
Festgeklebte Klimaaktivisten auf den Straßen, mit Tomatensoße oder Kartoffelbrei besudelte Kunstwerke – nach Einschätzung eines Karlsruher Umweltaktivisten wird das auch künftig weiter der Fall sein. Werden sich bald schon wieder wie im Mai junge Menschen auf die Südtangente kleben?
Pawel Bechthold, Schüler und Mitorganisator von „Fridays for Future“-Veranstaltungen sagt: „Die Verzweiflung in meiner Generation ist groß. Und solange keine Dialogbereitschaft herrscht, werden die Menschen auch weitermachen.“ Dabei entzündet sich schon an Info-Abenden die Kritik. Eine in der vergangenen Woche angekündigte Veranstaltung der „Letzten Generation“ in der Karlshochschule löste heftige Kritik der Jungen Union Karlsruhe aus.
„Auch für die Meinungsfreiheit sind Grenzen gesetzt – dort, wo sie die Freiheiten anderer einschränkt“, so Tobias Bunk. Der Kreisvorsitzende der Jungen Union spricht von Straßenblockaden unter anderem jener in Berlin, bei der sich Aktivisten an einer Schilderbrücke festgeklebt hatten. Im Stau steckte ein Spezialfahrzeug der Feuerwehr, das zur Bergung einer von einem Betonmischer überfahrenen Radfahrerin unterwegs war.
Wollte die „Letzte Generation“ in der Karlshochschule rekrutieren?
„Die ,Letzte Generation‘ wirbt aktiv für solche Aktionen“, sagt Bunk. „Proteste, die einen gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr darstellen, verurteilen wir“, erklärt der JU-Vorsitzende weiter. Die Junge Union sieht hier auch die Karlshochschule in der Verantwortung, in der die „Letzte Generation“ am Abend des 3. Novembers eine Veranstaltung mit einem Alumnus der Hochschule angekündigt hatten.
„Hier hätte die Karlshochschule die Notbremse ziehen müssen“, fordert Bunk. Stattdessen habe es sich um eine Rekrutierungsveranstaltung der „Letzten Generation“ gehandelt. In einem offenen Brief forderte die Junge Union dann auch Konsequenzen: Robert Lepenies, Präsident der Karlshochschule, solle die Protestaktionen der „Letzten Generation“ verurteilen und sich öffentlich distanzieren.
Im Gespräch mit dieser Redaktion wünscht sich Bunk klare Kante: „Wenn die Hochschule die ,Letzte Generation‘ unterstützen will, dann kann man das nicht verbieten. Aber dann sollte man dazu stehen.“ Karlshochschulpräsident Lepenies hat gegenüber dieser Redaktion angekündigt, nun persönlich mit Tobias Bunk das Gespräch zu suchen.
Wir haben versucht, nett zu sein. Aber darauf hat niemand reagiert.Pawel Bechthold, Organisator bei „Fridays For Future“
Darüber hinaus: Der erwähnte Info-Abend wurde offensiv in der Innenstadt beworben. JU-Vorsitzender Bunk berichtet von der Flyer-Verteilung, die nicht an Haustüren Halt machte. Die jungen Menschen seien in die Hausflure gelangt und hätten Zettel auch an die Wohnungstüren geklebt. „Ohne abgedrucktes Impressum auf den Flyern“, so Bunk.

Die beworbene Veranstaltung fand nie statt. Ein bei der Hochschule eingeworfener Zettel mit ernstzunehmenden Drohungen habe zur Absage geführt, erklärte Präsident Lepenies in der vergangenen Woche. Nach Rücksprache mit der Polizei sei man zu dem Entschluss gekommen abzusagen.
Ein Fall, aber unterschiedliche Schilderungen
Hier unterscheiden sich die Schilderungen: Die Polizei bestätigt zwar den Anruf aus der Karlshochschule. Die Kriminalpolizei habe mit der Schule telefoniert, erklärt ein Polizeisprecher. Auch der Inhalt des Drohschreibens wurde diskutiert. Der Inhalt sei nicht konkret genug gewesen, um eine Gefährdungslage daraus abzuleiten.
Abgesagt worden sei die Veranstaltung aber aus einem formalen Grund, so die Polizei. Sie sei bei der Hochschulleitung unter einem falschen Vorwand angemeldet worden. Nachfragen per Telefon und Mail zum Sachverhalt bei der Schule blieb bis Redaktionsschluss unbeantwortet.
Pawel Bechthold wurde schon öffentlich angegangen. „Aber damit kann ich umgehen.“ Drohungen gegen das eigene Leben habe es bisher noch nicht gegeben. Er werde sich auch weiter engagieren, um seinem Anliegen Gehör zu verschaffen. „Wir haben versucht, nett zu sein. Aber darauf hat niemand reagiert. Ich denke nicht, dass die ,Letzte Generation‘ aufhört.“