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Junger Chemisch-Technischer-Assistent angeklagt

Drogenproduktion im heimischen Labor: „Breaking Bad“ in der Karlsruher Nordstadt

Ein lauter Knall erschütterte im Januar die Karlsruher Nordstadt: Ein Chemie-Assistent hortete in einer Doppelhaushälfte Sprengstoff und Waffen - und hatte sich eine Drogenküche eingerichtet. Jetzt musste er sich vor Gericht verantworten.

Verurteilung: Eine Bewährungsstrafe hat das Amtsgericht einem jungen Nordstädter aufgebrummt. Er besaß Rauschgift, Sprengstoff und verbotene Waffen.
Verurteilung: Eine Bewährungsstrafe hat das Amtsgericht einem jungen Nordstädter aufgebrummt. Er besaß Rauschgift, Sprengstoff und verbotene Waffen. Foto: Jörg Donecker

Es war am 15. Januar vergangenen Jahres, als ein mächtiger Knall die Karlsruher Nordstadt erschütterte. Bei der Polizei meldeten Dutzende besorgte Anrufer das mysteriöse Ereignis. Eine Detonation? Vielleicht eine Verpuffung? Eine zweistellige Zahl an Streifenwagen setzte sich sofort in Bewegung in Richtung Louisianaring, um der Sache auf den Grund zu gehen.

Am Donnerstag hat das Schöffengericht am Karlsruher Amtsgericht diese und noch andere Sachen aufgearbeitet. Am Ende stand eine zweijährige Bewährungsstrafe: Der demnächst 25 Jahre alte Angeklagte, ein ausgebildeter Chemisch-Technischer Assistent, hat nach Überzeugung des Gerichts nicht nur vorsätzlich mit illegalem Sprengmaterial hantiert, sondern auch gegen das Waffenrecht verstoßen.

Vor allem aber: Der gebürtige Germersheimer hat Betäubungsmittel im Besitz gehabt. „Das sind keine Bagatellen sondern erhebliche Straftaten“, stellte Vorsitzender Richter Constantin Hofmann in seiner Urteilsbegründung klar. Man habe bei der Bestrafung gerade noch im Rahmen dessen bleiben können, was zur Bewährung ausgesetzt werden könne. Die Staatsanwältin hatte dem jungen Mann „Handeltreiben mit Betäubungsmittel in nicht geringer Menge“ vorgeworfen und zwei Jahre auf Bewährung gefordert. Dagegen beantragte der Rechtsanwalt des Mannes, Giuseppe Olivo maximal eine Bewährungsstrafe von neun Monaten.

Fall erinnert an US-Serie „Breaking Bad“

Das sind zumindest die juristischen Kategorien. Die praktische Seite des Falles erinnert eher an die US-Serie „Breaking Bad“. Denn in der Doppelhaushälfte in der Nordstadt, die ihm zusammen mit seinen Geschwister gehört, hatte sich der junge Mann eine Art chemisches Labor eingerichtet.

Das sind keine Bagatellen sondern erhebliche Straftaten
Constantin Hofmann, Vorsitzender Richter

„Zum Eigenkonsum“, wie er betonte, wollte er dort Amphetamin herstellen. Die Ausstattung war für diesen Zweck grundsätzlich geeignet, befand ein promovierter Chemiker des Landeskriminalamts (LKA). Ein Liter Benzaldehyd diente aus Ausgangsstoff, daneben fanden die Ermittler aber auch die als „K.O.-Tropfen“ berüchtigte Substanz GHB, den Arzneistoff Tidilin sowie wenige Gramm Kokain.

Mehr als nur die erste Stufe?

Dass der junge Chemie-Assistent die Herstellung von Amphetamin grundsätzlich im Sinn hatte, war für das Gericht am Schluss zwar wahrscheinlich, fraglich blieb jedoch, ob die Produktion tatsächlich über die Herstellung der so genannten Amphetamin-Base - die erste Stufe der Herstellung - hinausging.

Obschon die Polizei im Haus des Mannes Kapseln, Zip-Tütchen, eine Feinwaage sowie ein Ringbuch mit einschlägigen Eintragungen fand und obwohl sich in seinem Tresor 1.000 Euro in bar sowie zwei Butterfly-Messer und ein Schlagring fanden, fehlte doch die letzte Gewissheit für eine Verurteilung wegen Handeltreibens mit Betäubungsmitteln. Der Täter beschrieb sich selbst als gelegentlichen Konsumenten von Amphetamin, betonte aber, nicht abhängig zu sein. Ausschließlich zum Eigenkonsum habe er die Drogen herstellen wollen, machte er deutlich. Der Erwerb auf der Straße sei ihm zu heikel geworden.

Hochexplosiver Sprengstoff

Mehr als heikel war nach Darstellung eines Sprengstoffexperten des LKA auch das Arsenal an Explosivstoffen im Besitz des Chemiefreundes, etwa ein so genannter Blitzknallsatz, Schwarzpulver, Zellulosenitrat sowie der hochexplosive Initialsprengstoff HMTD. Bereits leichter mechanischer Einfluss kann genügen, um ihn zur Entzündung zu bringen. Eigenen Angaben zufolge wollte der 25-Jährige damit experimentieren und klangvollere als die üblichen Knallkörper herstellen.

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