Nach der Sommerpause will die Karlsruher CDU das Geheimnis lüften, wer als OB-Kandidat der Christdemokraten den Herausforderer für Frank Mentrup beim Urnengang am Nikolaustag macht. Dem Vernehmen nach hält sich ein Kandidat bereit, jetzt geht es allein um das passende Timing: Präsentiert man ihn zu früh, könnte sein Name allzu rasch verschleißen. Präsentiert man ihn zu spät, fehlt möglicherweise die Zeit, ihn ausreichend bekannt zu machen. Zumal niemand weiß, wie sich die Corona-Lage entwickelt.
Bereits jetzt empfiehlt sich eine andere Anwärterin für den Chefsessel im Rathaus: Die 39 Jahre alte Vanessa Schulz will kandidieren. Sie wird von Der Partei unterstützt. Schulz ist zumindest unter online-affinen Karlsruhern keine ganz Unbekannte.
Die neben anderen von Schulz administrierte Facebook-Gruppe „Karlsruhe“ hat mehr als 25.000 Follower. Dort werden unter anderem Diskussionen zur Stadtentwicklung geführt; außerdem ist die gelernte Kauffrau in weiteren Online-Gruppen unterwegs.
Gegenüber den BNN bestätigte die im Raum Osnabrück geborene Wahl-Südstädterin ihre Kandidatur. Als überzeugte Demokratin ist Vanessa Schulz der Meinung, dass es bei einer OB-Wahl mehr als nur einen Kandidaten braucht. Das Amt der Rathauschefin sähe sie bei sich naturgemäß in den besten Händen. Als Kauffrau für Büro-Management könne sie organisieren, ebenso sei sie das Repräsentieren gewöhnt und dank ihrer Kommunikationsstärke habe sie rasch den richtigen Draht zum Gegenüber.
Überzeugte Wechselwählerin
Politisch neigt Vanessa Schulz zu einem pragmatischen Ansatz. Als überzeugte Wechselwählerin liegen ihr die Positionen der Grünen bei Themen wie Fahrrad oder Klima, Ideen der Sozialdemokraten teilt sie eigenen Angaben zufolge bei Fragen um soziale Gerechtigkeit und Gleichstellung. Mit extremen Positionen, wie sie teilweise die AfD verkörpere, habe sie nichts am Hut, so die angehende OB-Kandidatin. Seit 20 Jahren ist Vanessa Schulz verheiratet. Ihr Mann ist als Elektrotechniker tätig. Das Paar ist kinderlos.
Das bisherige Wirken von Oberbürgermeister Frank Mentrup sieht die Herausforderin kritisch. So hätten die juristischen Auseinandersetzungen um das Wildparkstadion vor allem negative Publicity gebracht. Mit Blick auf die Krise am Staatstheater geht sie ebenfalls hart mit dem OB ins Gericht. Der Austausch von Führungspersonal dürfe kein Tabu sein. In der Verkehrspolitik macht sie sich für mehr Park-and-Ride-Plätze stark.
Höchstens Außenseiter-Chancen
Dass sie allenfalls Außenseiter-Chancen hat, ist Vanessa Schulz bewusst. Bundeskanzlerin Angela Merkel habe aber gezeigt, dass Frauen in Führungspositionen gute Entscheidungen treffen könnten. „Wir freuen uns außerordentlich, mit Vanessa Schulz eine kompetente und in weiten Teilen Karlsruhes bereits sehr bekannte Persönlichkeit gefunden zu haben“, sagt Die-Partei-Kreisvorsitzende Tamara Will.
„Zur Beseitigung von Diskriminierung” wolle Schulz Karlsruhe umbenennen lassen: in „Karlasruhe”. Das wäre nur fair - „und in 300 Jahren könne man dann wieder auf die männliche Form zurückwechseln, sollte es dann für Männer überhaupt noch üblich sein, Ämter in der Politik anzustreben”.
Die OB-Wahl findet am 6. Dezember statt. Amtsinhaber Frank Mentrup wird von der SPD und den Grünen unterstützt. Die Freien Wähler und Für Karlsruhe kündigen an, ein Mitglied ihrer Gemeinderatsfraktion ins Rennen zu schicken. Es wird erwartet, dass es sich um die Stadträtin Petra Lorenz handelt.