Dem hochgelobten Englischen Rasen kommen sie bei der FSSV Karlsruhe jeden Tag ein Stück näher.
„Die Qualität steigt mit jeder Fahrt und ist schon in der kurzen Zeit noch einmal deutlich besser geworden. Der Rasen ist viel dichter“, freut sich Sportwart Paul Gärtner über den Effekt des im März in Betrieb gegangenen und von ihm angestoßenen Projekts.
Seitdem hat beim Verein am Adenauerring der Traktor nahezu ausgedient – und das Roboter-Zeitalter begonnen. Als einer von noch wenigen Clubs im Umkreis setzt die FSSV auf einen Mähroboter, um ihre vier Rasenplätze in Schuss zu halten.
Mähroboter hilft dem Platzwart
Aus 15 Stunden wöchentlicher Traktor-Fahrt für den Platzwart wurde gut eine Stunde Fein-Tuning vom Smartphone. „Es ist wie ein Stundenplan in der Schule, mit dem ich ihm sage, wann er wo fahren kann und wann er wegen Spielen oder Training pausieren muss. Dazu kommen das Reinigen und der Messer-Wechsel“, beschreibt Gärtner den wesentlichen menschlichen Eingriff.
Auf die Idee kam der im Hauptberuf selbstständige Fotograf, als ihm im März 2020 Corona mehr Freizeit aufzwang, als ihm lieb war. Kurzerhand griff der 31-Jährige deshalb bei seinem Heimatverein dem Platzwart unter die Arme und stellte dabei fest, dass sich bei der Rasenpflege etwas ändern muss. „Diese extrem kraftraubende Aufgabe konnte man jemandem ehrenamtlich, der körperlich nicht mehr in seinen Zwanzigern ist, nicht mehr zumuten.“
Gerät ist via App zu bedienen
Daher entschied man sich nach langer Recherche und vielen Gesprächen, das Projekt Mähroboter anzugehen. Anders als die günstigeren Modelle, die innerhalb festgelegter Grenzen weitgehend nach dem Chaos-Prinzip mähen, hat sich die FSSV für ein Premium-Produkt entschieden, das strukturierter arbeitet. Über einen internen Chip ist das Gerät mit einem Funkmast auf dem Gelände verbunden und nur deshalb via App zu bedienen.
Dabei ist der je über einen Meter breite und tiefe sowie 70 Kilo schwere Roboter ein echter „Marathonläufer“, der nur zum Energietanken in seiner Ladehütte an der Steckdose Pause macht. Ansonsten befindet er sich im Dauereinsatz und kürzt die Grünfläche permanent. Da so immer nur wenig Schnittgut liegen bleibt, fällt das zuvor notwendige Einsammeln des Grases praktisch weg.
Der Mensch muss nur noch wenig machen
Ein paar weitere menschliche Handgriffe sind aber dennoch nötig, um dem Roboter die Arbeit zu erleichtern: So müssen beispielsweise Tornetze hochgeklappt und Hindernisse, welche die Messer beschädigen könnten, vom Rasen entfernt werden. Dessen müsse man sich vor der Anschaffung bewusst sein, gibt Gärtner, inzwischen FSSV-Sportwart, zu bedenken. „Aber wenn das geregelt und klar ist, dass sich jemand darum kümmert, kann man so ein Projekt umsetzen.“
So viel Hightech hat seinen Preis: Mit aller nötiger Infrastruktur, die der Verein mit freiwilligen Helfern in rund 200 Stunden selbst aufgebaut hat, flossen rund 40.000 Euro in das Projekt.
Karlsruher Vereine scheuen die hohen Kosten
Kosten, die viele Vereine trotz attraktiver Förderungsmöglichkeiten durch den Badischen Sportbund (BSB) und die Stadt, welche auch die FSSV in Anspruch nimmt, noch scheuen. So teilte der BSB auf Anfrage mit, dass in den vergangenen beiden Jahren im Sportkreis Karlsruhe nur an zwei Clubs Zuschüsse für derartige Anschaffungen ausbezahlt wurden.
Dennoch ist Gärtner überzeugt, dass das FSSV-Modell bald Standard sein wird: „Ich bin sicher, dass in zehn Jahren auf jedem Platz ein ähnlicher Roboter fährt.“
Spätestens dann, wenn der Traktor kaputt geht und Ersatz benötigt wird: Gemäht werden muss schließlich immer. Und dem Platzwart bleibt dann mehr Zeit für andere Aufgaben, die auf einem Clubgelände eh nie ausgehen.