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Neue Anlage im Zoo eröffnet

Die Karlsruher Luchse haben jetzt zehnmal so viel Platz

Lange wurde gebaut, jetzt haben die vier Luchse im Karlsruher Zoo ihr neues Zuhause bezogen. Der Tierpark hofft außerdem, einen Beitrag zur Ansiedlung der Tiere im Schwarzwald zu leisten.

Luchs Karlchen bei der Einweihung der Luchs-Anlage am Lauterberg im Zoo Karlsruhe.
Karlchen fühlt sich wohl: Seit zweieinhalb Wochen erkundet der Luchs die neue Anlage auf dem Lauterberg im Karlsruher Zoo. Mit Karlchen wohnen dort die Luchsdamen Heidi, Eva und Emily. Foto: Jörg Donecker

Die vielen Menschen lassen Karlchen kalt. Die Augen des Luchses sind auf Pflegerin Pia Zielinski und ihren weißen Eimer gerichtet.

In diesen greift die Tierpflegerin des Karlsruher Zoos immer wieder hinein und wirft Karlchen ein Stück Rindfleisch zu. Der schnappt zu – und wartet geduldig auf den nächsten Brocken.

Karlchen und seine Familie haben die Luchs-Anlage im Zoo bereits vor zweieinhalb Wochen bezogen. Jetzt wurde das 1.100 Quadratmeter große Areal auf dem Lauterberg offiziell eröffnet. Karlchen wohnt dort mit Weibchen Heidi und den beiden fünfjährigen Töchtern Eva und Emily.

Es ist ein Meilenstein, dass wir diese Anlage endlich eröffnen.
Matthias Reinschmidt, Zoodirektor

„Die Tiere haben hier zehnmal so viel Platz wie in der alten Anlage“, freut sich Zoo-Pressesprecher Timo Deible. Das frühere Gehege im Raubtierhaus sei gerade einmal 110 Quadratmeter groß gewesen. Besonders Emily sei in der alten Anlage zusehends unter Druck geraten. Nun – mit mehr Platz – sei die Stimmung der Tiere untereinander wesentlich entspannter.

Corona-Pandemie habe die Bauarbeiten zusätzlich erschwert

„Es ist ein Meilenstein, dass wir diese Anlage endlich eröffnen“, sagt Zoo-Direktor Matthias Reinschmidt erfreut. Bereits 2017 war der erste Spatenstich erfolgt, die Bauarbeiten hatten sich aber immer wieder verzögert. Der Grund dafür ist laut Pressesprecher Deible, dass es bereits zu Beginn Probleme mit dem Fundament gegeben hatte. Die Corona-Pandemie habe die Bauarbeiten zusätzlich erschwert.

Luchse haben ausreichend Rückzugsmöglichkeiten im Karlsruher Zoo

Mit der 900.000 Euro teuren Anlage habe man nun ein naturnahes Gehege mit ausreichend Rückzugsmöglichkeiten für die Luchse geschaffen, sagt der Zoodirektor. Plattformen auf mehreren Ebenen ermöglichen es den Besuchern, von verschiedenen Blickwinkeln aus auf das Tiergehege zu schauen.

Meine Vision ist, dass die Auswilderung des Luchses von Karlsruhe ausgeht.
Matthias Reinschmidt, Zoodirektor

Gleichzeitig will der Zoo mit der neuen Anlage das „Tor zum Nationalpark Schwarzwald“ bilden. Schließlich habe die Stadt vor einigen Jahren eine Patenschaft für den Nationalpark übernommen, sagt Reinschmidt. Mit dem Gehege wolle man nun die Natur mit dem Botschafter-Tier Luchs verbinden.

Reinschmidt hofft auch, etwas zur weiteren Ansiedelung des Luchses im Schwarzwald beitragen zu können. Schließlich sehe die neue baden-württembergische Landesregierung eine Auswilderung der großen Katzen vor. „Meine Vision ist, dass die Auswilderung des Luchses von Karlsruhe ausgeht“, sagt der Zoodirektor dazu.

Der Luchs hat es in Baden-Württemberg nicht so leicht.
Verena Schiltenwolf, Vorsitzende der Luchs-Initiative Baden-Württemberg

Marc Förschler, der beim Nationalpark für den Artenschutz zuständig ist, begrüßt diesen Einsatz. Die neue Anlage gefällt Förschler gut: „Man kann die Badener Höhe im Schwarzwald von hier aus sehen“, sagt er und freut sich.

Luchse sind vom Aussterben bedroht

„Der Luchs hat es in Baden-Württemberg nicht so leicht“, bedauert die Vorsitzende der Luchs-Initiative des Landes, Verena Schiltenwolf. Es sei wichtig, dass der Zoo die Tiere für die Öffentlichkeit sichtbar mache. In der neuen großzügigen Anlage sei es nun möglich, das Verhalten der vom Aussterben bedrohten Luchse zu beobachten.

Einweihung der Luchs-Anlage am Lauterberg im Zoo Karlsruhe: Dagmar Bauer, Matthias Reinschmidt, Verena Schiltenwolf und Marc Förschler zerschneiden das Band.
Eröffnen die Anlage: Tierpflegerin Dagmar Bauer, Zoodirektor Matthias Reinschmidt, Verena Schiltenwolf von der Luchs-Initiative und Marc Förschler vom Nationalpark. Foto: Jörg Donecker

Karlchen, Heidi, Eva und Emily fühlen sich wohl am Lauterberg. Auch wenn lediglich Karlchen zur Fütterung hervorkommt. Genau das ist auch der Sinn der neuen Anlage: Die Tiere sind sichtbar für die Besucher, können sich aber auch ins Dickicht zurückziehen, wenn ihnen danach ist.

„Am Anfang haben sich die Luchse mit dem Hügel schwer getan“, sagt Pressesprecher Timo Deible. Das sei aber völlig normal, schließlich seien die Tiere ein solches Gelände nicht gewohnt gewesen.

In der früheren Anlage kam es zu Konflikten

„Besonders Emily ist in der neuen Anlage richtig aufgeblüht“, sagt Pflegerin Pia Zielinski. Dass es im früheren Zuhause der Tiere hin und wieder zu Konflikten gekommen ist, ist laut Deible nicht ungewöhnlich. „In der Natur würden Jungtiere gar nicht bei ihren Eltern bleiben“, sagt der Pressesprecher. Jetzt könnten sich die Tiere auch aus dem Weg gehen.

Um nicht nur einen Blick auf die Tiere zu werfen, sondern auch hinter die Kulissen zu blicken, hat der Zoo für die Besucher Informationstafeln am Fuße des Lauterbergs aufgestellt. So kann man sich über den Lebensraum der Luchse schlau machen, erfahren, was sie fressen, welche Arten von Luchsen es gibt oder wie lange Jungtiere für gewöhnlich bei ihren Eltern bleiben.

Herrlich, wir haben lange auf diese Anlage gewartet.
Ilse Wadle, Mitglied der Zoofreunde

Den Besuchern gefällt es. Viele Kinder sind unter den ersten, die von den Schultern ihrer Eltern aus an diesem Morgen einen ersten Blick auf die großen Katzen werfen dürfen. Und auch die Zoofreunde freut es. „Herrlich, wir haben lange auf diese Anlage gewartet“, sagt Mitglied Ilse Wadle und lässt den Blick schweifen. Karlchen guckt noch immer nach dem weißen Futtereimer.

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