Das große Bauen in der City hört nicht auf. Selbst am eigentlich fertigen Marktplatz wird in den kommenden Jahren kräftig an der Stadtkulisse weitergearbeitet. In großem Stil will die Stadt in rund einem Jahr mit dem Umbau des Technischen Rathauses beginnen.
Davon wird nicht nur die westliche Marktplatzfront von Cafe Böckeler bis zur Marktlücke, sondern auch die Kneipenzone gegenüber dem Rathausflügel an der Zähringer Straße betroffen sein. Schließlich geht es um die Sanierung des ganzen Blocks in städtischem Besitz, den Marktplatz und Zähringer Straße sowie Lammstraße und Kaiserstraße umschließen.
Ein Block wird aufgemischt
Integriert in diese Auffrischung des städtischen Immobilienblocks in Regie der Karlsruher Fächer Gesellschaft läuft die große Modernisierung des Traditionscafés am Marktplatz. Vorerst auch nur noch in der nächsten Sommersaison können sich die Menschen mit Kaffee und Kuchen vor dem Café Böckeler an den Freilufttischen auf dem neuen Pflaster laben. Anschließend ist das Café ab Herbst 2021 voraussichtlich rund zwei Jahre wegen Umbaus geschlossen.
Inhaber Stefan Böckeler hätte den Umbau, der mit der Schließung des Cafes verbunden ist, gerne in der U-Strab-Bauzeit durchgezogen. Doch nun soll die U-Strab tatsächlich nach dann zwölf Jahren Bauzeit Ende 2021 in Betrieb gehen und damit auch die Marktplatzfläche komplett neugestaltet sein, wenn die Stadt und Böckeler im Block des Technischen Rathauses erst richtig loslegen. Das komplexe Vorhaben habe einfach enorm viel Vorbereitungszeit gekostet, heißt es dazu im Rathaus.
„Jetzt ist mit Böckeler alles genau abgestimmt”, sagt Anne Sick, Chefin des Hochbauamts. Im Bauauschuss gab es schon grünes Licht für das 18,5 Millionen Euro teure Vorhaben. Vorbehaltlich der Zustimmung des Gemeinderats könne man also in gut einem Jahr loslegen, erklärt Sick.
Zwei Jahre wird saniert
Voraussetzung ist die Einstellung einer ersten Teilsumme in den Karlsruher Haushalt für 2021. Ausnahmsweise wird es nämlich wegen der Unsicherheiten auch bei der kommunalen Finanzplanung wegen Corona einmal keinen Doppelhaushalt geben. Zwei Jahre später, also Ende 2023, könne die Sanierung des Technischen Rathauses abgeschlossen sein, versichert Anne Sick.
Die betroffenen Ämter, vorneweg das Tiefbauamt und das Stadtplanungsamt, müssen derweil anderswo unterkommen. Ihren Betrieb aber stellen sie nicht ein – wie es Böckeler oder andere Gastronomen während der Bauzeit an ihrer Topadresse müssen. Stefan Böckeler ist jetzt froh, „dass alles mit der Stadt abgestimmt ist”.
Zwar habe die Sache ewig gedauert. „Aber es ist auch die Erkenntnis gereift, dass besser alles auf einen Schlag kommt”, erklärt er. „Es geht nur gemeinsam und gleichzeitig”, unterstreicht der Konditorei-Unternehmer.
Wir investieren selbst zwei Millionen Euro in das Objekt.Stefan Böckeler, Inhaber des Café Böckeler
Er wird also in gut einem Jahr das Café am Marktplatz ausräumen und das Feld ganz der Fächer GmbH überlassen. Erst wenn die große Sanierung mit einer neuen Klima- und Lüftungsanlage, neuen Toiletten und neuer Treppe geschafft ist, kann Böckeler im veredelten Rohbau die Ausgestaltung übernehmen. Dazu gehört die Verlegung der Küche aus dem Obergeschoss in den Keller.
Stefan Böckeler hofft dennoch, dass das Café an der Marktplatzecke vielleicht schon nach eineinhalb Jahren Umbau, also im Frühsommer 2023, öffnet. „Wir investieren selbst zwei Millionen Euro in das Objekt”, bekennt er.
Sieben Jahre Baustelle
Seit sieben Jahren ist der Marktplatz schon eine Baustelle. Jetzt schließt sich die neue Steindecke. In der Südwestecke werden dieser Tage die letzten Platten aus portugiesischem Granit auf der insgesamt 7.000 Quadratmeter großen Fläche eingesetzt.
Im Oktober soll die gute Stube der Stadt renoviert sein: Dann sprudelt der Brunnen um den im Juli zurückgekehrten Großherzog Ludwig zwischen Weinbrenners Prachtbauten, Stadtkirche und Rathaus. Und um die im Juni eröffneten Wasserspiele mit 31 Bodendüsen an der glanzvoll sanierten Pyramide gruppieren sich neue Bänke aus heimischem Robinienholz.
Oleander im Sommer und Koniferen im Winter stehen in neuen Stahlkübeln, von hohen Masten flutet ein heimeliges Licht bis zur erneuerten Rathaustreppe. Zunächst hatte die Stadtpolitik Tropenholz aus Westafrika auf der Steinlandschaft um die badische Pyramide vorgesehen.
Zwei Musterbänke aus Iroko stehen noch. Doch die öffentliche Kritik an diesem als falsch empfundenen Öko-Signal im selbst beschlossenen „Klimanotstand“ brachte letztlich Bewegung in die Bänke der Fraktionen. Und eine Mehrheit vollzog doch noch den Holzwechsel.
Der große Wunsch in der Bürgerschaft nach lebenden Bäumen als Schattenspender aber bleibt zumindest vorerst unerfüllt. Mit einem grünen Signal gegen den Klimawandel, der das Stadtklima aufheizt, ist man nicht weitergekommen. Nur drei Bäume als Alibi sind auch der Stadtverwaltung einfach zu wenig.
Deshalb prüft man zumindest im Prinzip weiter, ob heimisches Holz nicht nur als Ruhebank, sondern doch auch noch als Spender von Sauerstoff und Schatten das Beste am Platze für Karlsruhe sein kann.
Fest auf dem Marktplatz trotz Corona?
Wenn Corona nicht endgültig auch einen Strich durch diese Rechnung macht, dann können die Karlsruher beim Stadtfest am 10. Oktober die Wiederinbesitznahme ihres Marktplatzes gehörig begehen.
Doch damit ist selbst auf dem Platz nicht Ende der Baustelle: Restarbeiten für die U-Strab stehen an. So bekommen die Betonumrandungen der Treppen in die Untergrundstation „Marktplatz” als einzige der sieben U-Strab-Stationen in der guten Stube noch eine Täfelung aus Natursteinen.