Erinnert sich noch jemand an Shrek? Schon vor 20 Jahren stand die am ganzen Körper grüne Figur im Mittelpunkt eines Zeichentrickfilms. Und mancher glaubt, sie jetzt am Karlsruher Wegesrand wiederzuentdecken. Ach du Schreck! Aber nein: Es ist ein Fehlalarm. Zoe Mayer, Karlsruher Direktkandidatin der Grünen, ist grün mit Haut und Haaren, sie taucht komplett ein in die Farbe ihrer Partei, von der Haar- bis zur Nasenspitze.
„Klimaschutz ist wählbar“, verkündet die mit Blick auf das Direktmandat derzeit aussichtsreichste Kandidatin. Und auf einem anderen Aufsteller: „Für Karlsruhe nach Berlin.“ Das wird klappen, Zoe Mayer ist über die Landesliste abgesichert und kann schon vor dem Urnengang am 26. September für die Hauptstadt planen. Inzwischen nimmt der Bundestagswahlkampf Fahrt auf – mit zahlreichen Plakaten werben die Lager jetzt um Stimmen.
Wer mit dem Auto in die Stadt fährt, kommt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit an Ingo Wellenreuther vorbei. Die Plakate des CDU-Abgeordneten, der sein Direktmandat verteidigen möchte, säumen in großer Zahl die wichtigen Routen. Weißes Hemd, dunkles Sakko, aber keine Krawatte: Freundlich lächelt der Parlamentarier dem Betrachter entgegen und stellt sich vor: „erfahren. engagiert. bürgernah.“
Fünf Plakate an einer Laterne
In der Fußgängerzone macht sich Wellenreuther auf den Plakat-Ständern bisher noch rarer. Und kein einziges Plakat der FDP ist zu sehen, die Liberalen legen erst nächste Woche los, 1.000 Plakate seien für Karlsruhe bestellt. Ganz selten trifft man auf einen Aufsteller der AfD, die unter anderem eine Veranstaltung Ende Juli empfahl.
An anderer Stelle lächeln den Passanten stapelweise Gesichter entgegen. Dass da schon mal fünf Plakate an einer Laterne Platz finden, zeigt sich am Marktplatz. Den Platz an der Spitze sichert sich dort SPD-Mann Parsa Marvi. Er wirbt um die Erststimme für das Direktmandat – wobei der Sozialdemokrat doch eher auf den Einzug ins Parlament über die Landesliste hoffen darf.
Zoe Mayer von den Grünen geht da schon einen Schritt weiter: „Alle Stimmen grün“, fordert sie, geziert von einer Sonnenblume. Doch in die Fünfer-Reihe am Mast vor dem Café Böckeler hat sie es nicht geschafft. Unter Marvi finden sich die Linken und die Partei der Humanisten, dann kommt die MLPD, die wie schon bei früheren Urnengängen gewaltig Präsenz zeigt in Karlsruhe. Unten eingereiht hat sich „Die Partei“. Sie verspricht in großen Lettern: „Das kommt hier alles weg!“
„Die Partei“ setzt auf Satire
Wenn es um die Plakate ginge, wäre das ein Vorausblick auf die Zeit nach dem 26. September. Denn bis zur Bundestagswahl wird der Plakatwald absehbar weiter wachsen und gedeihen, nicht aber verschwinden. Volt, Freie Wähler, die Basis oder die Internationalistische Liste: Der Wahlzettel wird absehbar lang.
Das belegt auch der Blick auf die papierenen Werbebotschaften. „Die Partei“ setzt einmal mehr auf Unterhaltungswert: „Windräder im Hardtwald! Die Bäume sind eh bald tot“, lautet eine Forderung. An der Fahrradstraße beim Ettlinger Tor schreiben die Satire-Fans: „Durchgeimpft, gechippt und trotzdem keinen Empfang!“
Für allzu viele Worte ist aber kein Platz, wenn man die Passanten im Vorbeigehen ansprechen will. „Respekt für dich“, verspricht da der SPD-Spitzenmann Olaf Scholz. Und die Grünen schreiben: „Ganz einfach: Gleiche Arbeit, gleiche Bezahlung.“ Den ÖPNV nehmen die Linken ins Visier: „Klimaziel: Bus und Bahn überall und kostenlos“, lautet ihre Forderung.
Autofahrer können ein Buchstabenspiel wagen: Auf Plakaten der SPD sind zwar viele Worte in Schwarz gedruckt. Wer mehr als Schritttempo fährt und etwas lesen will, sollte sich aber auf die knappe Botschaft in Rot konzentrieren: „Industrie Aufbruch ins 21. Jahrhundert.“ Auf rotem Grund kommt auch Kandidat Marvi daher, die Röte steigt ihm aber nicht ins Gesicht: Viele seiner Porträts auf den Plakaten sind schwarz-weiß gehalten.