Welcher Smartphone-Besitzer hat sich noch nicht über solche „Übergriffe“ geärgert? Da installiert man eine Wetter-App – und die fordert Zugriff auf Fotos und Videos.
Wozu, wenn der Dienst doch nur das Wetter in Karlsruhe und Kalifornien anzeigen soll? Und wer zieht dann möglicherweise die privaten Schnappschüsse vom Strand herunter?
Viele Nutzer schieben solche Bedenken aber rasch beiseite und klicken auf „Zustimmen“. Studenten und Wissenschaftler des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) dagegen haben diese Bedenken in Kreativität umgesetzt: Sie haben ein ganzes Sortiment an Apps entwickelt, bei denen die Privatsphäre geschützt ist. Und dafür haben sie nun einen Preis erhalten: den „Digital Autonomy Award“, gefördert vom Bundesforschungsministerium.
Es gibt ja sogar Taschenlampen-Apps, die auf Kontakte zugreifen wollen.Christopher Beckmann, App-Entwickler am KIT
Auf die preisgekrönte Idee kamen die Entwickler, weil sie sich früher selbst oft über Anbieter geärgert haben. „Es gibt ja zum Beispiel sogar Taschenlampen-Apps, die auf Kontakte zugreifen wollen“, sagt Informatiker Christopher Beckmann, wissenschaftlicher Mitarbeiter am KIT.
Inzwischen hat die Forschungsgruppe namens „Secuso“ 36 eigene Apps herausgebracht, die für Android-Smartphones geeignet sind. Eine Taschenlampe ist darunter, Schrittzähler, Wetterdienst – und Spiele wie Sudoku, Minesweeper, Schiffe versenken. Das Zirkeltraining zielt auf Fitness-Fans. Sogar ein Schmerztagebuch gibt es.
QR-Code-Scanner und Sudoku sind am beliebtesten
Und welche App laden sich die Nutzer am häufigsten herunter? „Der QR-Code-Scanner ist auf Platz eins, das Sudoku-Spiel auf Platz zwei“, sagt Beckmann. „Privacy Friendly Apps“ (PFA) nennen die Informatiker ihre Produkte. Sie setzen keine Tracker ein, die ständig unbemerkt Daten der Smartphone-Nutzer ausspionieren.
„Die erhobenen Daten werden lediglich lokal auf dem Smartphone gespeichert“, versichert Entwickler Beckmann. Nur wenn es für die Funktionalität „unbedingt erforderlich“ sei, würden „klar definierte“ Daten an Drittanbieter übertragen.
Beckmann stieg schon als Student an der TU Darmstadt vor einigen Jahren als Programmierer ein. Als Projektleiterin Melanie Volkamer auf eine Professur am KIT wechselte, zog auch die „Secuso“- Gruppe nach Karlsruhe um.
Volkamer ist es wichtig, schon Studierende einzubinden: „Eine Herausforderung liegt darin, die Entwicklung der Apps mit der universitären Lehre zu verbinden.“ Aktuell sucht die Gruppe zur Verstärkung noch interessierte Programmierer und Förderer. Als Preisträger des „Digital Autonomy Award“ wurden sie auf Fachmessen in Hamburg und Darmstadt eingeladen, um dort ihre Privatsphäre-Apps vorzustellen.
Smartphone-Nutzer finden die Apps unter: https://bnn.link/37h.