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Rund 350 Demonstranten

Beschäftigte im Karlsruher Einzelhandel streiken: „Was uns die Arbeitgeberseite angeboten hat, ist ein Witz“

An den Kassen einiger Einzelhändler dauerte es am Freitag mitunter länger. Der Grund waren Warnstreiks im Einzelhandel. Eine zentrale Kundgebung hielt die Gewerkschaft Verdi in Karlsruhe.

Demonstration
Mitarbeiter im Handel lehnen das Angebot der Arbeitgeberseite bei den aktuellen Tarifverhandlungen ab. Foto: Volker Knopf

Rund 350 im Handel Beschäftigte ziehen am frühen Freitag durch die Karlsruher Innenstadt. Mit Warnstreiks wollen sie ihren Forderungen nach mehr Lohn Nachdruck verleihen. „Das Angebot der Arbeitgeberseite ist eine Sauerei. Wir wollen mehr Lohn“, skandiert Thomas Schark, Bezirkssekretär Handel der Gewerkschaft Verdi Mittelbaden-Nordschwarzwald mit Sitz in Karlsruhe.

Das fordern die Streikenden

Trillerpfeifen und Applaus der Demonstranten bestätigen seine Worte. Konkret fordert Verdi für die Beschäftigten im Einzel- und Versandhandel im Land Folgendes: Erhöhung der Löhne um 15 Prozent, Erhöhung der Azubi-Vergütung um 200 Euro, Verdoppelung der tariflichen Sozialleistungen und das mit einer Laufzeit von zwölf Monaten.

Die Arbeitgeberseite habe jedoch lediglich 7,5 Prozent mehr auf zwei Jahre angeboten sowie 1.000 Euro Inflationsausgleich in zwei Raten während der aktuellen Tarifverhandlungen, so Wolfgang Krüger, Landesfachbereichsleiter Handel Verdi Baden-Württemberg.

Das was uns die Arbeitgeberseite angeboten hat, ist ein Witz.
Andre Kineresch, Demonstrant

„Wir lassen uns aber nicht billig abspeisen. Die Preise steigen und steigen. Es wird Zeit, dass wir schnell Geld bekommen, das nachhaltig wirkt. Die Warnstreiks werden wir intensivieren“, so Gewerkschaftsmann Krüger. Neben Karlsruhe wurde am Freitag auch in weiteren Städten, unter anderem Mannheim oder Stuttgart, gestreikt.

Zu den Demonstranten zählt Andre Kineresch. Er ist bei Kaufland in Karlsruhe für das Leergut zuständig. „Das was uns die Arbeitgeberseite angeboten hat, ist ein Witz. Wir brauchen dringend einen Inflationsausgleich“, sagt der junge Mann mit der Verdi-Flagge. Und eine bessere Bezahlung sei auch eine Frage des Respekts und der Wertschätzung der Leistungen der Angestellten.

Demonstrationszug mach Halt bei Karstadt

Kurz hält die Demonstration bei Karstadt, bekanntlich im Besitz von Milliardär René Benko und in einer Art Dauerkrise. Schark nimmt kein Blatt vor den Mund: „Benko war nie am Handel interessiert, ihm ging es immer nur um die 1A-Immobilien. Er schöpft das Geld nur so ab. Das ist eine Riesensauerei. Es wird Zeit das zu skandalisieren“, spricht Schark ins Mikro und erhält reichlich Applaus.

Obgleich das Haus in Pforzheim im Gegensatz zu Karlsruhe schließen soll, habe man es noch nicht aufgegeben, fügt er hinzu. Gerade Warenhäuser bezeichnete er als wichtige Anker in den Innenstädten. Wenn diese leer stünden, dann verödeten die Zentren. Gerade die Mitarbeiter von Galeria-Karstadt-Kaufhof litten besonders unter der nicht enden wollenden Krise.

Die Atmosphäre ist im Laufe der Zeit immer schlechter geworden. Es herrscht hohe Fluktuation in den Chefetagen.
Demonstrantin

Sie verzichteten auf Geld und längst fällige Gehaltserhöhungen. Eine der Mitarbeiterinnen beim Karlsruher Warenhaus ist eine Frau aus der Pfalz, die ihren Namen lieber für sich behält. „Die Atmosphäre ist im Laufe der Zeit immer schlechter geworden. Es herrscht hohe Fluktuation in den Chefetagen. Man fühlt sich von oben gegängelt, in der Belegschaft halten wir aber zusammen“, sagt die Frau, die seit vielen Jahren im Haus tätig ist.

Früher seien 24 Mitarbeiter für eine Abteilung im Einsatz gewesen, heute seien es gerade mal zweieinhalb bis drei, sagt sie.

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