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Stadt geht in die Offensive

Bäderschließungen wegen Corona: Karlsruhe kämpft beim Land um Kinder-Schwimmkurse

Wegen der Corona-Einschränkungen lernen Kinder nicht schwimmen. Karlsruhe will nun mit einem Kompaktangebot an Pfingsten in die Offensive gehen - und hofft auf Unterstützung vom Land.

Einsame Schwimmerin: Im Fächerbad dürfen derzeit nur wenige ins Wasser steigen. Möglich ist dies unter anderem Profisportlern und Badmitarbeitern, die ihre Rettungsfähigkeit nachweisen müssen.
Im Fächerbad dürfen derzeit nur wenige ins Wasser steigen. Foto: Jörg Donecker

Seit Monaten sitzen Kinder auf dem Trockenen: Den Corona-Regeln zufolge fallen Schwimmkurse flach, angefangen beim klassischen Seepferdchen. Nun will Karlsruhe reagieren. Für die Kleinen soll es in den Pfingstferien kompakte Basisangebote geben – für welche die Rathausspitze in Stuttgart kämpft.

Sportbürgermeister Martin Lenz schreibt in Absprache mit Oberbürgermeister Frank Mentrup (beide SPD) in der Sache an Sozialminister Manfred Lucha (Grüne). „Es geht hier nicht um Sport oder Freizeitspaß“, stellt Lenz klar. Schwimmen sei vielmehr eine Grundfähigkeit, die es zu vermitteln gelte.

„Schwimmen ist Kulturgut“, sind sich Mentrup und Lenz einig. Und seit Jahren wird dieses in Karlsruhe gepflegt. Mit etwa 300 Kursen für 2.500 Kinder pro Jahr hat die Stadt ein Angebot, das nicht hinter dem deutscher Metropolen zurückbleibt. Doch schon 2020 fielen wegen Corona zwei Drittel der Anfängerkurse für Kinder aus.

Das Gleiche gilt für zwei Drittel des Schulschwimmens. „An Pfingsten wollen wir in die Offensive gehen“, erläutert Lenz. Mentrup und ihm geht es nicht darum, Modellregion zu werden. „Wir möchten eine Sondergenehmigung vom Land. Wenn wir damit für andere zum Vorbild werden, ist uns das aber auch recht“, so der Sportbürgermeister.

Bäderchef ist desillusioniert

Schon nach dem ersten Lockdown im Sommer 2020 stand Karlsruhe landesweit an der Spitze, als es um den Neustart der Bäder ging: Zunächst gingen Profisportler im Sonnenbad ins Wasser. Und als es wieder erlaubt war, öffnete Bäderchef Oliver Sternagel die Anlagen für die Allgemeinheit. Im zweiten Corona-Jahr war er ebenfalls vorbereitet.

Bereits Anfang April waren nicht nur die Hallen-, sondern erstmals so früh auch die Freibäder startklar. „Ich hatte damals Hoffnung, dass wir der Bevölkerung dieses Angebot machen können“, sagt Sternagel. Inzwischen ist er desillusioniert: „Ich sehe kein Licht am Ende des Tunnels, nicht mal mehr ein Glimmen.“

Für sein Hygienekonzept aus dem vergangenen Jahr erhielt Sternagel Lob vom Gesundheitsamt. Der Bäderchef entwickelte die Sache immer weiter. An allen Bädern kann man sich per Luca-App registrieren. Vor dem Fächerbad gibt es inzwischen eine Corona-Schnelltest-Stelle. Im Inneren wird die Luft einmal pro Stunde komplett umgewälzt. „Wenn man mir sagt, was ich zusätzlich noch machen soll, tue ich es“, so Sternagel.

Atteste reichen für den Schwimmbadbesuch nicht aus

Aktuell müssen seine Mitarbeiter immer wieder Menschen wegschicken, die glauben, dass sie mit negativem Schnelltest ins Bad können. Tatsächlich dürfen seit Monaten nur wenige ins Wasser steigen: Profisportler, Mitglieder von Reha-Gruppen und Bad-Mitarbeiter, die ihre Rettungsfähigkeit nachweisen müssen. „Wir bekommen regelmäßig Anfragen von Stammgästen und Menschen, die beispielsweise massive Rückenprobleme haben“, erzählt Sternagel.

Doch selbst ärztliche Atteste seien keine Basis, jemanden schwimmen zu lassen. Seit 2. November sind die Bäder zu, im Dezember endete der Schwimmunterricht der Schulen. Ausnahmen gab es nur für Abschlussprüfungen. „Das ist frustrierend für die Menschen und auch für unsere Mitarbeiter – vor allem, weil wir keine Perspektive haben“, so Sternagel: „In den diversen Papieren zu Öffnungsschritten kommen die Bäder nämlich nicht vor. Wir finden offenbar kein Gehör.“

Sternagel hat Pläne für Kinderschwimmkurse in den Osterferien beerdigt. Die neuen liegen für Pfingsten bereit. „Es gibt Sponsoren, die bereit sind, diese Kurse zu unterstützen“, berichtet Bürgermeister Lenz. Stuttgart wiederum stellt über einen Solidarpakt landesweit 1,25 Millionen Euro für diese Sache bereit. Sternagel hofft, dass bald Kinder von diesem Geld profitieren können, dass Jungen und Mädchen wieder schwimmen lernen. „Es gibt bereits sehr lange Wartelisten, die wir abarbeiten wollen.“

Damit dies möglich ist, brauche es jedoch bald eine Perspektive. „Die Menschen müssen ja noch ein wenig planen können.“ Sternagel plant ebenfalls und hofft weiter. „Wir stellen Personal für die Freibäder ein. Wenn wir dürfen, wollen wir schnellstmöglich loslegen.“ Sternagel sagt: „Wir könnten nicht morgen, sondern heute Abend noch starten.“

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