Skip to main content

„Castles“ statt „Dance Monkey“

Britische Songwriterin Freya Ridings spielt sich beim „Fest“ in die Herzen der Karlsruher

Die Absage der unter dem Künstlernamen Tones and I auftretenden Australierin mag bei manchem „Fest“-Besucher Ernüchterung ausgelöst haben. Doch der Auftritt von Freya Ridings zeigte: Sie ist mehr als ein würdiger Ersatz.

Freya Ridings steht auf der Bühne bei „Das Fest“.
Mit Gitarre und starker Stimme überzeugte Freya Ridings die Menschen vor dem Hügel. Foto: Rake Hora

Vier Jahre ist es her, dass die britische Sängerin Freya Ridings mit ihrem Lied „Castles“ bei deutschen Radiosendern rauf und runter lief. Den Song kennt wohl fast jeder, doch beim Namen werden selbst Musik-Kenner stutzig. Freya wer?

Ridings ist am „Fest“-Donnerstag relativ spontan für die australische Sängerin mit dem Künstlernamen Tones and I eingesprungen. Deren noch größerer Hit „Dance Monkey“ erschien ebenfalls vor vier Jahren und hat sich wohl bis heute in vielen Gehörgängen festgekrallt.

Manche Besucher wissen nicht, was sie erwartet

Die britische Sängerin Ridings ist auch beim „Fest“ nicht jedem Besucher unbedingt ein Begriff. „Ich kenn’ sie gar nicht. In der WG läuft fast nie Radio“, sagt Paul aus Karlsruhe. Mit seiner Mitbewohnerin Merve steht er am Fuß des Hügels. Ihr geht es genauso. „Wir gucken halt einfach mal.“

Bezogen auf die Songtitel gilt also Schlösser statt tanzender Affen, gefühlvolle und lässige Balladen aus England statt ungewöhnlicher Indie-Klänge aus Australien. Wie kommt das in Karlsruhe an?

Es ist erst das zweite Festival, auf dem wir überhaupt in Deutschland spielen.
Freya Ridings
Songwriterin

Ridings Auftritt beginnt sehr atmosphärisch. Ihre vierköpfige Band betritt die Bühne, der Schlagzeuger zieht mit gleichmäßigen Trommelschlägen nach und nach die Blicke der Festbesucher nach vorne. Dann kommt Ridings, ausgerüstet nur mit Gitarre und ihrer Stimme.

„Es ist erst das zweite Festival, auf dem wir überhaupt in Deutschland spielen“, ruft sie. Es sei ihr eine Ehre. Dann legt Ridings los, sie reiht langsame Liebeslieder an aufgekratzt wirkende, recht klassische Songwriter-Stücke.

Freya Ridings schließt Lücken im Hügel

Vor dem ersten Wellenbrecher stehen Sarah und Ina aus Bad Schönborn. Sie kennen Ridings und ihre Lieder tatsächlich – von Spotify. In irgendeiner Playlist sei sie ihr aufgefallen, sagt Sarah. Seitdem ist sie Fan, wenn auch nicht der textsicherste und größte. „Sonst wäre ich auch weiter vorne.“

Bei diesem Auftritt gefalle ihr mehr als nur ein Lied, sagt Ina. Dass heute Ridings spielt und „Dance Monkey“ ausbleibt, stört sie nicht. „Das Lied haben wir alle viel zu oft schon gehört.“

Wo vor Ridings’ Auftritt noch Lücken auf dem Hügel klafften, ist bald kein Platz mehr. Zwar bremst Ridings’ steter Wechsel zwischen langsamen und schnellen Songs die Tanzwut der meisten Zuhörer aus, doch die Engländerin kommt gut an. Als sie kurz vor Schluss dann „Castles“ spielt, singt das Publikum die letzten Zeilen für sie zu Ende.

Ihre Mutter lerne gerade Deutsch mit einer Sprach-App, erklärt Ridings in einer Moderation zwischen zwei Liedern. „Vielleicht nehme ich sie eines Tages auf Tour mit.“ In Karlsruhe wären sie bestimmt willkommen.

nach oben Zurück zum Seitenanfang