Skip to main content

Weg mit dem Bikini-Oberteil

Debatte um „Oben ohne“ für alle hat Karlsruher Bäder erreicht

Die Karlsruher Linkspartei fordert oberkörperfreies Baden für alle Geschlechter. Damit hat eine bundesweite Debatte auch die Karlsruher Bäder erreicht.

Die Erlaubnis des Oben-ohne-Badens für alle – also auch Frauen – stößt bei Männern auf größere Zustimmung als bei weiblichen Befragten.
Die Debatte um oberkörperfreies Baden erreicht den Karlsruher Gemeinderat. Denn die Linke-Partei fordert in einem Antrag die Lockerung der bisherigen Regeln. Foto: Annette Riedl/dpa

Mit freiem Oberkörper in ein öffentliches Bad gehen ist in Karlsruhe fast ausschließlich Männern erlaubt. So ist in den Hausordnungen der Hallen- und Freibädern geregelt, dass Frauen ein Oberteil tragen müssen.

Etwas abseits des Beckens werde in Freibädern auch oberkörperfreies Sonnenbaden bei Frauen toleriert, schreiben die Bäderbetriebe auf Anfrage der Redaktion. Ansonsten würden Frauen ohne Oberteil freundlich auf die Hausordnung hingewiesen.

Bis zum Beginn der Freibadsaison wird sich daran aller Voraussicht nach nichts ändern. Die Karlsruher Linkspartei hat zwar in einem Antrag an den Gemeinderat oberkörperfreies Baden für alle Geschlechter gefordert. „Der Anblick einer weiblichen Brust sollte im 21. Jahrhundert keinen Aufschrei mehr auslösen – sei es beim Stillen, auf der Liegewiese oder beim Schwimmen“, begründet die Fraktion ihren Vorstoß.

Doch der Antrag wird nicht in der Gemeinderatssitzung am 16. Mai diskutiert, sondern erst in der Sitzung des Bäderausschusses am 21. Juli. Die Verschiebung eines Antrags in einen Fachausschuss zur vertiefenden Diskussion sei ein normaler Vorgang, teilt städtische Pressestelle auf Anfrage dieser Redaktion mit. „Eine besondere Dringlichkeit wird hier nicht gesehen.“

Oben ohne im Schwimmbad: Debatte begann im vergangenen Sommer

Die Debatte über oberkörperfreies Baden für alle Geschlechter schwappte bereits im vergangenen Sommer durch Deutschland. Auslöser waren entsprechende Regelungen in Göttingen und Berlin. Für die Linken geht es vor allem um die Gleichbehandlung der Geschlechter.

„Egal ob beim Training im Fitnessstudio oder beim Jogging im Park, im Fußballstadion oder beim Feiern, in Bus oder Bahn oder auf dem Rad, im Einkaufszentrum oder im Supermarkt: Männer ziehen ganz selbstverständlich in der Öffentlichkeit das T-Shirt aus und laufen oben ohne herum“, heißt es in dem Antrag. „Weiblich gelesene Personen“ könnten sich dagegen nicht „oben ohne“ zeigen, sie würden angestarrt und beleidigt. Grund sei die Sexualisierung weiblicher Körper.

„Dabei gibt es in Deutschland kein Gesetz, das Nacktheit in der Öffentlichkeit ausdrücklich verbietet. Zumindest, solange es keinen sexuellen Bezug hat“, argumentieren die Linken. Sobald sich jemand an öffentlichen Orten davon gestört fühle, könne es aber eine Ordnungswidrigkeit darstellen und zu einem Platzverweis oder einer Geldbuße führen.

Blanke Männerbrüste stellen nach den Erfahrungen der Linken dabei kein Problem dar, nackte Frauenbusen dagegen schon. Deshalb sollten Frauen zumindest in Karlsruher Bädern selbst entscheiden dürfen, ob sie ein Oberteil tragen wollen oder nicht.

Karlsruher Bäderchef hält von Vorstoß nur wenig

Oliver Sternagel sieht der Debatte im Bäderausschuss gelassen entgegen. „Wenn so etwas gewünscht wird, werden wir das natürlich machen“, sagt der Karlsruher Bäderchef.

Der Debatte vorgreifen, etwas Druck aus den Diskussionen nehmen und einfach die Hausordnung ändern, kommt für Sternagel allerdings nicht in Frage. „Das ist kein Thema für die Betreiber der Bäder. Und aus meiner Sicht gibt es auch keinen Grund für eine solche Regelung.“

Nach Sternagels Einschätzung spiegelt der Antrag der Linken nur den Wunsch einer „sehr kleinen Personengruppe“ wider. „Und auf der anderen Seite gibt es eine größere Personengruppe, die das nicht will“, sagt Sternagel.

Natürlich müsse sich niemand an einer blanken Frauenbrust stören oder hinschauen. Aber mit der bisherigen Regelung könnte die überwiegende Mehrheit aller Badbesucher gut leben und deshalb gebe es eigentlich keinen Grund für eine Änderung. Außerdem sei im Vierordtbad textilfreies Baden im Außenbereich für alle Geschlechter erlaubt.

Kontroverse Diskussion ist programmiert

Von den anderen Gemeinderatsfraktionen hat sich noch niemand öffentlich zu dem Antrag positioniert. Bei einer Umfrage dieser Redaktion im vergangenen Sommer ergab sich folgendes Bild: Die Linken überlegten sich damals, einen Antrag zu stellen, was sie jetzt auch getan haben. Grüne und SPD stehen einem solchen Vorstoß prinzipiell offen gegenüber, CDU und Für Karlsruhe wollen die bisherige Regelung beibehalten.

nach oben Zurück zum Seitenanfang