
Mit rechten Szenen im Südwesten befasst sich der Journalist Lucius Teidelbaum. „Die AfD hat historisch hohe Werte“, sagt Teidelbaum beim Kongress des Netzwerks Karlsruhe gegen Rechts am Samstag im Jubez in Karlsruhe. Rund 15 bis 20 Prozent der Bevölkerung hätten ein rechtes Weltbild.
Mit verschiedenen Vorträgen und Workshops beleuchtet das Organisationsteam bei dem Kongress am Samstag das Thema „Rechtes Gedankengut im Alltag“. „Wir wollen aufklären und gleichzeitig über die Workshops ins aktive Tun kommen“, sagt Jessica Roth aus dem Organisationsteam. So wird in einem Workshop beispielsweise die Macht der Worte thematisiert. „Hier geht es darum, dass wir unsere eigene Sprache reflektieren und gegebenenfalls modifizieren“, erklärt Roth.
40 rechte Organisationen und Gruppen in Baden-Württemberg
Journalist Lucius Teidelbaum hat die extreme Rechte in Baden-Württemberg unter die Lupe genommen. „Insgesamt gibt es hier rund 40 rechte Organisationen und Gruppen“, so Teidelbaum. Neben Parteien seien das auch Bruderschaften oder Verschwörungsideologen.
Der Publizist nennt hier drei verschiedene Ebenen der Gefahr, die seiner Auffassung nach von diesen Gruppierungen ausgehen. Zum einen sei das die Gestaltungsmacht, wie sie eine Partei habe, die an die Regierung gelangt.
Zudem sieht Teidelbaum eine Diskursmacht. Diese hätten rechte Gruppierungen, indem sie bestimmten, welche Themen beispielsweise in Talkshows behandelt werden. Als dritte Ebene bezeichnet der Publizist die Ebene der Gewalt: „Das können verbale Anfeindungen, aber auch direkte tätliche Gewalt sein.“
Als „wichtigsten Akteur“ bezeichnet Teidelbaum hier die AfD. „Die AfD ist nicht mehr dieselbe Partei, als die sie gestartet ist“, sagt der Journalist. Sie habe sich sukzessive nach rechts verschoben. In Baden-Württemberg wolle sich die Partei als wertkonservativ-bürgerlich präsentieren, „aber das ist sie nicht“. In seinem Vortrag erinnert Teidelbaum außerdem daran, dass der Partei „Die Republikaner“ zweimal der Einzug in den baden-württembergischen Landtag schaffte. Diese bezeichnet er als „ideologischen Vorläufer der AfD“.
Speziell zu Karlsruhe sagt der Publizist: „Karlsruhe ist als Demonstrationsort nicht zu unterschätzen.“ Durch Urteile des Bundesverfassungsgerichts tauchten hier immer wieder rechte Demonstranten auf.
Man muss wachsam sein und sich positionieren.Nesrin Aman
Fachstelle für Demokratie & Vielfalt
Weitere Vorträge des Kongresses beschäftigen sich mit rechtem Gedankengut im Umweltschutz und mit organisiertem Antifeminismus in Baden-Württemberg.
Bei einem Markt der Möglichkeiten stellen sich im Foyer des Jubez an diesem Tag zudem verschiedene Organisationen vor, die sich mit rechten Strukturen auseinandersetzen. Dazu zählen etwa das Offene Antifaschistische Treffen Karlsruhe (OAT), die Seebrücke oder das Café Noir.
Der Kongress des Netzwerks Karlsruhe gegen Rechts findet einmal im Jahr statt. Mit dem Verlauf zeigen sich die Veranstalter zufrieden. „Man muss wachsam sein und sich positionieren“, sagt Mitorganisatorin Nesrin Aman von der Fachstelle für Demokratie & Vielfalt. Und Jessica Roth ergänzt: „Wir sind viele und wir können uns zusammentun.“