Wäre ein Theater-Neubau in ökologischer Hinsicht nicht vorteilhaft gegenüber den aktuellen Sanierungs- und Erweiterungsplänen? Worin bestehen die baurechtlichen Defizite des gegenwärtigen Gebäudes?
Ist es eigentlich zumutbar für die Karlsruher, wenn die Bautätigkeit gefühlt kein Ende nimmt? Kann ein Theater überhaupt wirtschaftlich betrieben werden? Und wie kann es gelingen, dass das Staatstheater der Zukunft auch andere Gesellschaftsschichten als die Kultur-sinnigen Senioren anspricht?
Diese und weitere Fragen richteten Karlsruherinnen und Karlsruher beim zweiten Bürgerforum am Freitagabend an Experten und Entscheidungsträger. Am Dienstag, 22. Juni, wird der Karlsruher Gemeinderat voraussichtlich die Weichen für die Zukunft des Badischen Staatstheaters stellen.
Rund 100 Interessierte online beim Bürgerforum
Anlässlich des im Netz von durchschnittlich etwa 100 Interessierten mitverfolgten Forums stellt sich eine Erfahrung ein: Was für politische Insider längst nicht mehr der Debatte bedarf, bewegt sehr wohl manchen interessierten Karlsruher. Etwa, warum es überhaupt eine Erweiterung der in den 1970er-Jahren entstandenen Stätte braucht.
Das hat einerseits mit arbeitsrechtlichen Bestimmungen zu tun, erklärt der technische Direktor des Staatstheaters, Ivica Fulir. Andererseits geht es aber auch um ökologische Aspekte, ergänzt Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD). Denn wenn ständig Material und Kulissen per Lastwagen zu externen Spielstätten gekarrt werden müsse, leide die Umwelt und produziere man Verkehr.
Gebaut wird in Modulen - sofern sich der Gemeinderat für den vorgesehenen Weg der Sanierung und Erweiterung an der Kriegsstraße entscheidet. Im Westen schließt sich dann laut Dagmar Menzenbach vom Landesbetrieb Vermögen und Bau am bisherigen Baukörper als Modul Eins das neue Schauspielhaus an, im Nordosten als Modul Zwei der musikalische Apparat.
Nachfragen zu hohen Kosten für die Sanierung des Badischen Staatstheaters
Erwartungsgemäß geht es den Karlsruhern auch um die hohen Kosten für das Kultur-Flaggschiff. Kann sich die Stadt angesichts der im Raum stehenden 508 Millionen Euro zuzüglich weiterer Aufwendungen für Platzgestaltung, Interims-Spielstätte und Mobiliar überhaupt noch die geplanten bis zu 50 Millionen Euro jährlich für Klimaschutz-Projekte leisten?
Hier sieht der Oberbürgermeister im Grundsatz noch ausreichende Investitionsmittel - trotz Corona. Er verweist auf den Betrag von rund 250 Millionen Euro, der innerhalb des etwa 1,5 Milliarden Euro schweren Haushalts für Investitionen zur Verfügung steht, warnt jedoch vor weiteren Verzögerungen: 15 bis 18 Millionen Euro zusätzlich fielen ihm zufolge bereits durch eine Verschiebung der Theater-Maßnahme um ein Jahr an.
Eine Bürger-Abstimmung zur Sache hält Mentrup nicht für zielführend. Zur Begründung, sagt er, es gebe keine grundsätzliche Bewegung gegen das Staatstheater, die ein solches Format rechtfertigen würde.
Sanierung und Erweiterung des Badischen Staatstheaters: Diskussion von Alternativen
Bleibt die Frage nach den Alternativen zu Sanierung und Erweiterung des bestehenden Theaters. Dazu äußert sich die für die Hochbauverwaltung des Landes zuständige Finanz-Staatssekretärin Gisela Splett skeptisch. Die Kosten für einen Neubau wären demnach zwar erst einmal identisch mit denen für Sanierung und Erweiterung.
Abriss und Interim sowie der längere Zeitbedarf seien jedoch die Nachteile. Vor einem Neubau an anderer Stelle, etwa auf dem Messplatz, rät Ulrike Schlenker von der städtischen Stabsstelle Projektcontrolling ab. Altablagerungen und Verunreinigung im Boden erforderten erhebliche Zusatz-Aufwendungen.
Einigkeit besteht im Bürgersaal des Rathauses, was die insgesamt positive Wirkung des Theaters auf die Stadtgesellschaft und die Wirtschaft betrifft. So unterstreicht Finanzbürgermeisterin Gabriele Luczak-Schwarz die Bedeutung des Hauses als Standortfaktor und betont die Hebelwirkung des von der Stadt fürs Theater ausgegebenen Geldes.