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Verstöße bleiben die Ausnahme

Bei 3G-Kontrollen in Karlsruher Bahnen ist Fingerspitzengefühl gefragt

In Karlsruhe haben KVV und Polizeibehörde in den Bahnen 3G-Nachweise kontrolliert. Es dauert nicht lange bis die ersten Gäste ohne Zertifikat auffallen. Wirkliche Verweigerer bleiben allerdings die Ausnahme.

Gemeinsame Aktion: Kontrolleure des KVV und Mitarbeiter der städtischen Polizeibehörde überprüften am Mittwochmorgen die 3G-Nachweise in Karlsruher Stadt- und Straßenbahnen.
Gemeinsame Aktion: Kontrolleure des KVV und Mitarbeiter der städtischen Polizeibehörde überprüften am Mittwochmorgen die 3G-Nachweise in Karlsruher Stadt- und Straßenbahnen. Foto: Jörg Donecker

Auf Diskussionen will sich Falk Arnold gar nicht erst einlassen. An der Haltestelle Gottesauer Platz wirft der Mitarbeiter der Karlsruher Polizeibehörde einen Fahrgast freundlich, aber bestimmt aus der S5. Der Mann wollte keinen 3G-Nachweis vorzeigen. Dafür winkte er aufgeregt mit einem Attest zur Maskenbefreiung, das die Kontrolleure als „zweifelhaft“ beschreiben.

Dieser kurze hektische Moment bleibt allerdings die Ausnahme. Die überwiegende Mehrheit zückt am Mittwochmorgen fast schon routiniert Impf-, Genesenen- oder Testnachweise.

Die erste 3G-Schwerpunktkontrolle im Karlsruher ÖPNV beginnt um 7.30 Uhr am Mühlburger Tor. Neben Fahrkartenkontrolleuren des Karlsruher Verkehrsverbundes (KVV) sind vier Vertreter des Kommunalen Ordnungsdienstes (KOD) dabei. Sie können Bußgeldverfahren anstoßen, die Kontrolleure des Unternehmens nicht. „Wir können uns nur auf das Hausrecht berufen und die Menschen der Bahn verweisen“, sagt die KVV-Sachgebietsleiterin Mary Joyce.

Ein Teil der Kontrolleure steigt in die Tram 6 ein. Sie werden in den Bahnen zwischen Karlstraße, Hauptbahnhof und Rüppurrer Straße unterwegs sein. Der Rest nimmt kurz darauf zusammen mit dem KOD die 1 Richtung City. „Guten Morgen, 3G-Kontrolle.“ Es dauert nicht lange bis die ersten ohne passenden Nachweis auffallen.

Nach wenigen Minuten müssen die ersten Fahrgäste aussteigen

Eine 18-Jährige zeigt ihre Ausbildungskarte und ihren Personalausweis, einen 3G-Nachweis hat sie nicht. Sie sei Schülerin, sagt sie. Die Polizeibehörde nimmt ihre Daten auf. Den Nachweis kann sie nachreichen, wenn die Post aus der Bußgeldstelle ankommt.

Dafür reicht der Schülerausweis. Anders als bei den Landesregelungen gelten die Ausnahmen von der 3G-Regel im ÖPNV, die der Bund in die Novelle des Infektionsschutzgesetzes integriert hat, auch für volljährige Schülerinnen und Schüler.

Über Funk meldet sich Falk Arnold bei seinen Kollegen. Er hat einen Fahrgast ohne Nachweis aus der Bahn begleitet. Wenig später treffen sich die Teams in der S5 wieder. Dort reicht eine ältere Dame Ibrahim Hmissa ihren gelben Impfausweis. „Ab heute reicht das eigentlich nicht mehr“, erklärt der Student, der im Nebenjob als Kontrolleur beim KVV arbeitet. Es ist vermutlich der häufigste Hinweis, den Hmissa und seine Kollegen aussprechen.

Kontrolleure sind bei nicht vorhandenem QR-Code noch kulant

Laut Landesverordnung muss der QR-Code vorgezeigt werden – entweder digital auf dem Handy oder als Ausdruck. So können die Kontrolleure den Nachweis scannen und die Echtheit überprüfen, die notwendigen Apps wurden in den vergangenen Tagen installiert. „In der Übergangsphase sind wir da nicht so streng“, sagt Mary Joyce. „Es geht ja nicht um Schikane, sondern darum, die Menschen zu sensibilisieren.“

Bei vielen ist das aber offenbar gar nicht nötig. Sobald die Kontrolleure einsteigen, zücken sie ihre Handys und öffnen das Impfzertifikat.

Doch es gibt durchaus Fälle wie den einer jungen Peruanerin, bei denen Fingerspitzengefühl gefragt ist. Das digitale Zertifikat ist ungültig, weil die Immunisierung noch zu frisch ist. Die QR-Codes der ersten beiden Impfungen in ihrem Heimatland lassen sich nicht überprüfen. „Das lasse ich natürlich trotzdem durchgehen“, sagt der Kontrolleur.

Kontrolle von Fahrscheinen und 3G bleibt in Karlsruhe strikt getrennt

Immer wieder springen Fahrgäste von ihren Sitzen auf und verlassen die Bahn, sobald die Kontrollteams einsteigen. „Nicht ungewöhnlich“, kommentiert Ibrahim Hmissa. „Da geht es vermutlich um die fehlenden Fahrkarten.“

Doch nach denen fragen er und seine Kollegen an diesem Tag gar nicht. Vermischen möchte der KVV die Kontrollen nicht, sagt Sachgebietsleiterin Joyce. Entweder Tickets oder 3G. Auf die Nachweise möchte man in den nächsten Tagen aber häufiger schauen – auch in den Abend- und Nachtstunden, in denen teils „schwierigere“ Kundschaft unterwegs ist.

In der S1 in Richtung Hochstetten treffen die Kontrolleure am Mittwoch um kurz nach 9 Uhr auf die Bewohnerin eines Seniorenheims, die erst gar nicht richtig versteht, was man von ihr möchte. Natürlich sei sie geimpft, versichert die Frau. Den Nachweis hat sie aber nicht dabei. Deshalb nimmt KOD-Mitarbeiter Markus Zackl ihre Daten auf. „Sie werden Post von der Bußgeldstelle bekommen“, sagt er. „Erschrecken Sie da bitte nicht. Reichen sie den Impfnachweis einfach nach.“ Natürlich lasse man die Seniorin weiterfahren, sagt Zackl.

Das gilt allerdings nicht für einen jungen Mann, der nur widerwillig einen Test aus der Tasche kramt und den Falk Arnold am Mühlburger Tor aus der Bahn begleitet. Der Test stammte aus dem August. Trotzdem bleiben die KOD-Mitarbeiter freundlich. Sie weisen auf den Fußweg zur nächsten Teststation hin.

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