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Nur ein Anfang?

Der Kundeninitiative KVV geht Einzelfahrkarte zur Selbstentwertung nicht weit genug

Ab diesen Mittwoch können Kunden wieder einen undatierten Einzelfahrschein kaufen. Allerdings nicht am Automaten, sondern als Block im KVV-Kundenzentrum. Das reicht der Kundeninitiative KVV nicht.

Einfach in der Handhabung: Die neuen Einzelfahrscheine zum Selbstentwerten sind ab dem 15. Juni erhältlich.
Unterwegs ausfüllen: Die neuen Einzelfahrscheine zum Selbstentwerten sind ab dem 15. Juni erhältlich. Die Karten dürfen nicht mit einem Bleistift beschriftet werden. Foto: Sarah Fricke/KVV

Als der Karlsruher Verkehrsverbund (KVV) im vergangenen Jahr die Abschaffung der Stempelkarten und Vierertickets beschlossen hat, war der Aufschrei groß. Seit Dezember können Kunden keine undatierten Einzelfahrkarten mehr kaufen – das ändert sich nun.

Ab Mittwoch, 15. Juni, gibt es wieder Einzelfahrkarten zum Selbstentwerten. Zwar werden diese angesichts des 9-Euro-Tickets aktuell nicht sonderlich gefragt sein, der KVV geht trotzdem davon aus, dass einige Menschen bereits auf die neue Fahrkarte zum Selbstausfüllen gewartet haben.

Der Karlsruher Verkehrsverbund möchte mit den Einzelfahrscheinen zum Selbstentwerten Rentnern und Schülern entgegenkommen. Diese müssen nun nicht mehr eine App nutzen oder einen Automaten aufsuchen.

„Das Angebot des KVV ist mit dem Ticket zum Selbstentwerten so breit aufgestellt wie nie, und es ist für alle Zielgruppen etwas dabei, womit man sich wohlfühlen kann und was dem persönlichen Nutzungsverhalten entspricht“, heißt es von einer Sprecherin des KVV. Man sei gespannt, wie viele Tickets man im Endeffekt verkaufe.

Bei Bedarf können Familienmitglieder einen Block mit fünf undatierten Einzelfahrscheinen im KVV-Kundenzentrum kaufen und beispielsweise an ältere Verwandte weitergeben. Der KVV-Aufsichtsratsvorsitzende Frank Mentrup (SPD) hatte im März festgestellt: „In dieser analogen Vertriebswelt haben wir im Dezember einen Sprung gemacht, der vielen Fahrgästen zu weit ging.“ Der Einzelfahrschein zum Selbstentwerten soll verhindern, dass der KVV Kunden verliert.

Kundeninitiative KVV fordert undatierte Fahrscheine an Automaten

Nicht bei allen Fahrgästen scheint das jedoch zu funktionieren: Eine Frau mit dem Nachnamen Greiner, die ihren Vornamen nicht in der Zeitung lesen will, erklärt, dass sie selbst immer öfter auf das Rad umsteigt. Für sie waren die alten Tickets zum Entwerten das „Non plus ultra“.

Die neuen Fahrscheine in „Postkartengröße“ erscheinen ihr zu unhandlich. Sie werde sich diese zwar anschauen, ob sie sie nutzen wird, weiß Greiner jedoch noch nicht. Wenn sie Bahn fährt dann mit ihren Enkeln. „Dann muss ich schauen, dass sich beide ordentlich festhalten und einen Sitzplatz haben“, schildert sie die Situation. Dann noch einen Kugelschreiber rauszukramen und die Fahrkarten auszufüllen sei ein großer Aufwand.

Vom KVV heißt es dazu: „Das Ticket wurde extra so konzipiert, dass auch Menschen, die Hilfe oder viel Zeit beim Eintragen benötigen, das bereits in Ruhe zu Hause erledigen können.“ Oft stehe ja bereits frühzeitig fest wohin die Fahrgäste wollen, beispielsweise zum Arzt oder in die Schule.

Hans-Joachim Dorn von der Kundeninitiative KVV bezeichnet den Einzelfahrschein zum Selbstentwerten als „kleinen Schritt in die richtige Richtung“. Ihm geht das Angebot aber noch nicht weit genug. Auch für die Initiative sind die undatierten Einzelkarten im Großformat kein Ersatz für die Stempelkarten.

Dorn setzt seine Hoffnungen in die Sommersitzung des Aufsichtsrats am 6. Juli. Dort soll es unter anderem um die Umsetzung von Tageskarten zur Selbstentwertung gehen. „Dabei soll auch der Verkauf undatierter Karten in den Fahrkartenautomaten mitbetrachtet werden“, heißt es in einer Resolution der Kundeninitiative. Die Initiative ist der Meinung, dass dies ohne größere Probleme möglich sein sollte, da auch das 9-Euro-Ticket aus dem Automaten kommt und im Nachhinein erst beschriftet wird.

Einzelfahrkarten zur Selbstentwertung, wie sie nun kommen, können aus Sicht der Kundeninitiative somit nur ein Anfang sein, die undatierten Tageskarten müssen ihrer Ansicht nach folgen. Diese Forderung unterstützt auch der Fahrgastverband Pro Bahn. In einem Schreiben des Verbands wird darauf hingewiesen, dass die Tageskarten in vielen Fällen günstiger seien als die Einzelfahrscheine. Zudem seien die Tageskarten flexibler in der Handhabung.

Ausfüllen der Fahrscheine kann zu Problem werden

Das Ausfüllen des undatierten Fahrscheins für jede einzelne Fahrt nennt Hans-Joachim Dorn als einen Schwachpunkt. Beispielsweise für Flüchtlinge sei es nicht leicht, die entsprechende Haltestelle in das Ticket einzutragen. Mit einer Tageskarte, die von einem Helfer ausgefüllt werden kann, sei ihnen eher geholfen.

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