Der von drei Karlsruher Studenten gegründete, lokale Lebensmittel-Lieferdienst „TheLocalOne“ gibt auf. Das Unternehmen habe „leider keine Zukunft“, heißt es auf der Website knapp.
Für viele Kunden kommt der am Dienstag verkündete Schritt überraschend, wie die Reaktionen auf dem sozialen Netzwerk Instagram zeigen. Doch hinter den Kulissen kämpften die Gründer seit längerer Zeit mit finanziellen Problemen. Nun räumen sie noch ihr Lager leer, dann wollen sie sich neu sammeln.
„Wir hätten einen Investor gebraucht – in irgendeiner Form“, sagt Han Völker. Notwendige Investitionen habe man teils aus privater Tasche bezahlt, die Gewinnmargen seien zu gering gewesen.
Er berichtet von zahlreichen Gesprächen mit Branchenkennern und potenziellen Käufern. Doch allein in den vergangenen zwei Wochen hatten Völker und seine Mitstreiter Jannik Nefferdorf und Lukas Wagner drei Absagen kassiert. „Alle sind in der aktuellen Lage vorsichtig.“
Die Nachfrage ist weniger geworden. Die Leute achten mehr auf Preise.Han Völker, Gründer „TheLocalOne“
Vor wenigen Wochen klang das noch ganz anders. Im Gespräch mit den BNN berichtete Völker von einem rasanten Wachstum, seit sich „TheLocalOne“ im Oktober 2021 auf regionale Produkte fokussierte und einen Online-Hofladen an den Start brachte.
Das Gründer-Trio war gut damit beschäftigt, die Bestellungen per Fahrrad auszuliefern. Doch dann ebbte die Corona-Pandemie ab, der russische Angriffskrieg auf die Ukraine begann, die Inflation nahm zu, die Kosten im Einkauf stiegen.
Viel Zuspruch von Stammkunden via Instagram
„In den vergangenen zwei Monaten hatten wir damit sehr zu kämpfen, auch die Nachfrage ist weniger geworden. Die Leute achten mehr auf Preise“, mutmaßt Han Völker. Um den Einbruch finanziell zu überstehen, hätte man tiefere Taschen gebraucht, sagt er.
Weil sich trotz aller Bemühungen kein Investor fand, zog das Team am Montagabend die Reißleine. „Vielleicht wäre über Crowdfunding noch etwas gegangen, aber das hätte das grundsätzliche Problem nicht gelöst, sondern nur ein paar Monate gebracht.“ Völker spricht von einer traurigen, aber rationalen Entscheidung.
https://www.instagram.com/p/CeN8wTxql6p/
Über Instagram bekamen die Gründer seitdem viele aufmunternde Worte. Nutzer sprechen von einer „großartigen Idee“, einem „tollen Konzept“. Am Telefon habe jemand 500 Euro angeboten, berichtet Han Völker.
Ausverkauf im Lager in Grünwinkel
„Einige Kunden haben uns wirklich geliebt und mehrmals pro Woche bestellt“, sagt er. Das ändere aber leider die Gesamtsituation nicht: „Wir hatten ein schlechtes Timing. Wo wir jetzt stehen, hätten wir zu Beginn der Pandemie stehen sollen. Dann hätten wir eine Chance gehabt.“
Im angemieteten Lager in Grünwinkel verabschieden sich die drei Gründer derzeit persönlich vom ein oder anderen Stammkunden. Seit Dienstag läuft der Abverkauf, einige Rechnungen sind noch offen.
„Wenn das vorbei ist, machen wir erst einmal Pause und atmen durch“, sagt Han Völker. „Wir haben viele Erfahrungen mitgenommen. Vielleicht starten wir irgendwann einen neuen Anlauf.“