Nicht einen, nicht zwei, sondern gleich fünf Outfit-Wechsel meistert Mieze Katz, Frontsängerin der Berliner Band Mia. vor dem Mount Klotz.
Zu Beginn trägt sie noch eine bunte Bomberjacke. Darunter eine orangefarbene Tunika und pinke Springerstiefel. Einzig und allein der lilafarbene Glitzer-Liedschatten bleibt bis zum Ende des Konzertes unverändert.
Nach zwei Liedern wechselt sie zum ersten Mal ihr Outfit. Hinter ihrer Kleiderauswahl verbirgt sich allerdings eine politische Nachricht. Und Mia. wäre nicht Mia., wenn es nicht mindestens ein klares Statement gäbe.
Mit Kapitänsmütze, schwarz-weiß kariertem Hemd und einem weißen Papp-Steuerrad ruft sie dem Publikum zu: „Das ist ein Lied für alle Kapitäne auf dem Mittelmeer, die eher aufs Herz, als aufs Gesetz hören.“ Die Menge reagiert prompt mit einem langen und gerührten „Ohhh.“
Karlsruher „Fest“-Publikum kennt Mia. (nicht)
Bei diesem einen Emotionsausbruch vonseiten des Publikums scheint es aber zu bleiben. Das Publikum zeigt sich im Vergleich zur Vorgänger-Band Dubioza Kolektiv eher verhalten. Liegt es daran, dass den „Fest“-Besuchern mittlerweile die vier Tage in den Knochen stecken? Oder weil sie Mia. schlichtweg nicht kennen?
Kathi und Sabine sind zum Beispiel extra aus Heidelberg angereist. Aber nicht für Mia., sondern für den darauf folgenden Hauptact Passenger. Dann fällt Kathi auf, dass sie doch zwei Lieder der Berliner Band kennt. „Ach ja, die mag ich. Dann freue ich mich auf den Auftritt.“
Auch Andrea und Cecile aus Karlsruhe kennen Mia. nicht. Doch das scheint die beiden Frauen nicht zu stören. „Ich war noch nie im Hügelbereich beim ,Fest’ und deshalb genieße ich die Stimmung. Ich bin für jede Band offen“, sagt Cecile.
Ihre Freundin Andrea sieht es ähnlich an. „Die spielen Electropop-Punk? Hört sich gut an, vielleicht bin ich danach ein Fan.“
Unter „Fest“-Besuchern gibt es schließlich doch noch Mia.-Fans
Immerhin finden sich dann doch noch drei Mia.-Fans. Zumindest kennen die Lehramtsstudentinnen Lea und Luisa die Leadsängerin Mieze Katz von der TV-Show „Sing mein Song“. Laura hingegen „seit immer“. Leas Freund David kennt hingegen kein einziges Lied. Aber die Gruppe ist sich einig, dass sich das Konzert lohnen wird.
Spätestens als die Band ihren bekannten Hit „Hungriges Herz“ anstimmt, scheint bei den meisten Besuchern der Groschen zu fallen. „Ach, die sind das“, sagt eine junge Frau. Und das Publikum beginnt langsam einzusteigen, hebt die Hände in die Luft.
Sängerin Mieze Katz verschwindet in Karlsruhe für einen Song hinter der Bühne
„Ich hasse den Krieg, ich liebe das Leben“, schreit Mieze frech ins Mikrofon und schwenkt eine Regenbogen-Fahne auf der Bühne. Dann verschwindet die Sängerin urplötzlich. Die Band spielt Elektro-Beats, die immerhin zum ersten Moschpit führt.
Aber wo bleibt Mieze Katz? Ein weiterer Outfit-Wechsel scheint der Grund für ihr kurzzeitiges Verschwinden zu sein. Nun trägt sie ein schwarzes Kleid mit bunten Pailletten und Fransen. Das Tempo legt zu, die Menge bewegt sich. Die Berliner Band scheint in Karlsruhe gut anzukommen.
Schließlich wünscht sich das Publikum eine Zugabe: Mit „Sonne“ verabschiedet sich die Band und hofft auf ein Wiedersehen mit dem Hügel: „Vielen Dank. Ich werde diesen Abend in mein Herz reinschreiben. Es war wunderschön mit euch.“