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Geteilte Meinungen

Am Karlsruher Hauptbahnhof stellt sich nach dem 9-Euro-Ticket wieder Normalbetrieb ein

An den vergangenen Wochenenden herrschte am Karlsruher Hauptbahnhof oft Gedränge. Das 9-Euro-Ticket hat viele an den Bahnhof und in die Züge gelockt. Aber was ist am ersten Wochenende ohne Ticket los?

hauptbahnhof Karlsruhe nach 9 Euro Ticket
Nicht leer: Auch ohne 9-Euro-Ticket fahren viele Karlsuher am Sonntag mit der Schwarzwaldbahn. Foto: Peter Sandbiller

Ein überfüllter Bahnsteig, Stau vor der Treppe und drängelnde Fahrgäste – zu dieser Situation kam es am ersten Wochenende mit 9-Euro-Ticket im Juni. Damals fuhr ein voller Zug an einem noch volleren Bahngleis des Karlsruher Hauptbahnhofs ein. Menschen drängten aus dem Zug, andere hinein und das, obwohl es der falsche Zug war. Am Ende rückte die Polizei an. Auch an den anderen Wochenenden kam es zu teils vollen Zügen. Und nun, was ist am ersten Wochenende ohne 9-Euro-Ticket los?

Genug, finden die Fahrgäste am Vormittag am Gleis 11. Hier fährt gleich die Schwarzwaldbahn Richtung Konstanz ab. Zehn Minuten Verspätung werden angezeigt. Die Wartenden checken die Verspätung auf ihrem Handy oder sortieren ihre Fahrräder. „Es stehen schon einige mit Rädern am Gleis“, sagt Heinz Jungfleisch. Er fährt mit seiner Familie nach Rastatt, von dort wollen sie die Murg hochfahren. Mit dem 9-Euro-Ticket haben sie keinen Ausflug gemacht: „Da hatten wir noch keinen Urlaub.“

Schwarzwaldbahn hat Verspätung

Für die Eheleute Barbara und Michael, die ihren Nachnamen nicht nennen wollen, geht es zum Offenburger Weinfest. Sie haben einmal im Monat einen Ausflug mit dem Ticket für den bundesweiten Nahverkehr gemacht. Beide wünschen sich eine Nachfolge für das 9-Euro-Ticket. „Wir sind immer unter der Woche gefahren, da war es leer.“

Leer ist es am Gleis der Ausflugsbahn nicht. Als der rote Zug dann einfährt, zeigt sich aber: Alle bekommen einen Sitzplatz, und auch Räder und Kinderwagen kommen mit. Vor zwei Wochen war die gleiche Verbindung noch deutlich stärker gefragt. Fahrgäste saßen auf den Treppen oder standen. Die Türen gingen teils erst nach einer Durchsage des Zugfahrers richtig zu.

Weniger Betrieb in Bahnhofshalle

Trotzdem wünschen sich Christina Wagner und Benze Darvas das 9-Euro-Ticket zurück. Die beiden arbeiten am Karlsruher Hauptbahnhof und haben seit diesem Monat weniger zu tun, das sei aber auch der einzige Vorteil. „Ich stehe lieber oder sitze auf dem Boden“, sagt Wagner. Volle Bahnen nehme sie gerne für ein günstiges Ticket in Kauf. Die Monatskarte sei zudem sehr teuer, ergänzt Darvas. Beide kritisieren auch die Waben-Struktur. Nicht immer sei klar, welches Ticket wo gilt.

Auch vor dem Bahnhof wird über Tickets diskutiert

Diese Frage beschäftigt auch drei Frauen, die vor dem Bahnhof auf die Straßenbahnen warten. „Seit 20 Minuten diskutieren wir schon rum“, sagt Vera Klussmann. Sie macht mit zwei Freundinnen einen Ausflug. Welches Ticket sie dafür brauchen, ist ihnen selbst am Gleis noch nicht ganz klar – vor allem weil sie in einer anderen Stadt noch einen Bus nehmen wollen. Mit 9-Euro-Ticket sei das alles leichter gewesen. Den drei Frauen geht es bei einer Nachfolge für das Ticket nicht um das Geld, sie fordern stattdessen: „Ein Papier, das überall gültig ist.“

Ich bin wirklich dankbar, dass das vorbei ist.
Fahrgast, aus Karlsruhe

Aber nicht jeder trauert dem 9-Euro-Ticket nach. Eine Frau macht ihrer Freude Luft: „Ich bin wirklich dankbar, dass das vorbei ist“, sagt sie, während sie auf die Straßenbahn wartet. Die Züge seien wegen des Tickets ständig ausgefallen, beschwert sie sich und steigt ein. Ein anderes Paar aus der Karlsruher Nordstadt ist der Meinung, dass das 9-Euro-Ticket nicht wirtschaftlich war. Der Fahrschein sei zu billig gewesen, das werde auch der Arbeit, die die Bahnmitarbeiter leisten, nicht gerecht. Ob die Bahnen in diesem Monat nun auch wieder leerer sind, wollen sie ausprobieren. Für sie geht es nach Baden-Baden.

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