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Karibisch-afrikanischer Supermarkt

Aus dem Keller in den eigenen Laden – wie ein Ghanaer in Karlsruhe seinen Traum verwirklicht

In Karlsruhe-Beiertheim verkauft eine ghanaische Familie seit einigen Wochen afrikanische und karibische Lebensmittel im eigenen Laden. Das Essen ist für sie eine Verbindung in die alte Heimat. Doch der Traum begann in einem Keller.

Frische Chili: Spezialitäten vor allem vom afrikanischen Kontinent verkaufen der Ghanaer Mo und seine Frau in ihrem eigenen Laden in Beiertheim.
Spezialitäten vor allem vom afrikanischen Kontinent verkaufen der Ghanaer Mo und seine Frau in ihrem eigenen Laden in Beiertheim. Foto: Jörg Donecker

Das Lachen im Gesicht von Mo ist trotz Maske gut zu erkennen. Der Ghanaer sitzt mitten in einem Laden in Beiertheim. In seinem Laden. Zusammen mit seiner Frau erfüllt er sich hier einen Traum. Karibisch-afrikanischer Supermarkt steht groß auf dem Schaufenster. Noch vor wenigen Monaten verkaufte das Paar „aus dem privaten Keller“ ghanaische Instant-Nudeln, Kokosnüsse und Reis aus Afrika. Mittlerweile denkt Mo schon größer, plant die Erweiterung und will ein Lager anmieten.

Mit 19 Jahren kam Mo aus Ghana nach Deutschland. In Rastatt fand er einen Job bei Daimler. Bis heute läuft er an vier Tagen pro Woche dort durchs Werktor. Im Badischen lebt er sich schnell ein, findet Freunde und gründet eine Familie. Mit seiner damals noch in Heidelberg lebenden Frau zieht er schließlich 2005 nach Karlsruhe.

Zum Einkaufen fahren die beiden oft nach Mannheim oder gar Frankfurt. „Wenn man im Ausland lebt, vermisst man das Essen seiner Heimat“, sagt er. Der Geschmack wecke Erinnerungen – an die Wurzeln, an das alte Zuhause, an Jugendjahre. „Für Deutsche sind das im Ausland die Brötchen“, erklärt Mo schmunzelnd.

Die Initialzündung für den Weg in die Selbstständigkeit kommt 2018 von Mos Frau. Sie arbeitet zu dieser Zeit in einem Karlsruher Hotel. Weil sie immer wieder mal früher gehen muss, um eines der Kinder aus der Kita zu holen, gibt es Diskussionen. Sie wünscht sich mehr Flexibilität. Am besten einen Job, den sie von Zuhause aus machen kann. Gesagt, getan: Die Familie meldet ein Geschäft an, plant einen Online-Handel von afrikanischen und karibischen Lebensmitteln. „Die Kulturen sind eng vernetzt, das passt zusammen“, sagt er.

Lieferfahrten nach Nordbaden und in die Pfalz

Jedes Wochenende ist Mo mit dem Auto unterwegs und liefert bestellte Ware aus, manchmal bis nach Ludwigshafen. In der afrikanischen Community im Großraum Karlsruhe spricht sich das herum. Es dauert nicht lange, dann stehen die ersten vor der Wohnung der Familie. Direkt aus dem Keller verkauft Mo manchmal. „Das ging nicht lange, es waren einfach zu viele“, erinnert er sich. Vor zweieinhalb Jahren unterschreibt er den Mietvertrag für das Ladengeschäft in der Beiertheimer Gebhardstraße. Doch dann passiert lange wenig.

Neben der Arbeit und dem Liefergeschäft baut Mo den Laden in Eigenregie um. Er verlegt neuen Boden, tauscht die Lampen und zieht eine Wand ein. Dahinter soll unter seinem Dach ein Barbershop eröffnen, so ist der Plan. „Wir haben in der Nachbarschaft sehr viel Unterstützung bekommen“, sagt er. „Viele haben geklopft und gefragt, wann es los geht.“ Doch die Pandemie bremst die Familie aus. Seit einigen Wochen läuft das Geschäft nun – inklusive einem Paketshop, einem kleinen Reisebüro und Kleidung in bunten Farben. „Wir machen das, was unsere Kunden wollen“, erklärt Mo lachend.

Vergrößerung ist längst geplant

Eindeutige Bestseller gibt es bislang nicht. „Das hängt sehr von der Nationalität ab“, sagt der Chef. „Nigerianer wollen zum Beispiel Yam oder President-Rice. Bei Deutschen sind Kochbananen sehr gefragt.“ Die Ware bezieht er zu großen Teilen von Großhändlern mit Sitz in Europa und Beziehungen nach Afrika. „Die Organisation kostet viel Zeit. Aber meine Frau war schon in Ghana Geschäftsfrau, sie kümmert sich darum.“

Und wenn dann doch mal die Kita anruft, dann schließe sie den Laden eben ein paar Minuten zu. Den nächsten Schritt hat Mo bereits geplant. Er hat direkt nebenan zwei Räume gemietet. Dort soll der Barbershop einziehen, für den Laden braucht er mehr Platz.

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