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Dehoga warnt vor Nachlässigkeiten

Corona-Regeln in der Karlsruher Gastronomie: Manche Gäste werden renitent

Maske auf, Hände desinfizieren, Kontaktdaten aufschreiben? Nicht jeder Karlsruher Gast hält die Pandemie-Vorschriften für sinnvoll, und nicht jeder Gastronom kontrolliert strikt ihre Einhaltung.

Streng geregelt ist in Zeiten von Corona-Verordnungen der Bestellvorgang im Schloss-Café.
Streng geregelt ist in Zeiten von Corona-Verordnungen der Bestellvorgang im Schloss-Café. Foto: Jörg Donecker

Maylin Campanella und ihre Familie haben in diesen Tagen gut zu tun. Im Schloss-Café beim Badischen Landesmuseum drängen sich die Gäste zwar nicht gerade dicht an dicht, im Gegenteil: Auf der Terrasse ist nur etwa jeder zweite Tisch besetzt. Doch die Mitarbeiter sind in Kurzarbeit, nur die Familienmitglieder arbeiten im Café.

Zudem haben sie ihr Konzept umgestellt: Ins Café kommt man nur noch durch die Tür an der Seite des Gebäudes. An der Scheibe wird klar auf das auszufüllende Kontaktformular und das neue Selbstbedienungs-System hingewiesen. Auf dem Boden sind mit gelb-schwarzem Klebeband die vorgegebenen Laufwege markiert.

Manchmal bleibt des dem Kunden überlassen, Kontaktzettel auszufüllen

Mit dem ausgefüllten Kontaktformular geht der Gast zur Theke bestellt und bezahlt, bekommt einen Tisch und eine Bestellnummer zugewiesen. Auf Kaffee darf er an der Theke warten. Die Spaghetti Bolognese oder den Eisbecher holt er draußen am Fenster kontaktlos ab, sobald die Lautsprecherdurchsage die Bestellnummer verkündet.

Ähnliche Konzepte mit und ohne Selbstbedienung gibt es mittlerweile in vielen Karlsruher Gaststätten. Im Café Pan wird ebenfalls nach Ausfüllen der Kontaktdaten bei der Bestellung ein Tisch zugewiesen, das Essen wird dann gebracht. Benutzte Tische werden mit einer roten Karte markiert, die grüne Karte bekommen Tische, nachdem sie frisch desinfiziert wurden.

Kontaktlose Bedienung: Im Schloss-Café holen die Gäste sich ihre Bestellungen bei Maylin Campanella am Fenster ab.
Kontaktlose Bedienung: Im Schloss-Café holen die Gäste sich ihre Bestellungen bei Maylin Campanella am Fenster ab. Foto: Jörg Donecker

Solche Markierungen gibt es oft, unter anderem im Restaurant MultiKulti. Dort bringt die Servicekraft einen Kontaktzettel und sammelt ihn ausgefüllt wieder ein. Über ein digitales Kontaktformular trägt man sich etwa beim Mühlburger Italiener Ritter ein: Per QR-Code kann man mit dem Handy darauf zugreifen.

In anderen Gaststätten ist es den Gästen weitgehend selbst überlassen, ob sie die an der Theke aufgestellten Kontaktzettel ausfüllen, etwa in der Filiale einer Kette am Europaplatz. In einem Restaurant am Ludwigsplatz ist es im Außenbereich möglich, als Gast völlig unbehelligt von der Abgabe persönlicher Daten zu speisen. Was denjenigen gefallen dürfte, die Kontaktzettel gerne mal mit Fantasienamen wie „Micky Maus” oder „Michael Jackson” befüllen.

Dehoga warnt vor nachlässigem Umgang mit Corona-Vorschriften

„Es gibt immer Menschen, die anderer Meinung sind, das muss ein Wirt aushalten”, sagt Waldemar Fretz vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) Karlsruhe. Natürlich seien die Regelungen lästig für Gäste wie Gastronomen. Das Schlimmste wäre es, so Frenz, wenn die Fallzahlen wieder ansteigen.

Denn die Einkünfte der Gaststätten seien längst nicht wieder auf einem Niveau, das dauerhaft Liquidität sichere. „Wir werden einige Betriebe verlieren”, sagt Frenz. Die Dehoga appelliert an ihre Mitglieder, unbedingt auf die Einhaltung der Regeln zu achten und eine „Dokumentation ohne Gnade” durchzusetzen.

Ordnungsamtsleiter Björn Weiße weist darauf hin, dass auch mit der seit 1. Juli geltenden Corona-Verordnung die Gaststätten in der Pflicht sind, Abstände zu gewährleisten, ein Hygienekonzept zu erstellen und die Daten der Gäste zu erheben. „Das gilt unabhängig davon, ob die Gäste drinnen oder draußen sitzen”, betont er.

Keiner von uns will wieder in einen Lockdown gehen.
Björn Weiße, Ordnungsamtsleiter

Ab sofort werde man das verstärkt kontrollieren. „Anfangs haben wir den Schwerpunkt auf Aufklärung gelegt. Jetzt gehen wir davon aus, dass alle Bescheid wissen.” Die meisten Betriebe halten sich seiner Einschätzung nach an die Verordnung. „Doch es gibt andere, auch große Betriebe, die es genau wissen und es aus Nachlässigkeit schleifen lassen.”

70 Jahre, Asthmatiker, trotzdem ein Mundschutz

Bei Verstößen werde man entsprechende Bußgelder verhängen, die zwischen 250 und 1.000 Euro liegen – wird das Arbeitsschutzrecht berührt, kann das bis zu 5.000 Euro kosten. „Gerade da, wo viele Menschen auf engem Raum zusammen kommen, ist es ganz wichtig, dass die Regeln eingehalten werden”, sagt Weiße. „Keiner von uns will ja wieder in einen Lockdown gehen.”

Die Wegeführung im Schloss-Café ist mit schwarz-gelbem Klebeband klar markiert.
Die Wegeführung im Schloss-Café ist mit schwarz-gelbem Klebeband klar markiert. Foto: Jörg Donecker

Die Campanellas arbeiten im Schloss-Café derzeit zu viert: Die Juniorchefin Maylin, ihr Bruder Gianluca und die Eltern bilden das gesamte Personal, seit für die anderen Mitarbeiter Kurzarbeit angemeldet werden musste. „Mein Vater ist 70 Jahre alt, Asthmatiker und steht trotzdem immer mit Mundschutz in der Küche“, sagt Maylin Campanella.

Ihr Bruder ist ebenfalls Asthmatiker und trägt konsequent Maske. Auch die Gäste werden gebeten, im Innenraum Maske zu tragen. „Wir wollen das so, auch zu unserem Schutz“, sagt Gianluca Campanella. Selbst wenn die Vorschriften in Zukunft gelockert würden, will er zumindest das Selbstbedienungs-System aufrecht erhalten.

Manche Gäste werden ausfällig

Nicht immer haben Gäste für die strenge Umsetzung der Corona-Verordnung Verständnis. „Wenn Leute Fantasienamen ins Kontaktformular eintragen, mache ich sie darauf aufmerksam, dass die richtigen Daten wichtig sind, um sie benachrichtigen zu können“, sagt Gianluca Campanella.

Es sei schon vorgekommen, dass ein Gast darauf bestehen wollte, das Café ohne Maske zu betreten. „Er sagte, er werde nicht mehr kommen und hat damit gedroht, allen seinen Bekannten zu sagen, dass sie auch nicht mehr kommen sollen“, erzählt der Gastwirt.

Wirtschaftlich zu arbeiten, sei zur Zeit schwierig, sagt Maylin Campanella. Sie blickt skeptisch auf den Herbst und Winter: „Wir haben im Innenraum von 67 auf 20 Sitzplätze umgestellt. Das wird problematisch werden.“

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