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Jahresrückblick - Januar bis März

Turmbergbahn in Karlsruhe-Durlach: der Zaun des Anstoßes

Fast 6.000 Menschen haben eine Petition gegen die Verlängerung der Turmbergbahn unterzeichnet. Startschuss der Petition war kurz nach der öffentlichen Präsentation der Neubaupläne am 28. Januar 2021. Was ist da passiert?

Der mögliche Wegfall des Grünstreifens an der Bergbahnstraße durch den Bau einer neuen Turmbergbahn stößt bei Anwohnern und Projektgegnern auf Kritik.
Der mögliche Wegfall des Grünstreifens an der Bergbahnstraße durch den Bau einer neuen Turmbergbahn stößt bei Anwohnern und Projektgegnern auf Kritik. Foto: Jörg Donecker

An den 28. Januar 2021 erinnert sich Nahverkehrsplaner Christian Höglmeier von den Verkehrsbetrieben Karlsruhe noch gut. An diesem Tag werden bei einer digitalen Bürgerinformationsveranstaltung erstmals konkrete Pläne des Seilbahnunternehmens Garaventa für den barrierefreien Neubau der historischen Turmbergbahn präsentiert. Viele der vorgestellten Zahlen und Fakten sind bereits bekannt.

Ohnehin hat der Gemeinderat im Oktober 2020 bereits grünes Licht für den Neubau gegeben. Trotzdem wird ein Bild aus der Präsentation anschließend zu einem Symbol des Widerstands.

Die Visualisierung eines 1,80 Meter hohen Schutzzauns entlang der verlängerten Gleistrasse stößt einigen Anwohnern nämlich derart sauer auf, dass sie wenige Tage später die Bürgerinitiative „Zukunft Turmbergbahn“ ins Leben rufen. Und die Protestbewegung nimmt schnell Fahrt auf. Eine Online-Petition gegen die Verlängerung der Gleistrasse hat bereits Ende März 4.000 Unterstützer, bis Ende des Jahres sind es über 6.000.

„Es war klar, dass wir mit diesem Projekt nicht nur auf Gegenliebe stoßen“, sagt Höglmeier, schließlich habe es bereits bei der ersten Ankündigung des Neubau-Projekts kritische Stimmen gegeben. Von der Massivität des Protests ist der heutige Geschäftsführer der Verkehrsbetriebe Karlsruhe dennoch überrascht. „Die Bürgerinitiative war extrem gut organisiert.“

Viele Anträge im Gemeinderat

Denn auch in den politischen Gremien ist der Neubau bald wieder ein Thema. Sowohl im Gemeinderat als auch im Ortschaftsrat Durlach werden im Monatstakt Anträge gestellt. Der Einsatz von selbstfahrenden Pendelbussen zwischen der Endhaltestelle der Straßenbahn bis zur jetzigen Talstation soll dabei ebenso untersucht werden wie die Möglichkeit für einen barrierefreien Ausbau der Bestandstrasse. Komplett neue Erkenntnisse bringt aber keiner der Anträge, und für die Verkehrsbetriebe ist die Beantwortung solcher Vorstöße bei Großprojekten Routine.

Neu ist dagegen, dass einige der strittigsten Fragen im September bei drei Workshops zur Gestaltung der künftigen Bergbahn mit Bürgern diskutiert werden. „Da haben auch die Architekten von Garaventa erfahren, was die Leute in Durlach wirklich wollen“, sagt Höglmeier. Der wichtigste Kritikpunkt der Projektgegner, die Verlängerung der Trasse bis zur Bundesstraße 3, steht zwar nicht zur Debatte.

Aber nach den Workshops ist klar, dass die Höhe des Schutzzauns durch eine Absenkung reduziert und das wuchtige Erscheinungsbild der Talstation mit einem vorgezogenen Dach gelockert werden kann. „Solche Dinge hatten wir vorher überhaupt nicht im Blick. Alleine deshalb waren die Workshops wichtig für die Akzeptanz des Projekts in der Öffentlichkeit“, findet Höglmeier.

Gegner haben sich zerstritten

Dass er nicht alle Gegner von der Sinnhaftigkeit des Neubaus überzeugen kann, ist dem erfahrenen Nahverkehrsplaner klar. Dennoch sieht er dem künftigen Verfahren bis zum Planfeststellungsbeschluss einigermaßen gelassen entgegen. Ortschaftsrat und Gemeinderat stellen das Projekt trotz zahlreicher Vorstöße nicht mehr öffentlich infrage.

Und die Kritiker treten mittlerweile nicht mehr geschlossen auf. Die Bürgerinitiative „Zukunft Turmbergbahn“ mit Sprecherin Andrea Gerardi wirbt auf ihrer Internetseite zwar ebenso für die Petition wie die „Freunde der Turmbergbahn“ von Armin Seideneder auf Facebook – doch das Tischtuch zwischen Gerardi und Seideneder ist schon länger zerschnitten. Gemeinsame Aktionen werden keine mehr geplant.

Aufgeben kommt für die überzeugten Gegner des Neubauprojekts trotzdem noch nicht infrage. Vor allem Anwohner, die keine eingezäunte Gleistrasse vor der eigenen Haustüre wollen, machen weiter mobil und bringen während des Scoping-Verfahrens am Regierungspräsidium Karlsruhe fristgerecht Einwände vor. Höglmeier lässt sich davon aber nicht aus der Ruhe bringen. „Wir haben umfangreiche Gutachten erstellen lassen, in denen eigentlich alle Fragen beantwortet werden.“

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