
Es ist nicht zu übersehen, dass der Mann hinter der Cocktailbar Freude hat: Schwungvoll und mit einem Lächeln im Gesicht mixt Tom Dueck Drink um Drink. Den auf der Karte vermerkten „Gin Gin“ hat er selbst erfunden. Gin, frischer Ingwer, Lime-Juice und Rohrzuckersirup sind die Hauptzutaten, verrät der Mann, der Barkeeper aus Leidenschaft ist, aber nicht aus Gründen des Broterwerbs. „Ich bin Architekt“, sagt Tom Dueck, der den Sommer über beim Zeltival „Gin Gin“ und Co kredenzt.
„Zwei-, dreimal pro Woche bin ich im Einsatz. Es geht mir nicht ums Geld, sondern um den Spaß“, erklärt der Mann, der seit gut zehn Jahren als Mini-Jobber im Tollhaus aktiv ist. Rund 30 Männer und Frauen unterstützen auf dieser Basis die vier festangestellten Mitarbeiter im Theken- und Gastroteam. Hinzu kommt ein Stamm von gut 80 Ehrenamtlern, die von der Abendkasse über die Garderobe bis hin zum Saaldienst bei Konzerten mit anpacken.
Der Kalender füllt sich in der Regel von allein.Johannes Frisch, Pressesprecher
„Ehrenamt gehört zum Tollhaus dazu“, sagt Geschäftsführer Bernd Belschner. Und da gehe es gar nicht ums Geld. Die Kräfte seien wichtige Multiplikatoren. „Wir kommen nicht zum Dienst, sondern sind aus freien Stücken im Einsatz, da merkt man einen Unterschied“, ist Bettina Arnold sicher. Seit 2005 übernimmt sie in ihrer Freizeit im Schnitt zwei Einsätze im Monat.
„Es macht Spaß, ich fühle mich wie zu Hause. Und manchmal entdeckt man Künstler für sich“, sagt die Frau, die bei einer Krankenkasse beschäftigt ist. Für ihren Einsatz im Tollhaus bekommt sie Freikarten für andere Abende. „Es gibt zudem jedes Jahr ein Helferfest und eine Weihnachtsfeier, wir erfahren Wertschätzung“, versichert Jutta Maxeiner. Sie ist Marketing Direktorin bei SAP und hilft in ihrer Freizeit seit 2001 regelmäßig im Tollhaus mit. „Ich mache gerne etwas Sinnstiftendes. Und Kultur lebt vom Ehrenamt.“
Gebäude in Karlsruhe wurde 1992 bezogen
Tatsächlich arbeitete das als Verein organisierte Tollhaus viele Jahre ausschließlich mit Ehrenamtlichen, wie sich Pressesprecher Johannes Frisch erinnert. Als die Kultureinrichtung 1992 dann aber das Gebäude auf dem Alten Schlachthof bezog, kamen festangestellte Kräfte hinzu.
Manche Jobs müssen tagsüber im Tollhaus erledigt werden
„Wir waren ab da für das Haus verantwortlich, brauchten ein Büro, eine Finanzverwaltung, machten mehr Programm. Viele Jobs müssen tagsüber erledigt werden“, erklärt Belschner. Über das Küchenteam hinaus stehen so rund 30 Mitarbeiter fest unter Vertrag. „Vieles davon entfällt auf die Technik, im Bereich Ton- und Lichttechnik bilden wir auch selber aus“, erzählt Frisch. Er sagt: „Das Ehrenamt bringt Bodenhaftung.“
Als Klavierstimmer kam Stefan Nothelfer ins Tollhaus, zunächst rein beruflich. „Bei einem solchen Einsatz wurde ich in den 1990ern gefragt, ob ich nicht abends an der Theke mithelfen kann“, erinnert sich der 56-Jährige. Er sagte Ja, stand am Zapfhahn. Diesen Sommer brät er Würstchen am Grill. „Die Leute sind nett“, erklärt der Mann aus Königsbach, der ebenfalls Mini-Jobber ist. Stefan Nothelfer kommt zudem immer noch tagsüber ins Tollhaus, dann rein dienstlich. „Ich bin quasi der Haus- und Hofstimmer.“
Der Kontakt zu manchem Star gehört da dazu. Und wie sind die so? „Götz Alsmann ist ganz locker, Helge Schneider ein bisschen distanzierter, aber nicht durchgedreht wie auf der Bühne“, plaudert Stefan Nothelfer etwas aus dem Nähkästchen. Für den Einsatz am Abend als Mini-Jobber gelte bei ihm: „Wenn ein Student übernehmen möchte, der das Geld braucht, lasse ich ihm den Vortritt.“
Kultur lebt vom Ehrenamt.Jutta Maxeiner, ehrenamtliche Helferin
Online können sich die Mini-Jobber und die Ehrenamtler für die Einsätze registrieren. „Der Kalender füllt sich in der Regel von allein“, so Frisch. Wer am Abend spielt, ist dabei kein Kriterium, sind sich die Ehrenamtler sicher. Obwohl alle erzählen: „Es gibt schon mal die Möglichkeit, den Kopf in den Saal zu stecken.“
Ein Lachs für Kitty, Daisy & Lewis
Besonders fein hat es Tom Dueck, wie er sagt. „Am Cocktailstand habe ich den besten Platz.“ Er höre die Musik vom Zelt her, habe den Überblick über das Gelände, luftig sei sein Platz obendrein. „Und Gastro macht mir seit jeher Spaß“, sagt der Architekt, der einmal beim Buchen mitwirkte. Er machte das Tollhaus-Team auf die Tour der von ihm so geliebten Band Kitty, Daisy & Lewis aufmerksam. „Das hat für uns dann gepasst“, erinnert sich Frisch. Die Briten spielten somit 2017 im Tollhaus. „Ich durfte sie ansagen, es war ein wunderbarer Abend“, so Dueck. Und er mixte nicht nur einen Drink, sondern räucherte für das Trio gleich noch einen Lachs. „Ein Einsatz im Catering“, sagt Dueck lachend – und kümmert sich um den nächsten „Gin Gin“.