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#DasFest Magazin

Flinke Banjos und fette Bässe: Das erwartet die Fest-Hauptbühne in Karlsruhe

Auf der Hauptbühne bei Das Fest in Karlsruhe steht die irische Punk-Band Flogging Molly im Kontrastprogramm zum Hamburger Wortspiel-Experten Jan Delay. Ein Vorgeschmack.

Das Fest Sommer Open Air Festival in der Guenther Klotz Anlage Karlsruhe.
Im Sommer feiern Musikfans beim „Fest“ dicht gedrängt vor der Hauptbühne. Foto: Rake Hora

Auf zwei Dinge kann man sich bei der Hauptbühne des Karlsruher Open-Air-Spektakels „Das Fest“ verlassen: Wer alle Festivaltage mitnimmt, lernt mit großer Sicherheit eine neue Lieblingsband kennen, von der er (oder sie) vorher allenfalls den Namen kannte.

Und sie (oder er) begegnet alten Bekannten wieder, die schon zwei oder sogar drei Mal zuvor den Hügel gerockt haben. „Das Fest“ ist nicht nur für das Publikum ein Familientreffen, sondern auch eines zwischen Fans und Künstlern. Für jene Künstler, die erstmals dem Menschenhügel am „Mount Klotz“ gegenüberstehen, wird es vielleicht eines.

Zum Beispiel für Flogging Molly. Diese Formation ist zwar in Deutschland längst kein Geheimtipp mehr. Trotzdem gibt die Irish-Folkpunk-Band aus Los Angeles erst in diesem Jahr ihr „Fest“-Debüt. Aber wie sagt man so schön? Besser spät als nie. Eines ist gewiss: Die Klotze wird am Fest-Freitag beben wie nur selten zuvor.

Debütanten heizen den Hügel in Karlsruhe mal wildromantisch, mal mit irischem Feuer ein

Die Show beginnt spätestens dann, wenn das Piraten-ähnliche Lied „Devil’s Dance Floor“ anklingt und der Teufel selbst zum Tanzen aufgefordert wird. An diesem Tag möge der Teufel jedoch bitte anderweitig verabredet sein; die irische Lebensfreude der Flogging Mollys nehmen wir aber sehr gerne in Kauf.

Die 1997 gegründete Band kann zwar auch ganz anders und schlägt mit „If I ever leave the world alive“ ganz sanfte, fast schon wildromantische Töne an. Doch die irische feurige Art wird erst mit ihren Songs wie „Drunken Lullabies“, „Seven Deadly Sins“ oder „Salty Dog“ so richtig entfacht.

Inspiriert von Größen wie die Pogues und die Dubliners, bleiben sie mit dem Einsatz der Fiddle, des Banjos und der Mandoline ganz nah an der irischen Tradition. Der Unterschied: Mit E-Gitarre, E-Bass und Schlagzeug verleihen sie ihrer Musik die frechen Punk-Rock-Elemente und somit auch die gewisse Würze, die jedermann und jederfrau schlagartig in den Bann zieht.

Die Musiker Dave King (vorne) und Bob Schmidt (r) von der Band «Flogging Molly» spielen im Stubb's Waller Creak Amphitheater.
Die Band „Flogging Molly“ spielt am Freitag bei „Das Fest“ 2022 in Karlsruhe. Foto: Michael Mullenix/ZUMA Wire/dpa

Auch der Name ist Programm: Benannt ist die Band nach dem Gründungsort, dem Molly Malone’s Pub in Los Angeles und dem Wort „flogging“, was so viel bedeutet wie ausgepeitscht zu werden. So in etwa kann man das Erlebnis gut umschreiben, denn wenn schon der Teufel nicht peitscht, dann peitschen die Flogging Mollys ihrem Publikum die Klänge um die Ohren.

Obwohl sich beim „Fest“ in diesem Jahr einiges ändert, kann man sich auch auf folgendes verlassen: Der heiße Tipp für Freunde der heftigeren Klänge wird am frühen Freitagabend die Bühne entern, so wie beispielsweise 2019 die mittlerweile legendären Rival Sons.

„Fest-Wiederholungstäter“ Jan Delay kommt zurück zum Mount Klotz

Nun sind Menschen aber Gewohnheitstiere. Nicht jedem fällt es leicht, sich auf Neues einzulassen. Auch hier sorgen die „Fest“-Organisatoren vor und haben regelmäßig bekannte Gesichter im Programm. In diesem Jahr beispielsweise gibt sich Jan Delay mal wieder die Ehre auf der Hauptbühne.

Der Hamburger Rap-Meister mit einer der markantesten Stimme der deutschen Musiklandschaft heizte bereits 2006 und 2010 seinem Karlsruher Publikum ordentlich ein. Wie beeindruckt er vom Hügel war, verpackte er seinerzeit in flapsige Sprüche, wie sie für ihn typisch sind. Etwa: „Ihr seid ein imposanter Fleischberg.“

Der Hamburger Sänger und Hip-Hopper Jan Delay bei einem Fototermin im Rahmen eines Interviewtages zur Vorstellung seines neuen Albums. (zu dpa "Musiker Jan Delay dämpft Erwartung auf baldige Live-Auftritte") +++ dpa-Bildfunk +++
Der Hamburger Sänger und Hip-Hopper Jan Delay ist auf dem „Fest“ ein Wiederholungstäter. Bereits 2006 und 2010 trat er dort auf. Foto: Christian Charisius/dpa

Irgendwie, irgendwo, irgendwann - ein bisschen St. Pauli-Flair kann es auch in der Fächerstadt geben. ‘Türlich, ‘türlich also, dass sich Jan Delay dieses Spektakel auch 2022 nicht nehmen lässt. Doch was erwartet den Besucher überhaupt? Kennen wir nicht schon alle seine Tracks in- und auswendig? Ja, das mag sein.

Aber der Mann aus dem Norden hat auch neue Lieder im Gepäck und darauf kann man sich freuen. „Earth, Wind und Feiern“ heißt das aktuelle Album - wenn das mal nicht bestens als Motto zur Stimmung am Karlsruher Fest-Hügel passt!

Die Musik bewegt sich eher weg vom HipHop seiner früheren Band Beginner und orientiert sich weiter in Richtung Reggae und Funk. Hinzu kommt ein bisschen Boogie, Dub, Disco und Elektro. Doch auch dem Rap bleibt der 45-jährige Entertainer treu.

Ihr seid ein imposanter Fleischberg.
Jan Delay, Musiker

Sein neues Album ist wie eine Belohnung nach dem Corona-Blues. Ein bisschen Liebe, ein bisschen Feiern, und hier und da die altbekannten Jan-Delay-Wortspiele. Unterstützung bekommt er auf der Platte auch vom Rostocker Rapper Materia (der 2018 das „Fest“ mit einem furiosen Auftritt aufmischte), dem Mönchengladbacher Summer Cem, dem Hamburger Denyo und die Gelsenkirchenerin Lary.

Live wäre diese Riege wohl „Das Fest des Jahrhunderts“. Doch sie würde den Rahmen sprengen, und Höher-Schneller-Weiter geht es in der Karlsruher „Klotze“ definitiv nicht. Und schließlich lässt auch einfach Jan Delay mit Band mehr als nur gute Aussichten auf ausgiebiges Tanzen am „Fest“-Samstag erwarten. Oh, Johnny, wir haben dich vermisst.

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