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Kurzprogramm am Fastnachtssonntag

Das „Umzügle“ der Karlsruher Narren soll trotz Krieg in der Ukraine stattfinden

Corona hat den Karlsruher Fastnachtern den Spaß schon vermiest. Jetzt stellt der Kriegsausbruch in der Ukraine alles in den Schatten. Wie reagieren die organisierten Karlsruher Narren?

Im Konfettiregen zieht ein Fastnachter mit alemannisch inspirierter Maske im Februar 2020 beim traditionellen Umzug durch die Karlsruher City an der Zuschauertribüne vorbei.
Unverdrossen närrisch: Am Sonntag zeigen sich trotz Kriegsausbruch in der Ukraine wieder Fastnachter mit Masken in Karlsruhe wie zuletzt 2020 – diesmal aber nur vor 500 Menschen auf dem Messplatz. Foto: Jörg Donecker

Für die Karlsruher Fastnachter steht am Vormittag nach dem Kriegsausbruch in der Ukraine noch fest: Das „Umzügle“ auf dem Messplatz am Fastnachtssonntag läuft. „Zur Zeit“, sagt der Präsident der organisierten Karlsruher Narren, Michael Maier, „ist eine Absage nicht zwingend erforderlich.“ Nach inzwischen zwei Jahren Kampf gegen die Pandemie habe man ja gerade „ein Problem im Griff“, sagt Maier: „Das gibt uns die Chance, etwas zu bieten.“

Bleibt es dabei, bietet das Festkomitee Karlsruher Fastnacht (FKF) voraussichtlich 25 Gruppen auf, die am Sonntagnachmittag vor maximal 500 Zuschauern eine Runde auf dem Messplatz am Rand der Oststadt drehen. Das „Umzügle“ wird ausschließlich mit Fußgruppen bestückt, 22 Aktive pro Verein sind die Obergrenze.

Daraus ergibt sich, dass die Zahl der Mitwirkenden etwas größer sein dürfte als die Zahl derer, die außerhalb einer ungefähr kreisförmigen, hüfthohen Absperrung aus Barrieren und Flatterband das Publikum bilden.

Maximal 500 Zuschauer erlaubt - früh kommen lohnt sich

Um 13 Uhr beginnt zugleich mit der Aufstellung der aktiven Zugteilnehmer der Einlass für die Zuschauer. Dazu verteilen sich rund 35 Ordner auf dem großen Platz an der Durlacher Allee an strategisch wichtige Plätze.

Die 500 Menschen, die zuerst kommen, haben Glück: Sie erhalten ein Armbändchen und Zutritt. Außerdem können sie gegen eine Spende einen Button erwerben, als Erinnerung an ein wahrlich einmaliges Ereignis und zur Unterstützung der Karlsruher Fastnacht. Das FKF rechnet aufgrund einiger Anfragen zur Veranstaltung mit regem Zustrom. Traditionsgemäß startet der närrische Rundlauf um 14.11 Uhr.

Ein buntes Bild garantiert die Liste der Umzugsteilnehmer. Die weiteste Anreise haben die Bühler Hexen sowie weitere alemannisch gewandete und maskierte Gäste aus dem Murgtal und dem Enzkreis. Die Grötzinger Hottscheck-Zunft entsendet ihre Hexen, Feuerigen Männer und vielleicht auch die Noten-Chaoten.

Die A5 überqueren auch die GroKaGe Durlach sowie die KaGe 04, die im Alten Rathaus von Durlach-Aue residiert. Die Schlotzernarren der MCG aus Mühlburg, die Waldgeister des CC Waldstadt und die KG Fidelio haben sich ebenfalls angesagt. Ein Heimspiel wird das Schaulaufen für die regenbogenfarbenen Karnevalisten der KGO.

Zum Augenschmaus kommt Hörgenuss: Bunt kostümiert spielt die Campus-Kapelle des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) auf. Trommelnd und fahnenschwingend beteiligt sich auch die Europafanfare Karlsruhe am „Umzügle“. Ihre Fanfaren bläst sie allerdings nicht. Auch die Guggenmusiker der KGO, die Dodderdabber, kommen ohne ihre schrägen Harmonien. Die Aktiven konnten in der Pandemie einfach nicht genug proben.

Narren-Gruppen bekommen beim „Umzügle“ viel Freiheit

Der eine oder andere Hexentanz ist gewiss zu sehen, bis zu zwei Stunden Programm sind möglich. Eine Bühne und ein entspannter Zeitplan erlauben geplante und spontane Akzente. Das Defilee der Narren werden Maier und eventuell weitere kundige Aktive moderieren. Genaues weiß vorher nicht einmal der FKF-Präsident. „Wir lassen den Gruppen viel Freiheit“, kündigt Maier an. „Ich lasse mich selbst überraschen, das macht ja auch mir Spaß.“Süßes darf nicht geworfen, aber auf Abstand überreicht werden.

Trotz Bühne halten sich Karlsruhes erfolgreiche Tanzgarden bedeckt. Ihre Sprünge in den Spagat, Hebefiguren und andere akrobatischen Fähigkeiten, die ihnen immer wieder Meistertitel bei Turnieren der karnevalistischen Tänze einbringen, können sie unter freiem Himmel nicht zeigen, ohne böse Verletzungen zu riskieren.

Das Wetter will sich wohl narrenfreundlich zeigen

Fröhlich stimmt bei allen Widrigkeiten die Wetterprognose. „Sie ist für Sonntag sehr gut“, sagt Maier und glaubt ihr: „Sonst haben die Durlacher immer Sonne für ihren Umzug.“

Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne), bekennender Freund der Fastnacht, hatte zuletzt erklärt, klassische „Veranstaltungen zur Pflege des örtlichen Brauchtums“ mit 3G-Regel und Absprache mit den zuständigen Behörden seien möglich. Exakt diesen Weg verfolgt das FKF in Karlsruhe bereits seit Januar. Einmal, 1991, reagierten Deutschlands Fastnachter auf einen Kriegsausbruch, damals im Irak, mit der Absage der kompletten Kampagne. Seither griffen die Narren vor allem in Düsseldorf, Köln und Konstanz politische Krisen stattdessen zum Teil wieder mit ihren Mitteln auf.

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