Ihr Opa meldete die beiden direkt nach der Geburt im Verein an. Damals ging das nur zum Ersten eines jeweiligen Monats und am Kassenhäuschen. „Unser Opa war der Chef des Ordnungsdienstes“, sagt Thomas Bierlein. Auch ihre Eltern seien an der Kasse und im Ordnungsdienst aktiv gewesen. Da hatten die beiden quasi keine andere Wahl.
Alle drei Monate treffen sich die Ehrenmitglieder, darunter auch Klaus Lörz, Horst Wild oder Heinz Ruppenstein, immer dienstags im Clubhaus. Das letzte Treffen war wegen Corona allerdings im vergangenen Jahr im Dezember.
„Im Schnitt sind die Ehrenmitglieder 70 Jahre. Da fallen wir auf“, sagt Thomas Bierlein. Und sein Bruder Jürgen erinnert sich an seinen ersten Besuch in der Runde. Da sei er gefragt worden, wen er denn gebracht hätte. Bei den Treffen immer dabei gewesen sei der ehemalige KSC-Präsident Ingo Wellenreuther.
Doch die zwei sind nicht nur Fans, sondern spielten früher auch selbst Fußball. Jürgen Bierlein war in der E- und D-Jugend beim KSC. „Damals war ich sogar Torschützenkönig“, erinnert er sich. Danach wechselte er zur SG Siemens und war in verschiedenen Vereinen aktiv, bis er 35 Jahre alt war. Sein Bruder Thomas ging direkt zur SG Siemens. „Der KSC hatte damals keine Halle“, so der Jüngere über den Beweggrund für den Verein in der Karlsruher Nordweststadt.
An diesen Plätzen saß, seitdem es die Haupttribüne gibt, niemand anders.Jürgen Bierlein, KSC-Ehrenmitglied
Im alten Wildpark saßen die beiden auf der Haupttribüne in der Reihe 16 direkt über der Mittellinie. „An diesen Plätzen saß, seitdem es die Haupttribüne gibt, niemand anderes“, so der Dauerkarteninhaber Jürgen Bierlein. Er kam zu Beginn seiner Ehrenmitgliedschaft noch in den Genuss, dass ihm als Ehrenmitglied die Saisonkarte drei Jahre lang geschenkt wurde. Dies wurde dann abgeschafft, nun bezahlen Ehrenmitglieder 50 Prozent des Preises. Außerdem müssen sie nun keinen Vereinsbeitrag mehr entrichten.
Beide Brüder gehen meist mit dem KSC-Trikot ins Stadion. Nur im Winter kommt noch ein Schal dazu. Auch Jürgens Frau teilt die Leidenschaft und ist selbst seit 2015 Mitglied. Thomas’ Frau sagt nur, dass sie es tapfer ertrage, dass ihr Mann so ein großer Fußballfan ist. Auch im Trainingslager in Belek waren die beiden mehrmals. Thomas, der Abteilungsleiter bei den Stadtwerken Karlsruhe ist, reiste sogar 1993 mit ins Trainingslager nach Dubai.
Schöner Empfang in Valencia
Sicherlich einer der schönsten Fußballabende war am 20. Oktober 1993 das UEFA-Cup-Hinspiel in Valencia. Vor dem Spiel trafen Jürgen Bierlein und La Signora-Inhaber Carlo Curci den damaligen KSC-Präsidenten Roland Schmider, der die beiden für nach dem Spiel zu einem kleinen Empfang einlud. Das Spiel wurde mit 3:1 verloren. „Aufgrund des Anschlusstreffers von Edgar Schmitt hatten wir noch eine Chance für das Rückspiel“, sagt Jürgen Bierlein.
Beim Empfang habe dann der KSC-Trainer Winfried Schäfer das Wort ergriffen und gesagt: „Jungs, wenn in vierzehn Tagen die Spanier in Karlsbad die A8 runterrollen, werden sie erstarren. Denn es wird ein glorreicher Tag werden. Die Spanier werden ihr blau-weißes Wunder erleben.“
Das war die schwärzeste Stunde mit dem KSC.Jürgen Bierlein, KSC-Fan
Der schlimmste Tag war für Jürgen Bierlein nicht etwa einer der Abstiege, sondern das Relegationsspiel am 1. Juni 2015 gegen den Hamburger SV. „In der 90. Minuten stand es noch 1:0 für den KSC und unten wurden die ersten Kartons mit Aufstiegsshirts aufgerissen“, sagt der ältere Bruder. Als er dann links von der Bank einen Pfiff hörte, der sich nicht nach Abpfiff anhörte, musste er erkennen, dass ein Freistoß gepfiffen wurde. Und in dem Moment hatte er schon ein ganz schlechtes Gefühl.
„Das war die schwärzeste Stunde mit dem KSC. Da gingen dem Verein sicher 20 Millionen Euro durch die Lappen“, sagt er. Und der ehemalige Polizeibeamte war einiges von seinem Verein gewöhnt. Musste er Anfang der 2000er-Jahre immer am Ende der Saison zittern. „Der damalige Präsident Raase sagte auch, dass er nicht möchte, dass die Entscheidung immer am letzten Spieltag fällt“, erinnert er sich.
Eine Anekdote abseits des Karlsruher SC müssen die beiden im Gespräch mit bnn.de dann doch erzählen. Und zwar geht es um das WM-Endspiel im Jahr 1990 in Rom. Da sind sie spontan mit einem Bus von Karlsruhe nach Italien gefahren, obwohl sie keine Eintrittskarten hatten. Diese erhielten sie dann zwanzig Minuten vor Anpfiff für 200 DM auf einem Platz in der Nähe des Stadions. „So ein Endspiel mit deutscher Beteiligung live im Stadion werden wir nicht mehr erleben“, sagt Thomas Bierlein.
Zur aktuellen Mannschaft meint Thomas Bierlein, dass die Mannschaft gut verstärkt und verjüngt worden sei, aber nun Ergebnisse folgen müssen. Der Zusammenhalt dieses Jahr scheine gut. Was das bewegen könne, sehe man beim FC Bayern München. Der 53-Jährige wünscht sich, dass die Causa Hofmann nicht zu hoch gehängt wird. Überrascht sei er auch von Marco Thiede. Unter KSC-Trainer Eichner spiele der Abwehrspieler wieder und das viel mehr nach vorne.
Sein Bruder Jürgen Bierlein erhofft sich viel von Benjamin Goller. „Der hat viel Potenzial. Hannover ist ein ganz anderer Gradmesser“, sagt er. In der letzten Saison seien Gordon und Pisot verlässlich gewesen. An Spielern wie Gordon, der als Profi mit dem Rad zum Training kommt, schätzt er die Bodenständigkeit.
Seit vier Jahren ist Jürgen Bierlein als Admin der Facebook-Gruppe „News rund um den Wildpark“ tätig.