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Verkehrs-Warnstreik am Montag

Auch im Nahverkehr: So hart trifft der Super-Streik Karlsruhe und die Region

Am Montag soll in ganz Deutschland der öffentliche Verkehr bestreikt werden. Auch in Karlsruhe und der Region geht mit Bus und Bahn voraussichtlich ab Sonntagnacht nichts mehr. Hier der Überblick.

Am Montag soll in ganz Deutschland gestreikt werden.
Von der Merkur-Bahn in Baden-Baden bis zum ICE nach Hamburg. Auch die Region Karlsruhe ist vom bundesweiten Warnstreik am Montag voraussichtlich massiv betroffen. Foto: Oliver Berg/dpa

Volker Reitz ist sauer. Der Ettlinger und seine Frau Petra hatten schon vor Monaten ihr verlängertes Wochenende in Hamburg gebucht. „Der Mega-Streik am Montag hat das nun leider verhindert“, sagt Reitz. Immerhin: „Wir konnten noch rechtzeitig unsere Reservierungen für die Bahnfahrt, Hotel und Restaurant stornieren.“

Dieser Generalstreik ist eine Zumutung durch die beteiligten Gewerkschaften auf dem Rücken der Bevölkerung.
Volker Reitz, Betroffen vom Streik

Lediglich die Deutsche Bahn habe eine Gebühr von zehn Euro einbehalten. Grundsätzlich sei er nicht gegen Streiks „in Teilbereichen“, sagt Reitz.

Zur konzertierten Aktion am Montag hat der verhinderte Kurzurlauber aber eine andere Meinung: „Dieser Generalstreik ist eine Zumutung durch die beteiligten Gewerkschaften auf dem Rücken der Bevölkerung.“ Statt der Großen Freiheit in Hamburg gönnte sich das Paar am Freitag einen kleinen Luxus. „Wir sind in Karlsruhe ins Restaurant gegangen.“

Eltern retten Schulausflug

Auch mehrere Schulausflüge drohen durch den Streik ins Wasser zu fallen. Klassenlehrerin Linda Toniolo von der Aloys-Henhöfer-Schule in Pfinztal-Kleinsteinbach: „Wir wollen mit 61 Fünft- und Sechstklässlern am Montag für drei Tage ins Monbachtal.“

Nach Corona sei es für viele Schüler die erste gemeinsame Klassenfahrt überhaupt. „Es war geplant, mit den Öffentlichen zu fahren. Deshalb mussten wir beinahe alles abblasen“, berichtet die Lehrerin. Doch spontan hätten sich genügend Eltern zusammengetan und den Transfer mit Privatautos organisiert.

Sorge wegen der Fahrt ins Krankenhaus

Nicht um Urlaub oder Ausflüge, sondern um die medizinische Versorgung ihres Mannes macht sich Rosemarie Friedmann aus Bühlertal Sorgen. „Wir wohnen in Bühlertal, mein Mann hat einen Termin in Karlsruhe im Klinikum. Da er noch nicht Autofahren kann, sind wir auf Bus und Bahn angewiesen.“

Diese und weitere Rückmeldungen einer Leseraktion von bnn.de zeigen die massiven Auswirkungen des großangelegten bundesweiten Warnstreiks, mit dem die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) und Verdi weite Teile des öffentlichen Verkehrs lahmlegen.

Wie die zwei Gewerkschaften mitteilten, sind unter anderem der Fern-, Regional- und Nahverkehr, Flughäfen und die Autobahngesellschaft betroffen. Das gilt auch für Karlsruhe und die Region. Bereits ab dem späten Sonntagabend sind Einschränkungen zu spüren.

Trams und Busse in Karlsruhe ersatzlos gestrichen

Die Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG) für die Stadtbahnen und die Verkehrsbetriebe Karlsruhe (VBK) für Trams und Busse teilten mit, dass an diesem Montag ab Betriebsbeginn in den frühen Morgenstunden alle Linien der VBK ersatzlos ausfallen.

Dies gilt nicht nur am Montag, sondern auch noch in der Nacht zum Dienstag bis Betriebsende. Ein Sprecher: „Zudem können auch keine Taxileistungen oder Anruflinientaxi-Leistungen gewährleistet werden.“

Bei der Stadtbahn fahren drei Albtal-Linien

Auch die Stadtbahnlinien der AVG fallen bis Betriebsschluss in der Nacht zum Dienstag aus – mit Ausnahme zwischen Bad Herrenalb beziehungsweise Ittersbach und Karlsruhe: „Die Linien S1, S11 und S12 können regulär verkehren“, heißt es bei der Betriebsgesellschaft. Dennoch bitte man Fahrgäste darum, bereits ab Sonntagabend „nach Möglichkeit andere Verkehrsmittel als die AVG-Stadtbahnlinien zu nutzen“.

Marktplatz Karlsruhe mit Verdi-Demo
Arbeitskampf in Karlsruhe: Aus dem Bezirk Mittelbaden/Nordschwarzwald sind etwa 2.500 Menschen nach Karlsruhe gekommen, um für bessere Arbeitsbedingungen einzustehen. Foto: Jörg Donecker

Hintergrund dieser Empfehlung sei, dass die AVG-Linien bereits am Sonntagabend ab 22 Uhr schrittweise aus dem Betrieb genommen werden müssen. Hierdurch solle vermieden werden, dass Fahrgäste in Stadt und Region zu Streikbeginnn um 0 Uhr an einzelnen Haltestellen „stranden“ und von dort aus nicht mehr weiterkommen.

Die ganze Woche noch Probleme möglich

Auch am Dienstag könne es vormittags noch zu Verspätungen und Ausfällen kommen. Und: Da auch die Wagenreinigung und die Werkstatt von dem Streik betroffen seien, könne es noch über die ganze kommende Woche hinweg zu Verschmutzungen und einer verminderten Fahrzeugverfügbarkeit kommen.

Stadtverkehr Pforzheim komplett eingestellt

Auch die RVS Regionalbusverkehr Südwest GmbH (Südwestbus) wird bestreikt. Das Omnibusunternehmen mit Sitz in Karlsruhe ist eine Tochtergesellschaft der DB Regio. Unternehmensangaben zufolge ist mit Ausfällen im kompletten Stadtverkehr Pforzheim zu rechnen. Zudem folgende Regionalbuslinien: Linie 666/767, Linie 704, Linie 706, Linien 715/717 (teilweise), Linie 722 (teilweise), Schulbusse 722s, Linie 725, Linie 734, Linie 735, Linie 741/742, Schulbusse 941.

Bruchsaler Stadtbus ebenfalls betroffen

Auch im nördlichen Landkreis Karlsruhe gibt es nach Angaben der Betreiber Streikauswirkungen im Busnahverkehr. Der Stadtbus in Bruchsal und die Buslinien 120, 121, 187 – 189, 706, 734 – 735 werden demnach nicht oder nur eingeschränkt verkehren.

Merkur-Bahn in Baden-Baden steht still

Die Verkehrsbetriebe der Stadtwerke Baden-Baden werden am Montag ebenfalls bestreikt. Betroffen sind auch die Merkur-Bergbahn sowie das Kundenzentrum am Augustaplatz. Die Buslinien 203, 285 und die Fahrten 201E werden hingegen weiterhin bedient. Auch die Regionalbuslinien 244, X44, X45, 262, 292 sind vom Streik nicht betroffen. Das Anruflinientaxi verkehrt zu den gewohnten Zeiten. Alle restlichen Buslinien in Baden-Baden werden nicht verkehren.

Unklarheit bei den privaten Regionalzügen

Auf der Schiene sind die Stadtbahnen und Züge RE, RB, IRE und MEX-Linien ebenfalls von den Streiks betroffen. Unklar war am Freitag noch, inwieweit der Bahnbetrieb der privaten Unternehmen Südwestdeutsche Landesverkehrs-GmbH (SWEG) und Go-Ahead Baden-Württemberg betroffen sein wird. Hintergrund: Die Betreiber müssen teilweise auch auf die Infrastruktur der Deutschen Bahn zurückgreifen, etwa in sicherheitsrelevanten Stellwerken.

Zudem können auch keine Taxileistungen oder Anruflinientaxi-Leistungen gewährleistet werden.
Sprecher VBK

Eine SWEG-Sprecherin stellt klar: „Die SWEG wird nicht direkt bestreikt. Im Bahnverkehr werden durch die Warnstreiks jedoch viele Strecken nicht befahrbar sein. Daher ist auch bei den SWEG-Zugverbindungen mit massiven Ausfällen zu rechnen.“ Fahrgäste werden gebeten, sich vor Fahrtantritt über ihre Verbindungen zu informieren. Nicht betroffen sei die Ortenau-S-Bahn zwischen Achern und Ottenhöfen.

Private Busunternehmen wollen fahren

Kaum betroffen sind privatwirtschaftliche Busunternehmen vom Streik. So teilt die regional tätige Richard Eberhardt GmbH mit: „Wir wollen wie gewohnt unseren Fahrplan bestmöglich einhalten.“ Das gelte auch für den Schulverkehr im Murgtal. Allerdings könne es zu Verspätungen und zu vollen Bussen kommen, hieß es vom Unternehmen. Auch die Busse der SWEG fahren Unternehmensangaben zufolge planmäßig.

Störungen am Flughafen

Fluggäste müssen am Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden (FKB) ebenfalls mit massiven Problemen, „insbesondere in Form von längeren Wartezeiten“ rechnen. Grund: Das Sicherheitspersonal streikt.

Der Betreiber teilte am Freitag mit: „Wir empfehlen unseren Passagieren, den Flugstatus von Ryanair und Wizz Air noch vor Antritt der Anreise zum Flughafen zu überprüfen und bereits drei Stunden vor dem Abflug am Flughafen zu sein.“

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