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Zukunft des Gebäudes im Gewerbegebiet

Immobilienbesitzer schätzt Wahrscheinlichkeit für ein Bordell in Karlsruhe-Durlach auf 70 Prozent

Unternehmer Kerem Bayrak lädt Bürger und Medien am 6. Mai zu einer Informationsveranstaltung. Darin will er über die Pläne für das Gebäude in der Ottostraße sprechen und Fragen beantworten.

Adresse mit Zukunft: Kerem Bayrak erläutert mögliche Nutzungen seiner Immobilie in der Ottostraße – vom Business-Hotel bis zum Großbordell.
Adresse mit Zukunft: Kerem Bayrak erläutert mögliche Nutzungen seiner Immobilie in der Ottostraße – vom Business-Hotel bis zum Großbordell. Foto: Wolfgang Voigt

In Sachen Bordellpläne geht Kerem Bayrak in die Offensive. Der Karlsruher Unternehmer lädt am 6. Mai zu einer Informationsveranstaltung, in der er über die Zukunft des Gebäudes in der Durlacher Ottostraße informieren möchte.

Eingeladen zu der von ihm „Pressekonferenz“ genannten Veranstaltung im Hotel „Der Blaue Reiter“ sind neben den Medien auch „interessierte Bürger“. Man werde dabei Fragen beantworten und die Beweggründe für die geplanten Veränderungen beleuchten, heißt es in der Einladung.

Das Hotel als Gastgeber wusste bis zur Anfrage der Redaktion zu diesem Thema am Montag nichts von der Art und vom Inhalt der Veranstaltung.

Er verstehe die Sorgen der Bürger, sagt Bayrak im Gespräch mit dieser Redaktion. Die Veranstaltung mache er, um transparent zu sein und mit den Bürgern direkt zu sprechen. Vor allem in Durlach stößt das Vorhaben, in dem Haus (Baujahr 1986) ein Großbordell zu eröffnen, auf Kritik.

Die Bürgerinitiative „Durlach gegen Prostitution“ sammelte rund 2.300 Unterschriften als Ausdruck des Protestes gegen das Vorhaben. Offiziell bewilligt hat die Stadt kürzlich eine entsprechende Bauvoranfrage des Immobilienbesitzers.

Kaufinteressent aus Hamburg

Im Gespräch mit dieser Redaktion schätzt Kerem Bayrak die Wahrscheinlichkeit, dass die Ottostraße 4 künftig ein Ziel für Rotlicht-Touristen wird, auf 70 Prozent.

Der Unternehmer hat nach eigenen Angaben einen Kaufinteressenten gefunden. Dieser sitze in Hamburg und wolle ein Bordell aus der Immobilie machen. Gehe der Kauf wie von beiden Seiten geplant über die Bühne, werde das so kommen. Bayrak möchte für das Haus 4,5 Millionen Euro, das sei angemessen. Eine Aufstockung des Gebäudes sei übrigens möglich.

Ob dort ein Bordell ist oder die AfD einzieht, ist mir egal.
Kerem Bayrak, Unternehmer

Sollte doch ein anderer Interessent zum Zug kommen, hat der 23-Jährige keine Präferenz, was der mit dem Gebäude macht. „Ob dann dort ein Bordell ist, eine IT-Firma oder die AfD einzieht, ist mir egal“, sagt Bayrak.

Er verstehe die Sorgen der Bürger. Sie müssten allerdings „große Politiker in Berlin oder Stuttgart“ ansprechen, um ihren Protest gegen Prostitution auszudrücken.

Bayrak wird der Adresse nach einem Verkauf den Rücken kehren. Er hat dort noch Räumlichkeiten für seine Ein-Mann-Firma Bayrak International UG. Wohin er mit seinem Büro zieht, sei noch offen, zumal er eine längere Pause einlegen will.

Das Projekt Ottostraße sei so nervenaufreibend, dass er nach dem Abschluss ein Jahr durch die USA reisen möchte – „als Auszeit und zur Inspiration“.

In der Ottostraße sind Bordelle grundsätzlich erlaubt

Von Bürgern bekommt Bayrak nach eigenen Angaben viele Mails und Anrufe. 70 Prozent von ihnen seien positiv, 30 Prozent „freundlich-kritisch“. Um ein Freudenhaus zu verhindern, hat sich die Bürgerinitiative „Durlach gegen Prostitution“ mit derzeit rund 15 Aktiven gebildet.

Die rechtlichen Umstände der Bordellpläne für die östliche Ottostraße beim Killisfeld sind besonders. 2021 beschloss der Gemeinderat ein Konzept für so genannte Vergnügungsstätten, typischerweise Spielhallen.

Festgelegt ist darin, wo in der Stadt sie zulässig sind und wo nicht. In der Ottostraße sind demnach Bordelle erlaubt. Sie sollen damit anderswo verhindert werden, erklärt Baubürgermeister Daniel Fluhrer (parteilos): „Wenn überhaupt ein Bordell, dann da – da stört es am wenigsten.“

Bordelle gelten zwar seit höchstrichterlichem Urteil des Jahres 2012 nicht als Vergnügungsstätte, aber als in Gewerbegebieten ausdrücklich verträglich.

Hotel wusste nichts vom Thema der Pressekonferenz

Gebucht habe Kerem Bayrak das Hotel als Veranstaltungsort über den Namen seiner Firma. Dass eine Pressekonferenz zu den Bordellplänen stattfindet und dass auch Bürger eingeladen sind, war Hotelier Marcus Fränkle bis dahin nicht bewusst. G

ebucht habe die Firma einen 100 Quadratmeter großen Raum (Kosten: 760 Euro) für 70 Personen. Fränkle befürchtet, dass der Raum zu klein ist. Er kündigt an, mit Bayrak noch das eine oder andere Gespräch zu führen.

Fränkle ist kein Freund der Bordellpläne, wie er sagt, müsse aber das Private vom Geschäftlichen trennen. „Wir stehen für Dialog und freuen uns, dass über das umstrittene Thema diskutiert wird“, sagt der Hotelier. „Vielleicht bekommen wir es ja dadurch noch hin, dass die Pläne so nicht umgesetzt werden.“

Service

Die Veranstaltung am 6. Mai im Hotel „Der Blaue Reiter“ (Amalienbadstraße 16, Durlach) beginnt um 14 Uhr. Einlass ist zwischen 13.30 und 13.55 Uhr. Für den Einlass braucht man ein Ticket (Kosten: 1,53 Euro), buchbar bis 28. April unter folgenden Links: https://bayrakrealestate.com/ticket-press-conference/ und https://www.eventim-light.com/de/a/643f2a98d5136915513c5b08

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