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Führungen möglich

Diese Karlsruher Garage sollte Menschen bei einem Atomkrieg schützen

In der Zivilschutz-Mehrzweckanlage in der Putlitzstraße in Karlsruhe befindet sich ein Überbleibsel des Kalten Krieges: eine Garage, die bei einem Atomkrieg Schutz bieten sollte.

Menschen machen eine Führung durch einen Bunker
Renate Straub zeigt ihren Gästen, wie Teile der Bevölkerung im Kalten Krieg vor einem heiß gewordenen Gas- oder Atomkrieg geschützt werden sollte. Foto: Jürgen Rösner

Wer in eine Tiefgarage einfährt, denkt sich in der Regel nicht viel dabei, wenn er nach dem Einfahrttor Blechdeckel überfährt. Oder wenn er an der Decke der Parkgarage dicke Lüftungsrohre sieht. Denn diese dürften ja Teile der Garagenbelüftung sein. Dabei haben die Bleche wie die Rohre und auch die mächtige Schiebetür hinter der Einfahrt mit dem eigentlichen Sinn der Garage nichts zu tun.

Die Bleche an der Einfahrt können hochgeklappt werden, um die Schiene freizulegen, auf der dann die dicke Schiebetür aus Beton zufährt und die Garage hermetisch abschließt. Denn die Tiefgarage an der Südweststädter Putlitzstraße ist ein Überbleibsel des Kalten Krieges.

Als sie gebaut wurde, und das war erst am Ende der 1980er Jahre, wurde die Garage eine Zivilschutz-Mehrzweckanlage. Sie war dazu angelegt, beim Ausbruch eines heißen Atom- oder Gaskrieges auf jeder der beiden Etagen 1.122 Personen aufzunehmen. Und sie konnte dann luftdicht abgeschlossen werden. Zwei Wochen sollte dort unten ein Überleben möglich sein, allerdings auf ziemlich spartanischem Niveau mit spärlich Platz und kaum vorstellbaren hygienischen Bedingungen.

Zuflucht nach dem Windhundprinzip: Wer zuerst kommt, hat Glück

32 dieser doppelt nutzbaren Tiefgaragen gab es Karlsruhe, weiß Renate Straub vom Verein „stattreisen Karlsruhe“. Straub führte am Montag ein knappes Dutzend Interessierter durch die Garage und zeigte deren zweiten, nicht mehr benötigten Zweck.

Nach dem Ende des Kalten Krieges wurden diese Zivilschutzanlagen nicht mehr gepflegt und gewartet. Seit dem Jahr 2007 gibt es keinen flächendeckenden, vom Bund betriebenen Zivilschutz mehr und die Garagenbesitzer können die Entwidmung der Anlagen beantragen – damit die Einrichtungen entfernt werden können.

Straub engagiert sich aber dafür, dass zumindest eine – eben die in der Putlitzstraße – erhalten bleibt. Um demonstrieren zu können, was sich der Staat vor allem nach der Kubakrise 1962 ausgedacht hat, um wenigstens einen Teil der Bevölkerung zu schützen. Von der Eigentümerin, der Genossenschaft Ardensia (früher Familienheim) hat sie die Zusage, dass sobald nichts passiert.

Für rund ein Viertel aller Karlsruherinnen und Karlsruher standen Plätze in solchen Zivilschutzanlagen zur Verfügung. Rein kam, wer nach dem Windhundprinzip zuerst da war. „Gott sei Dank“, zeigt sich Straub erfreut, „mussten die Anlagen nie genutzt werden“. Zumal sie trotz mächtiger Einrichtungen wie riesige Luftfilter oder ein großer Dieselmotor als Notstromaggregat nicht wirklich sicher ist, ob die Anlage tatsächlich ihren Zweck erfüllt hätte.

Liegeplätze wären für ein Drittel der Menschen vorhanden gewesen. Dies hätte bedeutet, dass in einem Dreischichtsystem sitzen für 16 und liegen oder schlafen für acht Stunden angesagt war. Und das außer in der Krankenstation auf ziemlich unbequemen, dünn bespannten Doppelstock-Liegen.

Eine zweite Führung bietet Renate Straub am Montag, 4. Oktober, wieder um 17 Uhr an. Anmeldung über (07 21) 1 61 36 85 oder www.stattreisen-karlsruhe.de.

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