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Streit mit Hofgut Maxau

Vorstand des Knielinger Museumsvereins stellt sich nicht zur Wiederwahl

Der Streit zwischen dem Knielinger Museumsverein und dem Hofgut Maxau geht weiter. Die Vorsitzende Ute Müllerschön gibt sogar aus Protest die 2018 an sie verliehene Staufer-Medaille zurück. Wie geht es nun weiter?

Ute Müllerschön
Die Vorsitzende des Museumsvereins, Ute Müllerschön, gibt ihr Amt auf. Auch ihre Staufer-Medaille hat sie zurückgegeben. Foto: Stefan Jehle

Das Bild wirkt fast wie ein Symbol: Ein Auto mit dem in Karlsruhe klingenden Namen „Benz“ parkt rückwärts ein in den regennassen Grünstreifen, der Acker und Zufahrt nahe dem Hofgut Maxau trennt – und steckt am Ende mitten drin im Schlamm.

Das könnte man auch vom Knielinger Museumsverein behaupten, der Mittwochabend zur Hauptversammlung einlud, die beinahe – so viel vorweg – in einem Eklat endet. Der Verein steckt, anders ausgedrückt, tief drin im Schlamassel. So bezeichnet man eine solch verfahrene oder missliche Lage. Gibt es einen Ausweg?

Verein veranstaltete jahrelang Museumsfest am Rheinufer

Der Knielinger Verein ist nicht der bedeutendste seiner Art in Karlsruhe, aber mit einer besonderen Aufgabe – und vor allem Lage – gesegnet. Direkt am Ufer des Rheins, beim Hofgut Maxau und mitten drin im Landschaftspark Rhein, veranstaltete er hier jahrelang am ersten Septemberwochenende das oft von Tausenden besuchte Museumsfest.

Seit Jahren beharken sich nun schon Verein und das neue Pächter-Ehepaar des Hofguts. Die Arbeit des Vereins kam mittlerweile fast zum Erliegen.

50 Mitglieder des Fördervereins sind bei der Versammlung dabei

Jetzt zog es etwa 50 Mitglieder des Fördervereins nach Maxau, die Versammlung wurde von der langjährigen Vorsitzenden im Vorfeld gut orchestriert.

Der Abend wirkt wie eine erweiterte Pressekonferenz: Zwei Vertreter der Tagespresse diesseits und jenseits des Rheins sitzen seitlich im Raum, die etwa 50 Mitglieder, Frauen und Männer, meist mittleren und höheren Alters, bilden sozusagen das erweiterte Auditorium.

Das wird im Anschluss dann auch angeregt – und erregt diskutiert. Ute Müllerschön, die frühere SPD-Stadträtin und einstige OB-Kandidatin, ist versiert mit solchen Auftritten. Mehr als 20 Minuten referiert die streitbare Frau, die seit 14 Jahren den Vereins-Vorsitz innehat, die Entwicklung der vergangenen Jahre.

Sechs eng beschriebene Seiten umfasst das Manuskript, das sie später auch den Vertretern der Presse übergeben wird; gespickt mit vielerlei Vorwürfen. Der 1992 gegründete Verein sei, sagt Müllerschön, mit Einzug des neuen Pächters ab 2014, und mit dem heute gültigen Mietvertrag seit dem Jahr 2016, in vielen zuvor „bestehenden Rechten“ beschnitten worden. Ohne das Museumsfest würden wertvolle historische Maschinen und Gerätschaften im Wert von 100.000 Euro nur „totes Kapital“ bleiben.

Dem neuen Pächter wirft sie vor, den Museumsverein „zu bevormunden“, gemeinsam anberaumte Gespräche – auch eine Mediation – seien im Sande verlaufen. Es fehle diesem, so gipfelten die Vorwürfe, „an Respekt, Seriosität und Verlässlichkeit“.

Pächter kann sich nicht gegen Vorwürfe wehren

Der Pächter, dessen Wohnhaus an den Veranstaltungsraum grenzt, ist nicht zugegen – und kann sich logischerweise auch nicht rechtfertigen. Es ist kaum möglich alles dies, was Müllerschön verliest, aufzulisten. Deutliche Kritik gibt es an dem Abend auch an den städtischen Ämtern, die für die bestehende Vertragssituation am Hofgut Maxau zuständig sind – und an Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD).

Auf wenig Gefallen stößt zudem die BNN-Berichterstattung, die der Versammlung voranging: Eine „neue Eskalationsstufe“ sei erreicht durch den Journalisten, der den Artikel geschrieben habe, meint sarkastisch Tilmann Zahn, der stellvertretende Vorsitzende des Fördervereins. Als „absolut ehrabschneidend“ bezeichnet Thomas Müllerschön den BNN-Kommentar vom Vortag, den er auch gegen sich und seine Frau gerichtet sieht.

Gerlinde Korth übt Kritik an Oberbürgermeister

In einer offenen Aussprache zeigt sich insbesondere Gerlinde Korth in gleich mehreren Wortmeldungen höchst erregt. Es sei „eine Schande, mit Knielingen so umzugehen“. Sie wiederholt die mehrfach anklingende Kritik an OB Mentrup. Für Tilmann Zahn „liegen die Nerven blank“.

Es sei, so sagt er, nicht mehr zu erwarten, dass „die Stadt in dem Konflikt deutlich Stellung beziehe“. Mehrfach war von deren Seite geäußert worden, es handle sich um einen privatrechtlichen Konflikt zwischen Museumsverein und dem Pächter-Ehepaar des Hofguts.

Ute und Thomas Müllerschön waren bis 2012 selbst Pächter

Nicht zur Sprache kommt eine Krux, die den ganzen Streitigkeiten eine besondere Würze gibt: Ute und Thomas Müllerschön waren bis 2012 selbst die langjährigen Pächter des Hofguts, und konnten in der Zeit noch mit allen Absprachen in Sachen Museumsarbeit „frei schalten und walten“ – inzwischen sind Kompromisse mit „den Hoferben“ gefragt.

Neuwahlen stehen 2022 an

Die Schlussfolgerung aus dem Ganzen: Ute Müllerschön und der gesamte Vorstand stellen sich an dem Abend nicht erneut zur Wiederwahl. Zu tief sitzt wohl der Frust aus den Geschehnissen der vergangenen Jahre. Müllerschön, Zahn und die anderen Vorstandsmitglieder bleiben aber vorerst „geschäftsführend“ im Amt, bis zu einer etwaigen Neuwahl, die im ersten Quartal 2022 ansteht.

Den ganz großen Paukenschlag zieht die trotzig wirkende 68-jährige Ernährungswissenschaftlerin und ehemalige Landwirtin für sich selbst: Wenige Stunden vor der Veranstaltung hat Müllerschön die 2018 verliehen bekommene Staufer-Medaille – als eine persönliche Auszeichnung des Ministerpräsidenten für überragendes ehrenamtliches Engagement – im Rathaus dem Oberbürgermeister zurückgeben lassen. Auch dies: mit einer ausführlichen schriftlichen Begründung.

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