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71 Stimmen für Marc Nehlig

CDU Karlsruhe wählt neue Vorsitzende: Katrin Schütz löst Ingo Wellenreuther ab

Wer folgt auf Ingo Wellenreuther, der nach 20 Jahren den Vorsitz im CDU-Kreisverband Karlsruhe abgibt? Im Bürgerzentrum Südwerk treffen die Parteimitglieder eine letztlich deutliche Entscheidung.

Nachfolgerin: Am 23.07.2022 wählen Karlsruhes Christdemokraten beim CDU-Kreisparteitag 2022 Katrin Schütz zur Nachfolgerin von Ingo Wellenreuther, der 20 Jahre lang  den Vorsitz hatte.
Karlsruhes Christdemokraten wählen beim CDU-Kreisparteitag 2022 Katrin Schütz zur Nachfolgerin von Ingo Wellenreuther, der 20 Jahre lang den Vorsitz hatte. Foto: Jörg Donecker

Zwei Kandidaten, 190 anwesende Parteimitglieder, ein neu zu besetzender Vorsitz: Die spannende Frage, wer Ingo Wellenreuther nach 20 Jahren an der Spitze des CDU-Kreisverbands Karlsruhe ablöst, ist entschieden. Im geräumigen, eigentlich luftigen, bei Sommerhitze nach 20 Uhr allerdings immer noch stickigen Bürgerzentrum Südwerk geben am Samstagabend die wahlberechtigten Christdemokraten Katrin Schütz den Vorzug. Sie erhält 117 Stimmen, das sind 62 Prozent der abgegebenen Stimmen. Auf Marc Nehlig, den zweiten Bewerber, entfallen 71 Stimmen.

Katrin Schütz, 55 Jahre alt, wirft ihre Erfahrung in die Waagschale. Landtagsabgeordnete von 2006 bis 2016 und von April 2014 bis Juni 2016 Generalsekretärin der CDU Baden-Württemberg, von Mai 2016 bis Mai 2021 Staatssekretärin im Stuttgarter Wirtschaftsministerium, seit 2009 Vorsitzende der Frauen-Union Nordbaden und Mitglied des CDU-Landesvorstandes: „Ich weiß, wie der Hase läuft“, sagt sie.

Die nächste Kommunalwahl mit Europawahl steht 2024 an. Den Platz an der Spitze des Kreisverbandes will Schütz nutzen, um bis dahin die CDU möglichst stark aufzustellen. An die Spitze des Kreisverbands gewählt ist sie dem Regelwerk entsprechend für zwei Jahre.

Der 27 Jahre alte Standesbeamte Marc Nehlig hat seine Zeit noch vor sich. 2020 trat der Standesbeamte in der Stadtverwaltung Karlsruhe als parteiloser Kandidat bei der Karlsruher Oberbürgermeisterwahl gegen seinen Dienstherrn Frank Mentrup an. Seit 2021 ist Nehlig CDU-Mitglied.

Entscheidung bei der CDU Karlsruhe fällt deutlich aus

So tief gespalten wie zu Jahresbeginn präsentiert sich die Karlsruher CDU diesmal nicht. Bei der Wahl zum Fraktionsvorsitz im Gemeinderat im Januar hatten fünf Stadträte für Detlef Hofmann votiert, die übrigen vier stimmten mit Nein. Insider waren davon ausgegangen, dass auch in der Fraktion Interesse am Kreisvorsitz bestehen könnte. Dazu kommt es am Samstagabend aber auch in letzter Minute nicht, die Regularien hätten es zugelassen.

Wellenreuther hatte im September 2021 seinen Rückzug als CDU-Kreisvorsitzender erklärt. Der stellvertretende Ministerpräsident und Parteifreund Thomas Strobl, der 14 Jahre lang gemeinsam mit dem ersten Mann der Karlsruher CDU im Bundestag gesessen hat, sagte in seiner Laudatio: „Es geht eine große Ära zu Ende.“ Wellenreuther sei „einer der CDU-Kreisvorsitzenden, die man im ganzen Land kennt“.

Im Oktober 2021 hatten die Basismitglieder Landeschef Strobl nach dem enttäuschenden Abschneiden bei der Bundestagswahl vorgehalten, dass die Partei ihre Bundestagskandidaten in den großen Städten Baden-Württembergs habe hängen lassen. In Karlsruhe fehlte den Christdemokraten wie auch in Stuttgart und Mannheim die Absicherung ihrer Bundestagskandidaten.

Start von Ingo Wellenreuther war stärker

Die Absicherung über die Landesliste macht schon zu Beginn von Wellenreuthers politischer Karriere den entscheidenden Unterschied. Ein halbes Jahr, nachdem der damals 42-jährige Jurist am 1. März 2002 in der Neureuter Badnerlandhalle seinem damaligen Kontrahenten Andreas Erlecke den Kreisvorsitz abnimmt, zieht er über die Landesliste in den Bundestag ein.

Seine Zeit im Bundestag beginnt, noch bevor Angela Merkel Bundeskanzlerin wird. Im Karlsruher Rathaus regiert seinerzeit Heinz Fenrich, ein Christdemokrat, der allerdings mit Wellenreuther immer fremdelt, Günther Rüssel amtiert als Zuchtmeister der CDU-Gemeinderatsfraktion.

Wellenreuther fährt vor 20 Jahren einen deutlicheren Sieg ein als heute seine Nachfolgerin. 208 Parteimitglieder wählen ihn seinerzeit, dagegen stehen 86 Nein-Stimmen.

CDU erhebt Wellenreuther zum Ehrenvorsitzenden

Bei der Bundestagswahl 2021 verliert Wellenreuther, nicht abgesichert über die Landesliste, nach 19 Jahren sein Direktmandat an die Grünen-Politikerin Zoe Mayer. Seinen Abgang von der politischen Bühne gestaltet der Mann mit der großen Routine erkennbar vorbereitet. Erst einmal wolle er die neue Freiheit genießen, hatte der Längstgediente unter sämtlichen Karlsruher Bundestagsabgeordneten schon nach dem verlorenen Bundestagsmandat angekündigt.

Wellenreuther bleibt der CDU Karlsruhe erhalten. Die Versammelten erheben ihr prominentestes Mitglied per Akklamation einstimmig zum neuen Ehrenvorsitzenden.

Wellenreuther, der im Dezember 63 Jahre alt wird, kommt also auch künftig aus der Südweststadt regelmäßig zu Vorstandssitzungen seiner Partei, wenn die Zeit reicht, womöglich auch mit dem Fahrrad. Im Südwerk verspricht er, seinen Parteifreunden in den Sitzungen „nicht allzu sehr auf die Nerven zu gehen“.

Zwei neue Stellvertreter für Katrin Schütz

Als stellvertretende Kreisvorsitzende bestätigen die Anwesenden die kurzfristig erkrankte Stadträtin Bettina Meier-Augenstein, Karlsruher CDU-Landtagsabgeordnete von 2014 bis 2016, und wählen zu weiteren Stellvertretern Johannes Krug (bisher Beisitzer) und Karsten Lamprecht.

Stadtrat Sven Maier, bisher einer der drei stellvertretenden Vorsitzenden, fehlen fünf Stimmen zur Bestätigung im Amt. Nicht mehr als Stellvertreterin kandidierte Karin Wiedemann, die auch als Stadträtin aufhört.

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