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Vom Aushängeschild zum Sorgenkind

Eilantrag fordert Erhalt des Gebäudes: Was wird aus dem „Ochsen“ in Karlsruhe-Durlach?

Das ungewisse Schicksal des „Ochsen“, des ältesten Hauses Durlachs, bewegt die Bürger und die Ortschaftsräte. Noch Ende 2020 schien seine Zukunft als Edel-Restaurant gesichert, doch Mitte Februar platzte der Traum. Nun ist die Zukunft ungewiss.

12.03.2021 Durlach: Restaurant Zum Ochsen und Torwärterhaus
Zeitzeugen aus Stein: In Durlach stehen am Ende der Ochsentorstraße das älteste Haus des Stadtteils, der „Ochsen“ (links), und das Torwärterhaus. Mit der Gastronomie an traditioneller Stelle könnte es nun vorbei sein. Foto: Jörg Donecker

Der „Ochsen“ in Durlach ist innerhalb eines Vierteljahres vom Aushängeschild des Stadtteils zu seinem Sorgenkind geworden. Seit 350 Jahren steht das prachtvolle Fachwerkgebäude am nördlichen Ende der Ochsentorstraße. Es ist damit das älteste bewohnte Haus des Stadtteils, der vor 825 Jahren erstmals urkundlich erwähnt wurde.

Noch Ende 2020 schien die Zukunft des „Ochsen“ als Edel-Restaurant gesichert, obwohl die langjährige Inhaberfamilie Jollit das Anwesen verkaufte. Doch schon im Februar platzte der Traum. Nun ist die Zukunft ungewiss.

Per Eilantrag hat deshalb jetzt der Ortschaftsrat Durlach die Stadtverwaltung aufgefordert, „alle rechtlichen, insbesondere planungs- und denkmalrechtlichen Mittel auszuschöpfen“, um das Gebäude zu erhalten. Die Kommunalpolitiker verbinden dies mit dem Appell, den „Ochsen“ auch in seiner jahrhundertealten Nutzung als Gaststätte in Durlach zu erhalten.

Torwärterhaus wurde im letzten Moment erhalten

Schon das Ringen um den Erhalt des Torwächterhauses in der Ochsentorstraße schräg gegenüber dem „Ochsen“ hatten viele historisch interessierte Bürger mit Spannung verfolgt. Das Tauziehen war erst im Sommer 2020 zugunsten des Gebäudes aus der Zeit um 1800 ausgegangen. Die Stadt hatte das kleine Haus gekauft, unter anderem mithilfe erheblicher privater Spenden. Nun sorgen sich historisch Interessierte wegen des plötzlichen Kurswechsels wieder, diesmal um die große Tradition der Gaststätte „Zum Ochsen“.

Seit langem gilt die Gastwirtschaft an der heutigen Pfinzstraße als bemerkenswerte Adresse. Allerdings gibt es einen berühmteren Namensvetter in Grötzingen, das „Gasthaus zum Goldenen Ochsen“. Diesem ältesten Wirtshaus im Kreis Karlsruhe widmet in der Publikation „Kleine Chronik von Durlach“ aus dem Jahr 1824 der Verfasser Siegmund Friedrich Gehres einen Absatz. „In dem Gasthause Zum Goldenen Ochsen befindet sich unter anderem ein steinernes unterirdisches Gewölbe“, schreibt der Chronist. Dorthin habe ihn um das Jahr 1809 „ein naher Anverwandter des Eigenthümers Rink zu Durlach“ geleitet.

Gehres erklärt, dass die Menschen auf diese Bauweise setzten, um „zu Kriegs- oder Friedenszeiten“ die Familie und die „besten Habseligkeiten vor aller Feuersgefahr in vollkommene Sicherheit zu bringen“.

Hotelbetrieb soll bleiben

Nach aktuellem Planungsstand soll das Hotel im Obergeschoss des Durlacher „Ochsen“ weitergeführt werden, sobald aufgrund entsprechend gelockerter Corona-Bestimmungen wieder geöffnet werden darf. Auf dem hinteren Teil des Grundstücks sollen Apartments entstehen, sobald dafür eine Baugenehmigung vorliegt.

Die Entscheidung, den Gastronomiebetrieb doch nicht weiterzuführen, sei im Dezember gefallen. Daraufhin sei auch der Weinkeller aufgelöst worden. So hatten der jetzige Inhaber, die Amaro Gruppe aus Eggenstein, und der mit der Umgestaltung beauftragte Durlacher Architekt Schahryar Essari Mitte Februar auf Nachfrage der Badischen Neuesten Nachrichten den Sachstand geschildert. Unklar blieb zunächst, ob das Erdgeschoss zu Büroräumen umgebaut wird.

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