Polizeihauptkommissar Michael Ottwaska ist vorsichtig: Vor Veröffentlichung der Kriminalstatistik 2022 darf der Mitarbeiter der Kriminalpolizeilichen Beratungsstelle offizielle Zahlen zu den Einbrüchen im Bereich des Polizeipräsidiums Karlsruhe nicht nennen.
Aber er sieht einen Trend: „Wir werden bei den Einbruchszahlen wahrscheinlich wieder auf dem Niveau von Vor-Corona ankommen“, sagt er. 2019 lag die Zahl bei 461 Wohnungseinbrüchen, bei der jüngsten Erhebung aus 2021 bei 357.
Diese Zahl dürfte wieder steigen, auch wegen des Rückgangs der Homeoffice-Regelungen. Im Gespräch beantwortet der Experte wichtige Fragen rund um den Einbruchsschutz.
Wer sind die Täter und wann wird eingebrochen?
Einen Großteil der Taten wird durch Gelegenheitsdiebe verübt. Abgesehen haben die es vor allem auf tragbare Gegenstände wie Schmuck, Geldbörsen oder Sparbüchsen. Lediglich etwa fünf Prozent der Einbrüche bei Wohnungen sind professionellen Tätern zuzuordnen, die unter Umständen auch als Gruppe unterwegs sind und strukturiert vorgehen.
Besonders häufig eingebrochen wird zwischen Oktober und März. Die Täter agieren häufig im Zeitraum zwischen spätem Nachmittag und frühen Abend, wenn die Menschen nach der Arbeit noch einkaufen gehen.
Wie kann man sich vor einem Einbruch schützen?
Ein Garten, der von außen gut einsehbar ist, schreckt ab. Denn dann lassen sich die Täter gut erkennen. Wichtig ist auch die Beleuchtung. Mittels Anwesenheitssimulatoren, die beispielsweise den Lichtschein eines Fernsehers nachahmen, lässt sich das erreichen. Auch kann man Spielzeug der Kinder vor dem Haus liegen lassen. Abschließen bei jedem Verlassen der Wohnung oder des Hauses ist Pflicht. Das Schloss immer zweimal umdrehen.
Rollläden, die im Urlaub heruntergelassen sind, wirken stets wie eine Einladung zum Einbruch. Ebenso wie überquellende Briefkästen oder Mülltonnen, die über Tage unbewegt vor dem Haus stehen. Ebenfalls ratsam: Eine Liste von Wertgegenständen anzulegen, die im Fall eines Einbruchs der Versicherung vorgelegt werden kann.
Welche Widerstandsklassen gibt es bei Fenster und Türen?
Fenster und Türen werden in sogenannte Resistance Classes (RC) zwischen zwei und sechs eingeteilt, wobei die Polizei für nicht-gewerbliche Gebäude davon ausgeht, dass RC2 oder RC3 ausreichend sind. Die Klassen entsprechen den alten Widerstandsklassen (WK) zwei bis sechs. Um entsprechend eingestuft zu werden, müssen Türen oder Fenster in Tests eine über eine bestimmte Zeit den Einbruch verhindern. Statistisch gesehen, wird der Versuch eines Einbruchs nach drei Minuten erfolgloser Bemühungen seitens des Täters abgebrochen.
Mit welchen Mehrkosten sollte man rechnen?
Fenster der Widerstandsklasse RC2 sind ab etwa 220 Euro zu haben, abhängig von der Größe. Dazu kommen die Kosten für den Einbau. Für eine Haustür mit derselben Widerstandsklasse sind mindestens 800 Euro einzuplanen, wobei je nach Ausstattung und Material die Kosten noch entsprechend höher ausfallen können.
Gibt es Nachrüstmöglichkeiten für alte Fenster?
Alte Fenster können nachgerüstet werden. So gibt es die Möglichkeit, per abschließbarem Fenstergriff die Sicherheit zu erhöhen. Ebenfalls lässt sich durch einbruchhemmende Fensterbeschläge das Risiko eines Einbruchs reduzieren – insbesondere die Ausstattung mit einer Pilzkopfverriegelung erhöht die Sicherheit davor, das Fenster aufzubrechen. Eine Bandsicherung ist speziell für die Scharnierseite des Fensters gedacht.
Wie lassen sich Türen nachrüsten?
Häufig wird zur nachträglichen Sicherung ein Querriegel angebracht, der über die volle Türbreite reicht. Ebenso lassen sich Profilzylinder mit Bohrschutz, Schutzbeschlag oder eine Bändersicherung über Hintergreifhaken anbringen. Für einen Querriegel sollte man etwa 500 Euro kalkulieren, ein Zylinderschloss liegt bei etwa 150 Euro, Schutzbeschläge gibt es ab 50 Euro und ein Profilzylinder kostet üblicherweise ab 70 Euro.
Was sollen Betroffene nach einem Einbruch machen?
Erste Maßnahme sollte der Eigenschutz sein. Also erst sicherstellen, dass der Einbrecher nicht mehr im Haus ist. Sollte das noch der Fall sein, rät die Polizei, sich dem Täter nicht in den Weg zu stellen. In jedem Fall sollte sofort die Polizei gerufen werden. Um möglichst keine Spuren zu verwischen, gibt die Polizei den Hinweis, möglichst wenig anzufassen. Die Aufklärungsquote ist gering genug. Lediglich bei jedem sechsten Einbruch können Täter ermittelt werden.
Beratungsstelle der Kriminalpolizei Karlsruhe
Beratungstermine bei der Beratungsstelle der Karlsruher Polizei können über die Telefonnummer 0721/666-1234 angefragt werden. Sie ist kostenfrei für alle Einwohner im Stadt- und Landkreis. Die Adresse der Beratungsstelle ist die Beiertheimer Allee 16, 76137 Karlsruhe.