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Schnelltests sind bisher nicht das Allheilmittel

Corona-Fälle in 14 Karlsruher Pflegeheimen

Groß waren die Hoffnungen auf den Corona-Schnelltest. Doch für die Pflegeheime ist dieses Verfahren bisher kein Allheilmittel. Das Landratsamt meldet vielmehr Infizierte in 14 Karlsruher Seniorenzentren. Auch Tote sind wieder zu beklagen.

18.11.2020, Baden-Württemberg, Tübingen: Eine Altenpflegerin führt im Seniorenheim Pauline-Krone-Heim der Altenhilfe Tübingen einen Antigen-Corona-Schnelltest durch.(zu dpa: «Das große Testen») Foto: Sebastian Gollnow/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ | Verwendung weltweit
Zeit- und personalaufwändig: Corona-Schnelltests haben sich in den Pflegeheimen bisher nicht als das Allheilmittel erwiesen. Foto: Sebastian Gollnow

14 Karlsruher Pflegeheime haben den Kampf aktuell verloren: Trotz aller Vorsichts- und Hygienemaßnahmen hat es das Corona-Virus in die Einrichtungen geschafft. In sieben Häusern meldet das zuständige Landratsamt lediglich Einzelfälle, in den sieben anderen sind jeweils mehrere Mitarbeiter und Bewohner infiziert.

Auch Todesfälle wegen beziehungsweise mit Covid-19 gab es dieser Tage - in einer Zeit also, in der viele bereits große Hoffnungen auf Schnelltests gesetzt hatten.

Schnelltests sind aktuell kein Allheilmittel

Bisher sind diese aber nicht das Allheilmittel, stellt Martin Michel von der Stadtmission klar. Denn in der Realität sehe die Sache anders aus als von der Politik verkündet. Wer Besucher, Mitarbeiter und Bewohner durchtesten will, brauche nicht nur das entsprechende Material, sondern auch geschulte Mitarbeiter. Das Pflegebündnis Mittelbaden verweist auf das Musterkonzept des Landes. Dem zufolge nehmen Tests bei einem Pflegeheim mit 100 Bewohnern 660 Stunden im Monat in Anspruch.

„Es müssten externe Kräfte wie ein Einsatzkommando wirken, aber dieses Personal haben wir nicht“, so Michel. Würden wiederum Pflegekräfte diese Arbeit zusätzlich übernehmen, ginge das zu Lasten der Senioren. Entsprechend sind die Schnelltests in den sechs Pflegeeinrichtungen der Stadtmission bisher begrenzt im Einsatz. Um künftig auch Besucher zu testen, braucht es zudem eine neue Infrastruktur. „Wir können das ja nicht im Freien vor der Tür machen. Ich versuche gerade, einen beheizten Pavillon zu organisieren“, erklärt Michel.

Hat ein Bewohner Symptome, erfolgt ein Abstrich, der zuverlässiger ist als der Schnelltest. „Wir werden da von einigen Ärzten unterstützt“, berichtet Michel. Werden ein, zwei Corona-Fälle nachgewiesen, wird die Einrichtung durchgetestet, was zuletzt im Hardthof in Mühlburg der Fall war. Weil dort zwölf Bewohner und sieben Mitarbeiter positiv getestet wurden, gilt ein Besucherstopp. Die Stadtmission ist die Trägerin und setzt auf Transparenz: Es werden nicht nur Angehörige informiert, sondern die Corona-Fälle auch online öffentlich gemacht.

Besucher müssen durch eine Schleuse gehen

In den fünf weiteren derzeit zugänglichen Pflegeheimen der Stadtmission müssen Besucher durch eine Schleuse gehen. Kittel und Desinfektionsmittel stehen dort bereit. Jeder muss sein Kommen mindestens 24 Stunden vorher ankündigen und sich dann am Eingang registrieren, wo Helfer den Zugang regeln. Ein Mehraufwand für alle Beteiligte, „aber es gibt fast keine Kritik an den Maßnahmen, die Menschen lieben ihre Angehörigen und wollen, dass sie gesund bleiben“, so Michel.

Vor einiger Zeit teilte er FFP-2-Masken an Besucher aus, inzwischen muss die jeder selbst mitbringen - und zwar zertifizierte Exemplare. Diese Masken sind auch in den Pflegeheimen der AWO Pflicht, deren Karl-Siebert-Haus in der City und das Anna-Leimbach-Haus in Durlach zuletzt von der Corona-Welle getroffen waren. Insgesamt zehn Bewohner starben im Zusammenhang mit Covid-19. Beide Häuser sind inzwischen wieder für Besucher geöffnet.

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