insolvenzgefahr, macht der Medizinische Geschäftsführer des Städtischen Klinikums, Michael Geißler, deutlich.

Längst spürten Mitarbeiter und Patienten die Schieflage. Das Städtische Klinikum, die ViDia Kliniken und das SRH Klinikum Karlsbad-Langensteinbach sind deshalb Teil der Aktion „Alarmstufe Rot“, mit der die Deutsche Krankenhausgesellschaft von der Bundesregierung Soforthilfen fordert.

Corona, Fachkräftemangel, Energie: Es brennt an vielen Fronten in den Karlsruher Kliniken

Nach Darstellung von Geißler und seinen Kollegen Karl-Jürgen Lehmann (ViDia Christliche Kliniken) und Jörg Schwarzer (SRH Klinikum Karlsbad-Langensteinbach) brennt es an vielen Fronten. Durch Corona ist das Personal stark belastet, zugleich laufen aktuell die Corona-Hilfen zur Versorgung der Covid-Patienten aus.

Wegen des Fachkräftemangels stehen außerdem viele Betten nicht zur Verfügung. Die Klinik-Manager fordern deshalb weniger Bürokratie für ausländische Pflegekräfte. Auch Belastungen durch Inflation und die Kostenexplosion auf dem Energiemarkt setzen den Krankenhäusern erheblich zu.

Operationen werden verschoben

Nicht nur betriebswirtschaftlich, auch bei der täglichen Arbeit mit den Patienten spitzt sich die Lage nach Darstellung der Krankenhaus-Manager zu. Behandlungen müssten aufgrund von Corona oder infolge von Quarantäne mitunter abgesagt oder verschoben, ganze Operationssäle könnten mitunter tageweise nicht genutzt werden. „Manchmal müssen wir umdisponieren, während die ersten Patienten bereits für ihre OP vorbereitet werden“, schildert Michael Geißler die Lage.

Zugleich fehlten wegen der angespannten ökonomischen Situation die Mittel, um die vorhandene Infrastruktur in den Krankenhäusern zu modernisieren, ergänzt sein Kollege Karl-Jürgen Lehmann. Beiden Professoren ist eine Schieflage wie die gegenwärtige in ihrer langjährigen Arbeit noch nicht begegnet.

Städtisches Klinikum Karlsruhe rechnet mit zusätzlichen Millionen für Energie

Allein das Städtische Klinikum rechnet im laufenden Jahr mit zusätzlichen Energiekosten von 9,3 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr. Die ViDia Kliniken mit Häusern wie den Vincentiuskliniken und dem Diakonissenkrankenhaus sowie das SRH Klinikum Karlsbad-Langensteinbach erwarten Mehraufwendungen von 2,4 und 2,2 Millionen Euro.

Spürbar sind die Kostensteigerungen auch bei den Lebensmitteln. Geißler sieht eine durchschnittliche Preissteigerung von fast einem Viertel, was rund 700.000 Euro entspricht. Ähnlich ist die Teuerung bei Baumaßnahmen. Deutlich mehr Geld als gedacht werden deshalb der neue Hubschrauberlandeplatz sowie die Brücke zur Helios Herzchirurgie verschlingen.

Für Medikamente sind die Preise zwar vorverhandelt. Doch spätestens im kommenden Jahr wird es wohl auch hier deutlich teurer. „Eine wirtschaftlich solide Finanzplanung ist derzeit für viele Häuser nahezu unmöglich“, warnt Michael Geißler.

Andrang in den Notaufnahmen

Und noch ein Phänomen macht Ärzten, Pflegekräften und Medizin-Managern zu schaffen: Immer mehr Patienten fluten die Notaufnahmen. Von 50.000 Fällen jährlich vor der Corona-Pandemie schnellte die Zahl auf aktuell rund 60.000 allein am Städtischen Klinikum in die Höhe.

Patienten mit Erkrankungsschwere der sogenannten Grund- und Regelversorgung würden von Rettungsdiensten zunehmend auch aus entfernteren Regionen an den dortigen Kliniken vorbei in die Notaufnahmen der Häuser für Maximal- und Schwerpunktversorgung gebracht.

Gleichzeitig kämen viele ambulante und nur leicht erkrankte Patienten direkt in die Notaufnahmen – obwohl sie eigentlich Fälle für den Hausarzt wären. Das gehe zu Lasten von Menschen mit schweren und komplexen Erkrankungen, die auf eine zügige Behandlung angewiesen seien.

nach oben Zurück zum Seitenanfang