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Feier im Badischen Staatstheater

Merkel und Steinmeier in Karlsruhe: großer Festakt für das Bundesverfassungsgericht

In Karlsruhe findet zur Stunde ein Festakt für das Bundesverfassungsgericht statt. Für die Feier im Badischen Staatstheater sind auch Angela Merkel und Frank-Walter Steinmeier gekommen.

Doris König (von links), Vizepräsidentin des Bundesverfassungsgerichts, die geschäftsführende Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Stephan Harbarth, Präsident des Bundesverfassungsgerichts, stehen vor Beginn des Festakts vor dem Badischen Staatstheater in Karlsruhe zusammen.
Doris König (von links), Vizepräsidentin des Bundesverfassungsgerichts, die geschäftsführende Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Stephan Harbarth, Präsident des Bundesverfassungsgerichts, stehen vor Beginn des Festakts vor dem Badischen Staatstheater in Karlsruhe. Foto: Uli Deck/dpa

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die großen Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts zu Deutschlands Stellung in der EU als besonderes Verdienst des ehemaligen Gerichtspräsidenten Andreas Voßkuhle gewürdigt.

Sie entfalteten Signalwirkung im gesamten europäischen Rechtsraum und darüber hinaus, sagte Steinmeier am Freitag in Karlsruhe bei einem nachträglichen Festakt zum Wechsel an der Spitze des Gerichts 2020. Damit gehe auch eine große Verantwortung für den Zusammenhalt in Europa einher.

Mit Blick auf die Entwicklungen in Polen sagte er: „Es erfüllt mich mit großer Sorge, dass Gerichte anderer Mitgliedstaaten die Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts missbrauchen, um eine der fundamentalen Grundentscheidungen der europäischen Rechtsgemeinschaft – nämlich den Anwendungsvorrang des Unionsrechts vor nationalem Recht – infrage zu stellen.“

Baden-Württemberg, Karlsruhe: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier spricht im Badischen Staatstheater beim Festakt zum Präsidentenwechsel am Bundesverfassungsgericht.
„Die Verfahren stellen sicher, dass die Unabhängigkeit von Richterinnen und Richtern als essenzielles Gut im Rechtsstaat gewahrt wird“, sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am Freitag in Karlsruhe. Foto: Uli Deck/dpa

Dabei geht es um ein Urteil zu Anleihekäufen der Europäischen Zentralbank (EZB) aus dem Mai 2020, mit dem sich der Zweite Senat unter Voßkuhles Vorsitz über eine Vorabentscheidung des Europäischen Gerichtshofs hinweggesetzt hatte. Das polnische Verfassungsgericht hatte im Oktober Teile des EU-Rechts für unvereinbar mit der polnischen Verfassung erklärt, führende Politiker in Warschau hatten das auch mit Verweis auf das deutsche EZB-Urteil gerechtfertigt.

Baden-Württemberg, Karlsruhe: Andreas Voßkuhle, ausgeschiedener Präsident des Bundesverfassungsgerichts, spricht im Badischen Staatstheater beim Festakt zum Präsidentenwechsel am Bundesverfassungsgericht.
Bundespräsident Steinmeier würdigte die großen Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts zu Deutschlands Stellung in der EU als besonderen Verdienst des ehemaligen Gerichtspräsidenten Andreas Voßkuhle.  Foto: Uli Deck/dpa

Voßkuhle (57) war im Juni 2020 nach Ende seiner zwölfjährigen Amtszeit als Verfassungsrichter an der Gerichtsspitze von Stephan Harbarth (49) abgelöst worden, der bereits Ende 2018 Vizepräsident und Vorsitzender des Ersten Senats geworden war. Im vergangenen Jahr hatte der Festakt wegen der Corona-Pandemie ausfallen müssen.

Präsident des Bundesverfassungsgerichts steht an fünfter Stelle des Staats

Der Präsident des Verfassungsgerichts steht protokollarisch im Staat an der fünften Stelle. In Anwesenheit der geschäftsführenden Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und der Spitzen von Bundestag und Bundesrat würdigte Steinmeier Voßkuhle für seine „fachliche Brillanz mit ausgeprägter sozialer Kompetenz“. In seiner 70-jährigen Geschichte habe das Bundesverfassungsgericht mit seiner Rechtsprechung „zum Gelingen der Demokratie beigetragen“.

Baden-Württemberg, Karlsruhe: Stephan Harbarth (l-r), Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD), Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Andreas Voßkuhle, ausgeschiedener Präsident des Bundesverfassungsgerichts, und Bundesratspräsident Bodo Ramelow (Die Linke), stehen vor Beginn des Festakts zum Präsidentenwechsel am Bundesverfassungsgericht im Badischen Staatstheater zusammen.
Politprominenz in Karlsruhe: Stephan Harbarth (von links), Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD), Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Andreas Voßkuhle, ausgeschiedener Präsident des Bundesverfassungsgerichts, und Bundesratspräsident Bodo Ramelow (Die Linke) im Badischen Staatstheater. Foto: Uli Deck/dpa

Dabei sei es oft um existenzielle oder sehr kontroverse Fragen gegangen, deren Beantwortung sich die Richterinnen und Richter nie einfach gemacht hätten. „Das gilt ganz sicherlich auch für die jetzt zur Entscheidung anstehenden Fragen in der Pandemiebekämpfung.“

In Karlsruhe sind sehr viele Klagen wegen der sogenannten Bundes-Notbremse anhängig, zu denen demnächst die erste grundsätzliche Entscheidung veröffentlicht werden soll. Zuletzt war Kritik laut geworden, das würde alles zu lange dauern. Außerdem gab es Befangenheitsvorwürfe wegen eines gemeinsamen Abendessens der Richterschaft mit der Bundesregierung im Kanzleramt.

Die möglichst gute Entscheidung – im Sinne von gründlich, durchdacht, abgewogen, auch für die Zukunft tragfähig – ist der möglichst schnellen vorzuziehen.
Stephan Harbarth, Präsident Bundesverfassungsgericht

Harbarth sagte in seiner Ansprache, das Gericht höre und wäge Kritik, werde aber „niemals nach anderen Maßstäben entscheiden als jenen, die ihm durch die Verfassung vorgegeben sind“. „Die möglichst gute Entscheidung – im Sinne von gründlich, durchdacht, abgewogen, auch für die Zukunft tragfähig – ist der möglichst schnellen vorzuziehen.“

Voßkuhle erwähnte „die Tatsache, dass weder ich selbst, noch Kolleginnen oder Kollegen jemals von Politikerinnen oder Politikern auf ein laufendes Verfahren angesprochen wurden“. Diese versuchten „nie, im Vorfeld Einfluss auf Entscheidungen zu nehmen“.

Stephan Harbarth war Vizechef der Unionsfraktion

Der Wirtschaftsanwalt Harbarth war bis zu seiner Wahl nach Karlsruhe Vizechef der Unionsfraktion und Mitglied im CDU-Bundesvorstand.

Voßkuhle war seit 2008 am Bundesverfassungsgericht, seit 2010 als dessen Präsident. 2020 war er wieder in Vollzeit an die Freiburger Albert-Ludwigs-Universität zurückgekehrt. Dort ist er Direktor des Instituts für Staatswissenschaft und Rechtsphilosophie.

Bei dem Festakt im Badischen Staatstheater dankte Steinmeier auch dem im Juli 2020 ausgeschiedenen Richter Johannes Masing (62) für dessen Verdienste um das Recht auf freie Meinungsäußerung, den Datenschutz und die Informationsfreiheit. Auch die neue Vizepräsidentin und Vorsitzende des Zweiten Senats, Doris König, und die neuen Richterinnen Astrid Wallrabenstein und Ines Härtel wurden gewürdigt.

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