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ProMedic steigt aus dem Projekt aus

Alte Karlsruher Hauptfeuerwache soll zum gemeinsamen Rettungszentrum werden

Die bisherige Karlsruher Hauptfeuerwache könnte ab 2023 zum gemeinsamen Rettungszentrum mehrerer Organisationen werden. Ende 2019 drohte die Idee an den Sanierungskosten zu scheitern. Mittlerweile steht man kurz vor einer Einigung.

Hauptfeuerwache in der Ritterstraße
Steht unter Denkmalschutz: Die bisherige Hauptfeuerwache in der Ritterstraße könnte nach dem Umzug der Berufsfeuerwehr saniert und im Anschluss von mehreren Rettungsorganisationen genutzt werden. Foto: jodo-foto / Joerg Donecker Karlsruhe

Die Verhandlungen über den Umbau der derzeitigen Hauptfeuerwache in ein Rettungszentrum sind in der entscheidenden Phase. Vier der fünf interessierten Organisationen sprechen in den nächsten Wochen mit der städtischen Projektentwicklungsgesellschaft Fächer über konkrete Zahlen. ProMedic ist hingegen nicht mehr an Bord.

Im Herbst soll sich der Hauptausschuss mit den wirtschaftlichen Rahmendaten für Sanierung und Betrieb des Gebäudes beschäftigen. Viel Gegenwind aus dem Stadtparlament ist nicht zu erwarten, der Gemeinderat hatte sich Anfang des Jahres mehrheitlich klar für das Projekt ausgesprochen.

ASB und DRK suchen dringend neue Bleibe

„Die Stadt hat alles erfüllt. Jetzt müssen wir Farbe bekennen”, berichtet Projektsprecher Christoph Nießner, der auch Vorsitzender des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) in Karlsruhe ist. Bisher steht nur die vage Aussage im Raum, die Miete werde sich im ortsüblichen Rahmen bewegen.

Dennoch plant der ASB fest mit dem Umzug seiner Rettungswache. Die befindet sich noch im alten Postgiroamt an der Kriegsstraße, das in absehbarer Zeit abgerissen wird. Spätestens 2024 muss Nießner mit seinem Team dort raus. „Es nimmt etwas den Druck raus, dass die Verhandlungen so gut laufen”, so der ASB-Vorsitzende.

Die Stadt hat alles erfüllt. Jetzt müssen wir Farbe bekennen.
Christoph Nießner, Vorsitzender ASB Karlsruhe

Beim Karlsruher Ortsverein des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) ist der Zeitdruck sogar noch größer. Er muss sein angemietetes Gebäude im C-Areal in der Nordstadt im kommenden Jahr räumen. Für die Zukunft plant man zweigleisig. Der Kauf einer eigenen Immobilie steht kurz bevor. „Dort wird aber nicht alles reinpassen”, sagt Malte Wolman, der das Thema für den Ortsverein bearbeitet.

In ein gemeinsames Rettungszentrum könnte die ehrenamtlich arbeitende Stadtbereitschaft auf einer halben Etage und mit insgesamt sieben Fahrzeugen einziehen – so zumindest hatte der DRK-Ortsverein ursprünglich seine Wünsche formuliert. „Es wäre toll, wenn das klappt. Die Lage ist super, das Gebäude erfüllt alle Anforderungen”, so Wolman. Festlegen will man sich derzeit aber noch nicht. Ob und in welchem Umfang der Umzug in die Ritterstraße in Frage kommt, entscheidet sich erst, wenn verbindliche Zahlen vorliegen.

ProMedic zieht im Alleingang um

Positive Signale seien von der Johanniter Unfallhilfe und dem Malteser Hilfsdienst gekommen, berichtet Projektsprecher Nießner. „Wir haben perspektivisch einen Teil unseres Budgets für die Miete einkalkuliert”, bestätigt der Stadtbeauftragte der Malteser, Udo Böttger. Im Gesamtkonstrukt würde die Organisation voraussichtlich eine kleine Rolle einnehmen. Ein Büro, ein kleines Lager und Platz für ein Fahrzeug benötige man.

Die Zeitachse für das Rettungszentrum war für uns ein unüberschaubares Risiko.
Michael Kraus, Geschäftsführer ProMedic

Ausgestiegen ist hingegen der private Rettungsdienst ProMedic. „Wir waren im Zugzwang. Die Zeitachse für das Rettungszentrum war für uns ein unüberschaubares Risiko”, sagt Geschäftsführer Michael Kraus. Parallel zu den Verhandlungen hatte sich das noch in Mühlburg angesiedelte Unternehmen nach anderen Lösungen umgeschaut.

Vor einigen Wochen wurde man schließlich fündig. Anfang 2021 zieht ProMedic mit seiner Rettungswache und dem Bildungszentrum in die Pfannkuchstraße auf das Gelände der ehemaligen dm-Zentrale. „Alles hätten wir in der Ritterstraße ohnehin nicht untergebracht”, sagt Kraus. „Verschiedene Standorte hätten uns weh getan. Diese Lösung ist jetzt für uns ein Sechser im Lotto.”

Der Ausstieg einer Organisation sei für die Idee Rettungszentrum noch kein Problem, sagt Christoph Nießner. „Jetzt sollte aber besser niemand mehr abspringen.”

Rettungszentrum könnte Reaktionszeiten im Stadtgebiet verbessern

Von einer Zusammenlegung an zentraler Stelle erwartet sich Nießner eine Verkürzung der Hilfsfristen im Rettungsdienst. „Von der Innenstadt kommt man in zehn Minuten überall hin. Das ist ja ein Grund, warum bisher die Feuerwehr in dem Gebäude ist.”

Der Bereich Rettung würde laut aktueller Planung allerdings nur rund 20 Prozent der Fläche in Anspruch nehmen, der Rest wäre dem Katastrophenschutz zuzuordnen. Die städtische Projektentwicklungsgesellschaft Fächer hatte im Mai einen zeitlichen Rahmenplan vorgestellt.

Nach dem Umzug der Berufsfeuerwehr könne die Sanierung Mitte 2022 beginnen. Ab Herbst 2023 könnten die Rettungsorganisationen einziehen.

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