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Führer erschienen

An diesen Stellen kommen Graffiti-Fans in Karlsruhe auf ihre Kosten

Die Wahl-Karlsruherin Daniela Christ hat auf ihren Spaziergängen viel Graffiti in Karlsruhe gefunden. In einem Führer fasst sie jetzt zusammen, wo die Werke zu finden sind.

Daniela Christ steht vor einem Graffiti.
Daniela Christ stellt in ihrem Führer interessante Werke vor, etwa jenes in der Unterführung beim Schupi. Foto: Jörg Donecker

Aufmerksam und konzentriert schaut Emmy: Gibt es gleich ein Leckerli? Will Herrchen etwas von mir? Können wir mal rennen? Der Kopf ist gereckt, die Ohren klappen herunter. Die weißen Schnurrhaare neben der Nase glänzen, das weiße Fell am Hals liegt eng an – kein Zweifel: Emmy ist ein Prachtexemplar. Oder war. Am 10. Dezember 2017 ist sie gestorben, da war sie grade neuneinhalb Jahre alt.

Zu sehen ist sie noch heute unter der Vogesenbrücke, ihr Besitzer mit dem Künstlernamen Toxin One hat Emmy und Shiva dort verewigt, in einem ergreifenden, meterhohen Schwarzweißbild, das er dort an die Wand gesprüht hat. „Ruhet in Frieden“ steht darauf, und die Lebensdaten.

Bei Kunst denken viele Karlsruher erst einmal an die Kunstakademie, die Kunsthalle oder das ZKM. Es gibt in Karlsruhe aber auch viele Künstler, die ihre Kunst woanders „ausstellen“, auf hässlichen Betonwänden, unter Brücken oder in Unterführungen. Viele dieser Werke sieht man nur zufällig, wenn man mal einen neuen Weg einschlägt, um eine neue Ecke biegt.

Das auffällige Gemälde am Karlsruher Entenfang ist bekannt

Andere kennen viele, weil sie an der Alb zu sehen sind, zum Beispiel das auffällige Gemälde unter der Brücke am Entenfang: Zwei riesige weiße Hände setzen Papierboote in das Albwasser, zwei schwarze, dünne Gestalten sitzen in ihnen und staken davon. Ein sinniger Spruch in Frakturschrift krönt das Werk von Künstler Dome.

Viele dieser Bilder in Karlsruhe sind, oft eher zufällig, im Internet zu finden, jetzt hat Daniela Christ einen kleinen Graffiti-Führer geschrieben. Einen ersten, denn alle Graffitis in Karlsruhe aufzuspüren, sie zu dokumentieren und dann Wege zu beschreiben, ist denn doch ein Work in progress.

Vor vier Jahren ist sie nach Karlsruhe gezogen. Bei ihren regelmäßigen Spaziergängen vor allem an der Alb und in Daxlanden sind ihr die vielen Kunstwerke aufgefallen: die Dachse und Charly Chaplin, eine Hommage auf ein ehemaliges Kino in diesem Stadtteil. „Da hab ich dann gemerkt, dass das so viel mehr ist als Schmiererei, das hier ist Kunst, Street Art.“ Die von Banksy wird ja sogar bei Sotheby’s versteigert.

Ich habe inzwischen etwa 500 Fotos
Daniela Christ, Autorin

Das Gefühl von Staunen vor so viel Phantasie und künstlerischem Können hat sie immer noch. In der langen Unterführung am Mühlburger Bahnhof zum Beispiel: „Da habe ich die Bilder mit meinem Handy gefilmt. Da hatte meine Tochter mir gesagt, sie hätte eine Überraschung für mich und zeigte es mir. Da dachte ich wieder: Wow!“ Ihre Freunde und Familie wissen inzwischen, dass sie Graffitis sammelt, auch ihr Bruder fotografiert: „Ich habe inzwischen etwa 500 Fotos.“

Nach und nach kam sie auch mit Künstlern ins Gespräch, wenn einer grade am Werk war und erfuhr auch von deren Ehrenkodex: Dass gute Bilder einfach nicht übermalt werden. Wie der Hund Emmy. Bei Instagramm hat sie auch einen Kanal, auf dem sie Fotos veröffentlicht und Graffitis von anderen sieht. Und dann fragt: „Wo ist das?“ Denn viele sind richtig versteckt. In Hinterhöfen, an Fassaden von Industriehallen wie am Hohleichweg – oft grade irgendwo um die Ecke, um die man biegen müsste, wenn man seinen üblichen Weg verlässt.

Wegbeschreibung und Einkehrmöglichkeiten für die Tourplanung

Nachdem sie immer wieder gefragt wurde, ob sie nicht Führungen anbieten möchte, hat sie sich entschlossen, stattdessen einen Führer zu veröffentlichen und sich erst einmal auf den Bereich Daxlanden, Grünwinkel und die Alb beschränkt – weitere Führer sind in Planung. Die meisten Bilder der Graffitis sind relativ klein, die Leute sollen ja die Bilder in natura sehen. Eine gute Wegbeschreibung mit Einkehrmöglichkeiten ist dabei, sodass man einen längeren Gang oder eine Radtour genau planen kann. Aber das offene Auge, das Daniela Christ hat, sollte man sich auch bewahren – denn natürlich gibt es auch abseits ihrer Empfehlungen viel zu entdecken.

Service

Der „Graffiti Guide Karlsruhe“ ist zu beziehen über die Autorin (dachs9@arcor.de oder www.instagram.com/wertvolleAugenblicke) und im Reisebuchladen, Herrenstraße 33. Bezugspreis: drei Euro.

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