Noch dämmert ein Teil des früheren Geländes der Badischen Maschinenfabrik Durlach (BMD) weitgehend vor sich hin. Doch es gibt große Pläne für die westliche Hälfte des Areals hinter der durchgezogenen Mauer entlang der Pforzheimer Straße.
Es geht um einen langen Abschnitt bis zur Ecke des alten Industriegeländes. Da, wo sich aktuell das Möbelhaus Grüner Krebs befindet, schließt sich ein Geländestreifen Richtung Osten am Südrand der Pfinzstraße an. Mehrere große Hallen dokumentieren auf der Gesamtfläche in Form eines großen L, dass dort lange industrielle Geschichte geschrieben wurde. Nun könnten in nicht allzu ferner Zukunft neues Gewerbe in restaurierte Räume einziehen und auch erstmals viele Menschen wohnen.
Nach längeren Vorgesprächen hinter den Kulissen ist das Projekt jetzt in der Sitzung des Ortschaftsrats Durlach erstmals öffentlich vorgestellt worden. Die Stadt sei bereit, die bisher hundertprozentig gewerbliche Nutzung zu ändern. 40 Prozent Wohnen und 60 Prozent Gewerbe seien der bisher verhandelte Kompromiss, hieß es in der Karlsburg. Letztlich liegt die Entscheidung beim Gemeinderat.
Grünes Licht für neuen Mix mit Wohnen
Weil die Stadtverwaltung prinzipiell grünes Licht signalisiert für diesen Kurswechsel und eine Mischung von Wohnen und Gewerbe erlauben will, zeichnet sich möglicherweise nun die nächste Raumfabrik für Karlsruhes größten Stadtteil ab. Vorangegangen sind bereits die intensive Umgestaltung des früheren Nähmaschinenhersteller-Areals zwischen Ernst-Friedrich- und Amalienbadstraße sowie die Umwandlung im östlichen Gelände. Vor 2022 oder 2023 allerdings kann es absehbar nicht losgehen mit diesem dritten Großprojekt.
Besitzer der Fläche im Nordwesten des weitgehend in sich geschlossenen ehemaligen Werksareals ist das in Durlach an zwei Standorten ansässige Unternehmen Dr. Willmar Schwabe. Es produziert pflanzliche Arzneimittel und Nahrungsergänzungsmittel jenseits der Pforzheimer Straße nahe dem Durlacher Bahnhof. 1999 erwog die Firma eine Erweiterung auf dem BMD-Gelände. Inzwischen ist die Perspektive eher eine Verlagerung der Produktion an die Ottostraße. Dort, in typischem Gewerbegebiet, sitzt derzeit die Firmenverwaltung, die wiederum in Bahnhofsnähe gut untergebracht wäre.
Aufstocken und Restaurieren
Die markanteste Neuerung im einstigen BMD-Komplex soll an der Pforzheimer Straße nahe der Ecke Pfinzstraße ein 14 Stockwerke hoher Neubau sein. Das Gebäude nahebei, heute Möbelmarkt, soll aufgestockt und dadurch vier oder fünf Geschosse hoch werden. Zum Vergleich: Die Wohntürme der sogenannten Richt-Anlage in der Pfaffstraße in Durlach sind 15 Stockwerke hoch.
Ob an der Pfinzstraße weitere sieben würfelförmige Wohnhäuser vor- und zurückversetzt mit zwei, drei oder im rückwärtigen Bereich auch fünf Stockwerken entstehen oder ob stattdessen die dort stehende Werkshalle umgenutzt wird, ist noch offen. Auch das Kesselhaus ist nur in einer von zwei Varianten erhalten, die Architekt Arno Klemm den Ortschaftsräten präsentierte.
Neue Wege für Fußgänger und Radfahrer
Mehrere andere Industriehallen will die Eigentümerfirma hingegen anspruchsvoll restaurieren und für neue Nutzungen einrichten. Vielleicht entfaltet dann auch ein freigelegtes Hallengerüst in Form einer Markthalle originellen Schick. Außerdem sollen Mauerdurchbrüche Fußgängern und Radfahrern neue und attraktive Wege eröffnen, abseits der Autos auf den Straßen ringsum.
Das Vorhaben fügt sich gut in den Zeitplan: Durlach arbeitet mit der Stadt Karlsruhe Hand in Hand daran, den direkt angrenzenden westlichen Ortseingang und das Umfeld des Bahnhofs Durlach städtebaulich zu sanieren. Die angestrebte Verquickung neuen Wohnraums mit der Ansiedlung passenden Gewerbes und attraktiver architektonischer Gestaltung kommentierten die Fraktionen im Ortschaftsrat positiv. „Wenn wir es schaffen, das Gelände in den nächsten Jahren so zu entwickeln, ist das die beste Wirtschaftsförderung für unser B-Zentrum Durlach“, resümierte die Ortsvorsteherin Alexandra Ries.