Gleich zu Beginn seines wöchentlichen Blicks auf die Corona-Situation in Karlsruhe hebt Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD) am Donnerstagnachmittag mahnend den Zeigefinger. Die bevorstehenden Öffnungen gingen mit zusätzlichen Kontakten einher, selbst wenn alle Abstands- und Maskenregeln eingehalten würden.
Daher sei es umso wichtiger, sich im Privaten unverändert an die Beschränkungen zu halten. „Das alles macht keinen Sinn, wenn man die Regeln außerhalb in größeren Gruppen nicht einhält“, so der Karlsruher Rathauschef.
Sonst drohe ein sprunghafter Anstieg der Inzidenz.
Noch keine Entspannung auf den Intensivstationen
Die sei in den vergangenen Tagen zügiger zurückgegangen, als er selbst erwartet habe, ließ Mentrup wissen. „Das ist schon eine erstaunliche Entwicklung.“ Nun müsse man alles dafür tun, dass „wir in zwei Wochen die nächste Öffnungsstufe erreichen“. Die Entspannung der Lage ist laut Mentrup in so gut wie allen Bereichen der Stadt sichtbar.
Einzig auf den Intensivstationen bleibe die Situation extrem angespannt. „Es kommt noch immer zu Verlegungen in Kliniken außerhalb Karlsruhes“, sagte er. Auf den Normalstationen sei die Zahl der Corona-Patienten hingegen weiter rückläufig.
Unproblematisch sind derzeit auch die Berichte aus Schulen und Kindergärten. In der vergangenen Woche habe es insgesamt 38 positive Tests bei Schülern gegeben, führt Mentrup aus. In den Kindergärten habe sich bei gerade einmal vier Kindern und einem Mitarbeiter eine Infektion bestätigt.
Besonders interessant ist, dass der Rückgang in eine Zeit fällt, in der in den Kitas intensiv getestet wird. Seit Anfang Mai stellt die Stadt den Einrichtungen freiwillige Selbsttests zur Verfügung, rund zwei Drittel der Eltern nutzen sie, also rund 8.000 Kinder wurden zuletzt zweimal pro Woche getestet.
Tests in Kitas decken sehr wenige Fälle auf
Vor dem Startschuss der flächendeckenden Testung waren die Zahlen deutlich höher. In der letzten Aprilwoche gab es laut Karina Langeneckert, Leiterin der Sozial- und Jugendbehörde, noch 21 positive Tests bei Kindern und sechs bei Mitarbeitern. Die Stadt hat bis zum Sommer rund 900.000 Euro für die Tests in Kitas und Kinderpflege-Einrichtungen eingeplant.
In den ersten drei Wochen kamen zu gleichen Teilen Nasal-, Spuck- und Lollitests zum Einsatz. Ab der kommenden Woche will man sich auf die Lolli-Variante beschränken. Die werde am besten angenommen, so Langeneckert. „Nach drei Wochen werden wir schauen, inwieweit sich der Aufwand überhaupt lohnt, weil wir nur sehr wenige Fälle aufdecken.“
Beim Thema Impfungen verdüstert sich hingegen der Blick des Karlsruher Oberbürgermeisters. Bereits in der vergangenen Woche hatte er vor einer „Impf-Notlage“ gewarnt. Derzeit geht er davon aus, dass die Impfstoff-Knappheit bis Ende Juni bestehen bleibt und dazu führen wird, dass es nur wenige Termine für Erstimpfungen gibt. Gleichzeitig spreche man über das Ende der Priorisierung.
„Damit wird vor Ort viel Unzufriedenheit produziert, die vermeidbar ist“, kritisiert er. „Hier hat aus meiner Sicht der Bund den Mund zu voll genommen und in der Öffnungseuphorie Versprechen gemacht, die nicht einzuhalten sind. Das wird auf dem Rücken der Mitarbeiter in Hausarztpraxen, Impfzentren und an den Hotlines ausgetragen.“