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Kasse als Indiz

Brot müsste eigentlich acht Euro kosten: Karlsruher Bäcker kämpfen mit Energiekosten

Die Karlsruher Bäcker kämpfen nach Corona nun mit den Energiekosten, das merken auch Kunden. Wie steht es um das Weihnachtsgebäck?

Baeckerei Neff
Simon Reich zeigt sein Brot: In den Produkten der Bäckerei merke man die Handarbeit, so die Innungsmitglieder. Foto: Jörg Donecker

Die Karlsruher Bäcker stehen nach eigener Aussage mit dem Rücken zur Wand. „Die Akzeptanz der Preise lässt nach“, sagt Susanne Schied. Die Geschäftsführerin bei der Badischen Backstub’ weiß, die Brezel ohne Butter müsste 1,50 Euro kosten – das Brot acht Euro. „Wir können diese Preise nicht weitergeben, wir haben ein schlechtes Gewissen, diese Summen zu verlangen“, sagt Sivakajan Kallwey von der Bäckerinnung Karlsruhe.

Deswegen haben er und seine Kollegen die Bundestagsabgeordnete Zoe Mayer (Grüne) zu einer Krisensitzung gebeten. Sie wollen der Politikerin ihre Probleme schildern und fordern eine schnelle Hilfe für das Bäckerhandwerk und das Kulturerbe Brot, das von den Bäckerinnungen gepflegt wird.

Karlsruher Bäcker wünschen sich mehr Planbarkeit

Der Vorschlag von Robert Habeck in der ARD-Sendung „Maischberger“, die Bäcker könnten ihr Handwerk für einige Zeit einstellen, ging den Karlsruher Bäckern eindeutig gegen den Strich. „Seit diesem Interview bekommen wir keine Bewerbungen mehr“, sagt Schied. Dabei habe man im Bäckerhandwerk schon genug Zukunftssorgen.

Der 28-Jährige Simon Reich gehört zur fünften Generation der Bäckerei Neff. Er wünscht sich Planbarkeit und bessere Zukunftsaussichten. Ähnlich geht es Stefan Reinmuth von der gleichnamigen Bäckerei. Er hat zwei Kinder. Ob er dem Nachwuchs das Geschäft nach der Krise übergeben möchte, weiß er nicht. Auch Richard Nußbaumer berichtet von Zukunftsängsten. Sein ältester Sohn sei zuletzt in die Geschäftsführung der Bäckerei Nussbaumer eingestiegen.

Mehrwertsteuersenkung ist bevorzugte Lösung

„Wir brauchen jetzt Hilfe“, fordert Kallwey. Die Öfen werden mit Öl oder Gas betrieben – anders gehe es nicht. Vor der Corona-Krise gab es die Ölkrise und nun die Energiekrise. Auch der Mindestlohn ist gestiegen. „Wir haben 50 Prozent Personalkosten“, sagt Kallwey.

Überbrückungskredite seien nicht die Lösung, so die einhellige Meinung der anwesenden Bäcker. „Die Mehrwertsteuersenkung ist der schnellste Weg“, sagt Kallwey. Ob und wie die Bäcker über das bereits beschlossene Energiekostendämpfungsprogramm hinaus unterstützt werden können, konnte Zoe Mayer nicht sagen. Sie versprach: „Ich nehme die Anregungen mit.“

Und die Kunden? Denen gehe auch immer früher im Monat das Geld für Brötchen aus. „Das merken wir an der Bäckerkasse“, sagt Jörg Glutsch von der Bäckerei Glutsch. Wenn ab dem zehnten im Monat schon mehr Kleingeld als Scheine in der Kasse landen, sei das ein schlechtes Zeichen. „Wenn die Kunden nun 50 Euro mehr für Strom zahlen, sind das vielleicht die 50 Euro, die sie sonst in hochwertige Produkte investiert haben“, ergänzt Simon Reich.

Was ist mit dem Weihnachtsgebäck?

Auf kurz oder lang bekommen die Kunden die Probleme der Bäcker nicht mehr nur über die Preise zu spüren. „Wir müssen auch Sortimentsanpassungen vornehmen“, sagt Kallwey. Auf den Punkt gebracht heißt das: Das Sortiment wird kleiner. Besonders die Produktion von Weihnachtsgebäck sei sehr energieaufwendig. Aber Kallwey betont, was in drei Monaten Stand der Dinge sei, könne man aktuell eh nicht sagen.

Insgesamt zieht die Bäckerinnung nach dem Gespräch mit Zoe Mayer ein positives Fazit. Kallwey spricht auch für die anderen Bäcker, wenn er sagt: „Wir hatten das Gefühl, gehört zu werden.“

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