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Fotografieren wie die Profis

„Bilder entstehen im Kopf“: Nicolas van Ryk gibt Tipps zur Landschaftsfotografie

Das Hobby Fotografieren steht hoch im Kurs – aber viele Menschen knipsen nur wild darauf los. Reisefotograf Nicolas van Ryk gibt Tipps, wie Landschaftsbilder mehr werden als ein Dokument: Ein wirkungsvolles Kunstwerk nämlich.

Landschaft mit dramatischen Wolken
Welche Stimmung soll mein Foto haben? Für diese Aufnahme, die in der Nähe der südafrikanischen Stadt Volksrust entstand, entschied sich Nicolas van Ryk, das dramatische Wolkenbild noch zur unterstreichen und den Kontrast zu den roten Gladiolen zu nutzen. Foto: Nicolas van Ryk.

Schauen, staunen, abdrücken: So dokumentieren viele Menschen ihre Reisen und freuen sich zu Hause über die Fotos von Bergen, Seen, Stränden und Sonnenuntergängen, die beim Erinnern an die schöne Zeit helfen. Vielleicht werden die Bilder im Nachgang mit Bearbeitungsprogrammen ein wenig aufgehübscht.

Sehr viel mehr geht aber, manches auch schon mit einfachen technischen Mitteln beim manuellen Fotografieren, wenn man sich vor dem Abdrücken ein paar Gedanken macht und bewusste Entscheidungen trifft, sagt Nicolas van Ryk.

Die nämlich, was man fotografieren möchte, wie das Foto gestaltet sein soll, welche Stimmung man einfangen möchte und wann der beste Zeitpunkt dafür ist. „Bilder entstehen im Kopf“, sagt der Reisefotograf.

Hoch oder quer? Das ideale Format für Landschaftsfotos

Hoch, quer oder vielleicht sogar ein Panorama? „Mit dem Format, das ich wähle, gestalte ich das Bild bereits“, schildert er. Nicht von ungefähr laufe es meist auf ein 4x3- oder 3x2-Querformat hinaus. „So sehen unsere Augen, und unser Gehirn hat sich daran gewöhnt“, erklärt Nicolas van Ryk.

Hauptkriterium, um ein Landschaftsbild zu gestalten, ist die Schärfe, sagt er. Grundsätzlich empfiehlt er, Landschaften mit relativ kleiner, geschlossener Blende zu fotografieren, da dies viel Tiefenschärfe gibt - möglichst über die komplette Bilddiagonale.

Intensivere Farben zur blauen Stunde

Wenn man flexibel ist, kann man auch mit der Wahl des Zeitpunkts ein Foto beeinflussen. Zur „blauen Stunde“, wenn sich die Sonne abends gerade unter dem Horizont befindet, das blaue Licht am Himmel aber noch dominiert, ehe die Dunkelheit einsetzt, sind besonders stimmungsvolle Aufnahmen möglich. „Mit dem Rotanteil ist da ist die Farbtemperatur am höchsten“, so van Ryk.

Nicolas van Ryk
Nicolas van Ryk Foto: Nicolas van Ryk

Einen ähnlichen Effekt gibt es kurz vor Sonnenaufgang. Auch Mischlicht-Situationen am Abend, wenn sich das natürlich-wärmere Sonnenlicht mit künstlich-kälteren Lichtquellen mischt, ergeben sich besondere Licht- und Farbstimmungen - die man bewusst einsetzen kann.

Dafür sollte man ein Stativ verwenden. Fast täglich vor Einbruch der Dunkelheit bietet sich hier das Karlsruher Schloss an.

Pfützen nutzen für schöne Spiegelungen

Und wenn es nun tagelang grau und verregnet ist? Dann kann man beispielsweise Spiegelungen in Pfützen nutzen und in sein Landschaftsbild einbauen, rät van Ryk. Vorteil ist, dass das Licht weich ist und das Motiv schattenarm ausleuchtet. „Dann aber gibt es nicht so viele Kontraste, das macht ein Bild eher langweilig“, findet er.

Kontraste verschärfen und Bilder „dramatischer“ gestalten, kann man beispielsweise mit einem Polfilter (bei schönem Wetter) und einem Grauverlaufsfilter (bei regnerischem Wetter und diffusem Licht). Letzteren hat der Reisefotograf für seine Landschaftsaufnahme mit Wolkenbild verwendet, die in der Nähe der Südafrikanischen Stadt Volksrust entstand. Bei vielen Kameras kann man inzwischen auch einen „dramatischen Effekt“ einstellen, auch den kann man nutzen, empfiehlt er.

Kameras und Kurse

Nicolas van Ryk fotografiert mit den Olympus-Kameras PEN-F und dem Modell OMD-E-M1X und allen Zuiko-Objektiven. Die Daten des Fotos aus Südafrika: 50 Millimeter Brennweite, Blende 5 bei einer Verschlusszeit von 1/800 Sekunde und mit der Lichtempfindlichkeit ISO 200 Für das Foto von der Isle of Skye verwendete er ein Weitwinkelobjektiv mit 17 Millimetern Brennweite. (Verschlusszeit 1/50 Sekunde, Blende 7,1, Lichtempfindlichkeit ISO 100).

Bei der vhs Karlsruhe hat er im ersten Halbjahr 2021 Kurse zu Porträtfotografie (26./27. März), Mischlichtfotografie (16./17. April), Festbrennweite (23./24. April), Makrofotografie (7./8. Mai), Reisefotografie (28./29. Mai) und Straßenfotografie (11./12. Juni) geplant.

Die Sonne hinter den Wolken und die roten Gladiolen wollte er auf dem Bild haben. „Ich kann ein Bild aufbauen, in die Tiefe gehen, ihm einen Vorder- und einen Hintergrund geben“, so van Ryk. „Und ich entscheide, ob ein Inhalt unterhalb der Sichtlinie im Detail oder nur als Silhouette erkennbar wird - durch entsprechende Wahl der Blende oder der Belichtungszeit.

Mit größerer Blende hat er die Landschaft bei Volksrust abgelichtet. Etwa 100 Meter war er von den Blumen entfernt und benutzt ein Normalobjektiv. Die Äste im Vordergrund, die von oben ins Bild ragen, verleihen ihm Tiefe - ohne würde es „flacher“ wirken.

Ein Perspektivwechsel kann ein ganz neues Foto hervorbringen

Auch durch einen Perspektivwechsel nimmt man Einfluss auf sein Bild. Ein wenig nach oben zu klettern oder in die Knie zu gehen, kann einem Foto eine ganz andere Wirkung geben, erklärt der Fotograf.

Für sein Foto von der Isle of Skye hat er sich auf die Höhe des Flusses und der Steine begeben, den eher farblosen, diffusen Himmel weitgehend ausgeblendet und mit einer längeren Belichtungszeit (1/50 Sekunde) das Wasser im Vordergrund „fließen“ lassen.

Landschaft mit fließendem Wasser
Welcher Ausschnitt soll es sein? Den langweilig-einfarbigen Himmel fand Nicolas van Ryk verzichtbar, als er auf der Isle of Skye fotografierte. Stattdessen begab der sich auf die Höhe des Wassers, ließ es „fließen“ und füllte mit ihm den Bildvordergrund. Foto: Nicolas van Ryk

Verstärken könnte man den Effekt mit einem Graufilter, erklärt Nicolas van Ryk - weil dies bei Verwendung eines Stativs eine viel längere Verschlusszeit ermöglicht. Dramatischer, dynamischer wird das Foto durch die eingefangene Bewegung des Wassers - und damit ganz anders, als mancher andere es fotografiert hätte. Weil Bilder eben im Kopf entstehen.

Zur Serie

Das Hobby Fotografieren steht hoch im Kurs – aber viele Leute knipsen nur wild darauf los. Dabei ist es oft gar nicht so schwer, auch mit Kompaktkamera oder Smartphone ordentliche Bilder zu machen.



Bislang erschienen:

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